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Mädchen im Kindergarten missbraucht Kita Westeregeln: Kindergärtner gesteht Missbrauch

Von Regine Lotzmann 22.02.2019, 17:01
Der 26-jährige Angeklagte kommt in Handschellen zur Verhandlung ins Landgericht Magdeburg.
Der 26-jährige Angeklagte kommt in Handschellen zur Verhandlung ins Landgericht Magdeburg. dpa

Magdeburg/Westeregeln - „Es waren Momente, wo das Denken nicht funktioniert hat. Es ist wie ein Blitz in den Kopf reingeschlagen und es fehlte die Möglichkeit, den Strom in die Erde abzuleiten“, sagte der Angeklagte mit weinerlicher Stimme und entschuldigte sich bei den Eltern für seine Taten.

Der 26-Jährige - ein Erzieher aus einer Kindertagesstätte in Westeregeln im Salzlandkreis - stand am Freitag wegen sexuellen Missbrauchs von zwei zur Tat fünfjährigen Mädchen vor dem Magdeburger Landgericht.

Das Medieninteresse war riesig, die Zuschauerreihen im Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Gleich zu Beginn hatte der Erzieher seine Taten mit stockenden Worten gestanden, was den Mädchen das Aussagen ersparte. Sieben Mal soll er sich vor allem im vergangenen April und August im Kindergarten an zwei seiner Schutzbefohlenen vergangen haben: in einer Toilette gleich neben dem Gruppenraum und in einem Abstellraum für Kinderwagen. Manchmal im Abstand weniger Minuten.

Während der Schilderung der Taten flossen bei den Eltern der Mädchen, die als Nebenkläger auftraten, die Tränen. Der Angeklagte sprach von einer Art Sucht, die ihn förmlich überkam, Momenten, in denen er nicht klar denken konnte. „Wir reden von Sekunden, von Augenblicken. Danach klappte der Schalter wieder um und ich dachte: Was tust du da? Was tust du dem Kind da an?“ Und er habe sofort damit aufgehört, tiefe Reue und Scham empfunden, beteuerte er.

„Das ist für mich wirklich nicht plausibel“, sagte die Vorsitzende Richterin. Sobald sie nach Details und Motiven fragte, bekam sie vom Angeklagten die Antwort, dass er sich nicht mehr erinnern könne.

Für sie passte es nicht zusammen, dass die Taten auf der einen Seite nur Sekunden gedauert haben und ungeplant gewesen sein sollen, der Angeklagte die Übergriffe andererseits sogar gefilmt hatte. Die Videos und weitere Fotos von Kindergartenkindern beim Umziehen oder Toilettengang hatte die Polizei bei der Durchsuchung seiner technischen Geräte auf einem USB-Stick gefunden.

Den beiden Opfern selbst war es am Ende zu verdanken, dass die Taten des Erziehers ans Licht kamen. Sie hatten sich ihren Eltern anvertraut und dann der Polizei von den Taten berichtet. Einer der Beamten, der die Aussage aufgenommen hatte, war einer der drei Zeugen vor Gericht. Das kleine Mädchen habe angegeben, dass es Gummibärchen als Belohnung bekommen habe und nichts verraten durfte.

Warum er sich keine Hilfe gesucht habe, wollte die Richterin wissen. „Das wäre eine Art aktive Entscheidung gegen das eigene Leben gewesen. Wie ein Selbstmord, nach dem man noch lebt“, so der Angeklagte. Denn für ein Hilfsprogramm hätte er seinen Heimatort verlassen müssen.

Doch eine Therapie wolle er nun nachholen. Schon in der Untersuchungshaft habe er sich darum bemüht. Die Verhandlung wird am 6. März fortgesetzt. Dann werde es zur Urteilsverkündung kommen, so die Richterin. (mz)