Seelandschule in Nachterstedt Jugendweihe in Nachterstedt: Seelandschule macht den Auftakt

Nachterstedt - Fließende Stoffe mit Spitzen, Schleifen, Glitzer. In zartem Pastell oder kräftigen Farben. Die Mädchen in ihren hübschen Kleidern und den hohen Schuhen stehen noch aufgeregt schwatzend an der Eingangstür des Nachterstedter Dorfgemeinschaftshauses. Gleich daneben die Jungs, die in ihren Anzügen doch schon ein bisschen erwachsen wirken.
In wenigen Augenblicken werden die 35 Schüler der Seelandschule Nachterstedt ihren symbolischen Schritt ins Erwachsensein gehen - und damit in diesem Jahr die erste Jugendweihe in der Region bestreiten.
Weitere Jugendweihen folgen
Anfang Juni werden ihnen in Aschersleben 180 junge Leute aus dem Stephaneum, der Adam-Olearius-Schule, der Burgschule, der Ganztagsschule Albert Schweitzer und der Pestalozzischule folgen, informiert Heike Reitmann vom Landesverband der Interessenvereinigung Jugendweihe, die für die Regionen um Aschersleben, Köthen, Oschersleben und Wanzleben zuständig ist.
Der Landesverband Sachsen-Anhalt der Interessenvereinigung Jugendweihe - 1990 gegründet, um die 1852 entstandene Tradition der Jugendweihe fortzuführen - wurde im letzten Jahr schon 25 Jahre alt. „Seitdem nahmen über 310.000 Mädchen und Jungen mit über 1,9 Millionen Gästen an rund 7.250 Festveranstaltungen teil“, bilanziert Mitarbeiterin Heike Reitmann. „Die 22.500 Veranstaltungen der offenen Jugendarbeit wurden inzwischen von mehr als 532.000 Jugendlichen wahrgenommen.“ Dabei sei die Y.com - die Jugendabteilung des Vereins - von großer Bedeutung. Dieses Team von engagierten Jugendlichen entwickele ständig neue Ideen und Projekte und begleite die vom Landesverband angebotenen Reisen. „Dafür gibt es spezielle Schulungen und die Ausbildung für die Juleica“, erzählt Heike Reitmann und weiß ganz genau: „Ohne sie könnten wir das hier alles gar nicht machen.“
Ganz ohne Hilfe geht das nicht. Rund 20 aktive Mitglieder des Vereins im Salzlandkreis - meist selbst noch junge Leute - gestalten Broschüren und die Jugendweihebücher mit, organisieren Jugendangebote zur Drogenprävention oder Fotoworkshops, nehmen an Tagesfahrten teil und stehen auch beim Höhepunkt des Jugendweihejahres - der eigentlichen Festveranstaltung - mit oben auf der Bühne.
Marius Fischers Appell an die Schüler
So wie Julia Maiwald und Anna Lena Kotzyba, die gekonnt durch den Nachmittag moderieren. „Ich wünsche Dir Zeit, nach den Sternen zu greifen“, ruft Anna Lena den jungen Leuten zu, die inzwischen in der ersten Reihe, direkt vor ihren Eltern, Geschwistern und Großeltern Platz genommen haben. Und Marie Orlowski singt mit kräftiger, manchmal Gänsehaut machender Stimme, begleitet von Kilian Scholla, „für Dich werd ich niemals niemand sein“.
Auch Festredner Marius Fischer gibt den jungen Leuten gute Ratschläge mit auf den Weg. „Es gibt nicht den einen richtigen Weg im Leben“, meint der Ascherslebener Stadtrat, der selbst vor zehn Jahren in Nachterstedt seinen Schulabschluss gemacht hat. Der SPD-Mann rät, die Eltern als Orientierungspunkt zu sehen, Zeit mit seinen Lieben zu verbringen, so lange es noch geht, die Augen nicht vor sozialem Unrecht zu verschließen, solidarisch mit Menschen zu sein, die es schlechter haben. Mutig zu sein und seine Entscheidungen zu hinterfragen. „Es lohnt sich, dieses Leben offen und mit großer Neugier anzugehen! Tanzen Sie barfuß im Regen! Seien Sie frech und wild!“, fordert er die Jugendlichen auf.
Die Zukunft im Blick
Auf die wartet nach dem offiziellen Teil tatsächlich der Spaß. „Wir feiern im Schützenhaus“, verrät Hans-Joachim Arnold, dessen Sohn Eric gerade die Jugendweihe bekommt. Im Publikum sitzt die ganze Familie, samt Oma und Tante. Die sind vielleicht nur ein ganz kleines bisschen aufgeregt. Denn Probleme bei der Vorbereitung hatte es eigentlich gar nicht gegeben. „Eric wusste, was er anziehen wollte: Anzug und weißes Hemd - ganz klassisch eben. Das haben wir bestellt und zwei Tage später war es da“, lacht der Vater und verrät auch gleich, was der Nachwuchs geschenkt bekommt: „Geld. Das nimmt er für den Führerschein, da spart er schon eine ganze Weile drauf.“