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Illegaler Müll  Illegaler Müll im Salzlandkreis: Die Hemmschwelle ist gesunken

Von Susanne Schlaikier 29.10.2018, 10:56
Gemeindearbeiter Ernst Jahnel (links) und Bürgermeister Lothar Jänsch finden immer wieder weggeworfene alte Kleidung - und in diesem Fall sogar einen Riesen-Teddy - in der freien Landschaft.
Gemeindearbeiter Ernst Jahnel (links) und Bürgermeister Lothar Jänsch finden immer wieder weggeworfene alte Kleidung - und in diesem Fall sogar einen Riesen-Teddy - in der freien Landschaft. Pülicher

Ilberstedt/Bernburg - Der Teddy passte wohl nicht ins Beute-Schema der Täter. Er liegt neben anderen Kleidungsstücken unter der Brücke der B6 bei Ilberstedt. Es sind Sachen aus einem Altkleider-Container, die hier abgekippt worden sind.

Nicht zum ersten Mal, wie Ilberstedts Bürgermeister Lothar Jänsch verärgert erzählt. Seit dem Frühjahr dieses Jahres findet er immer wieder Berge gebrauchter Kleidung. „Manchmal sogar aller drei Tage“, sagt Jänsch.

Immer wieder landen Altkleider unter der B6-Brücke bei Ilberstedt

Vor allem unter der Brücke und dem Durchgang der B6 werden die Sachen abgekippt. „Die Täter fahren abends gezielt unter den Durchlass, weil sie dort nicht gesehen werden“, meint Jänsch.

Die Sachen stammen aus Altkleider-Containern, die aufgebrochen wurden, ist sich Jänsch sicher. „Was die Leute gebrauchen können, nehmen sie mit. Alles andere lassen sie liegen.“ Indes handelt es sich wohl nicht um die Container in Ilberstedt. Denn die sind seines Wissens nach noch nicht aufgebrochen worden. „Die Sachen müssen woanders herkommen.“

Anwohner sah Transporter, dachte sich aber nichts dabei

Ein Anwohner habe auch schon einmal einen Transporter beobachtet, sich aber keine weiteren Notizen zu Fahrzeugtyp oder Kennzeichen gemacht. Normalerweise werden die Kleider-Berge dann irgendwann vom Kreiswirtschaftsbetrieb abgeholt.

„Aber weil das manchmal etwas dauert, haben wir das als Gemeinde auch schon selbst gemacht“, erzählt Jänsch. Schließlich schade es auch dem Ansehen des Dorfes. „Außerdem“, fügt Jänsch hinzu, „wenn erstmal irgendwo Müll herumliegt, wird schnell mal weiterer dazu gekippt.“

Umweltamt des Kreises. Weit über 100 Fälle pro Jahr

Denn die illegale Müll-Entsorgung ist kein spezielles Problem von Ilberstedt. Laut Umweltamt des Salzlandkreises nimmt illegale Entsorgung im Wald und in der Landschaft allgemein zu. Waren es im Jahr 2012 noch 90 bekanntgewordene Fälle, stieg die Zahl drei Jahre später auf 142.

2016 wurden 120 Fälle registriert, hatte die MZ in einem früheren Beitrag geschrieben. Insbesondere würden verstärkt Bauabfälle wie Bauschutt, Dachpappe, Asbest, Styropor, Mineralfaserwolle und Holz vorgefunden, heißt es laut Umweltamt.

Gemeinde und Kreisbetrieb müssen Abfuhr des Mülls übernehmen

Offenbar aber ist Ilberstedt das bevorzugte Gebiet von Müllsündern, die es auf die Altkleider-Container abgesehen haben. Zwar habe er solche Kleider-Berge auch schon in Bernburg gesehen, sagt Ralf Felgenträger, Betriebsleiter des Kreiswirtschaftsbetriebes (KWB).

Aber so gehäuft wie in Ilberstedt kommt es nach seinen Informationen andernorts nicht vor. Und normalerweise komme die Firma, die die Altkleider-Container aufstellt, für die Kosten der Entsorgung auf.

„Das geht aber nur, wenn klar ist, woher die Sachen eigentlich stammen“, so Felgenträger. Ansonsten übernimmt der KWB die Kosten - und damit die Allgemeinheit. Insgesamt schätzt Felgenträger das Problem der illegalen Müllentsorgung als „gleichbleibend schlecht“ ein.

Illegaler Müll bleibt ein Problem im Salzlandkreis

Nachvollziehen könne er das nicht, sagt der Betriebsleiter. „Schließlich hat doch jeder Mülltonnen.“ Dabei sei die Hemmschwelle im Vergleich zu früher augenscheinlich gesunken. „Früher haben die Leute den Müll in dunklen Ecken, abseits der Straße, abgeladen. Heute wird er selbst an Hauptverkehrsstraßen abgekippt“, erzählt Felgenträger.

Und obwohl sich die Umweltfrevler scheinbar nicht besonders bemühen, werden sie laut Umweltamt des Kreises nur selten erwischt. Denn die Verursacher müssten auf frischer Tat ertappt werden. In diesem Fall werde zunächst geklärt, ob es sich um gefährlichen oder ungefährlichen Abfall handelt, informiert das Umweltamt.

Leider werden Umweltfrevler nur selten erwischt

Bei gefährlichem Müll in erheblicher Menge werde Strafanzeige gestellt, bei nicht gefährlichem Müll werde ein Bußgeld verhängt. Das kann bis zu 50.000 Euro betragen. Wie viele „Müllsünder“ pro Jahr erwischt werden, konnte die Verwaltung kurzfristig nicht mitteilen.

Auch wenn die Aussicht, den Müllsündern von Ilberstedt auf die Spur zu kommen gering ist, so bittet Bürgermeister Lothar Jänsch die Einwohner doch darum, die Augen offen zu halten.

Sollte jemand etwas Verdächtiges beobachten, soll er nicht selbst eingreifen, sondern sich gegebenenfalls beim Bürgermeister oder beim Fachdienst Natur und Umwelt des Kreises unter Tel. 03471/684 19 20 melden. (mz)