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Im Schnitt 64 Kilometer IG Bau fordert Entschädigung für Wegezeiten: Tarifverhandlungen in der Baubranche gehen am 25. Juni in Wiesbaden weiter

16.06.2020, 13:56
Bauarbeiter verbringen oft Stunden täglich im Auto, um zur Arbeit zu kommen. Jetzt will die IG Bau eine Entschädigung durchsetzen.
Bauarbeiter verbringen oft Stunden täglich im Auto, um zur Arbeit zu kommen. Jetzt will die IG Bau eine Entschädigung durchsetzen. IG Bau

Aschersleben/Bernburg - Sie sitzen morgens um sechs im Auto und sind oft erst abends um acht zu Hause: Ein Großteil der rund 2.300 Bauarbeiter im Salzlandkreis nimmt enorme Pendelstrecken in Kauf - ohne die Zeit für die Fahrerei bezahlt zu bekommen. Darauf weist die Gewerkschaft IG Bau in einer Pressemitteilung hin.

„Bauarbeiter zählen zu den Rekord-Pendlern in der Region. Um zur Baustelle zu kommen, haben sie nicht nur besonders weite Wege. Die Einsatzorte ändern sich auch ständig. Darunter leiden Familie, Freunde und Freizeit“, erklärt Lutz Koppehel, Bezirksvorsitzender der IG Bau Dessau-Bernburg.

Tarifverhandlungen in der Baubranche gehen am 25. Juni in Wiesbaden weiter

Erstmals soll es nun eine Entschädigung der sogenannten Wegezeiten am Bau geben. Das fordert die Gewerkschaft in der laufenden Tarifrunde, die am 25. Juni in Wiesbaden fortgesetzt wird. Nach einer aktuellen Untersuchung des Pestel-Instituts legen Bauarbeiter in Deutschland im Schnitt 64 Kilometer für die einfache Strecke zur Arbeit zurück.

In der Umfrage unter 4.800 Bau-Beschäftigten gab jeder Vierte an, mehr als eine Stunde zur Einsatzstelle unterwegs zu sein - plus Rückfahrt. Zum Vergleich: Unter allen Arbeitnehmern betrifft das nur fünf Prozent.

Lutz Koppehel spricht in der Mitteilung von „verlorener Lebenszeit“ und fordert die Baufirmen dazu auf, den Einsatz ihrer Mitarbeiter anzuerkennen. „Mobiles Arbeiten gehört natürlich zum Bau dazu. Es wird immer woanders gebaut. Aber dann müssen Bauarbeiter für die Fahrerei immerhin eine Entschädigung bekommen - entweder durch Geld oder Zeit-Guthaben“, so der Gewerkschafter.

Gewerkschafter verlangt entweder Geld oder ein Zeit-Guthaben

Damit könne die Bauwirtschaft auch einen wichtigen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten. „Berufsstarter überlegen sich dreimal, ob sie in einer Branche anfangen, in der sie mehr Zeit im Bulli als zu Hause verbringen.“ (mz)