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Hobbymalerei  Hobbymalerei : Wie Weihnachten

Von Regine Lotzmann 25.12.2016, 09:00
Bild vom Gasthof zum preussischen Hof Heinrich Siebert in Schadeleben
Bild vom Gasthof zum preussischen Hof Heinrich Siebert in Schadeleben F. Genau

Schadeleben/Hoym - Die Sonne wirft getupfte Schatten auf den alten Gasthof. „Zum Preussischen Hof“ steht in großen Buchstaben auf der Fassade geschrieben. Daneben der Namenszug Heinrich Siebert. Die Tür, zu der steinerne Stufen hinaufführen und die von Angebotstafeln eingerahmt ist, steht einladend offen. Die Szenerie in Schadeleben, die der Hoymer Heimatmaler Dietrich Genau da in seiner Mischtechnik aufs Papier gebannt hat, stammt aus einem gemütlichen Sommernachmittag im Jahr 1900.

Immer unterschiedliche Stimmungen einfangen

„Mir ist es immer wichtig, unterschiedliche Stimmungen einzufangen“, erklärt der Hobby-Maler, der gemeinsam mit seinem Freund Harald Albrecht einen Bildband über sämtliche Seeland-Ortsteile herausbringen will. Mit Schadeleben hat er nun den vorletzten der sechs Orte beisammen. „Jetzt fehlt nur noch Gatersleben“, kündigt der 80-Jährige sein nächstes Projekt an.

„In Schadeleben habe ich wieder schöne Ecken entdeckt“, gibt der Hoymer zu und findet: „Das ist ein sehr aufgeräumtes Dorf.“ Das war ihm nämlich bei seinem Streifzug aufgefallen, bei dem er nach den markantesten Gebäuden Ausschau hielt.

Zu denen gehören die alte Schule, in der einmal das Rathaus untergebracht war und die schon als Kulisse für einen Gruselfilm diente. Die Kirche sowieso. Und für den alten Gasthof - „dass ich den male, war ein besonderer Wunsch von Ortsbürgermeister Alfred Malecki“ - hat er ein historisches Foto benutzt.

Besonders gefällt Dietrich Genau aber die Kirche, deren Eingangsportal er noch einmal extra gemalt hat. „Das sieht irgendwie aus wie Weihnachten“, findet der Heimatmaler. „Man hat da immer eine Erwartung. Ist jetzt Gottesdienst? Ist Heiligabend?“

Denn aus dem kreisrunden Fenster über der Tür strahlt ein warmes Licht, taucht Stufe für Stufe in ein schimmerndes Gelborange. Diese abendliche Stimmung zaubert Genau, indem er auf kolorierte Federzeichnungen per Aquarell Lichter in die Fenster setzt.

Den Bär absichtlich weggelassen

Den Bären, der vor der Kirche steht, hat der Hoymer aber nicht auf seinem Bild verewigt. „Ich weiß, dass die Schadelebener jetzt stolz auf die Bärengeschichte sind, aber früher haben sie das gehasst“, erzählt Dietrich Genau und kann sich noch gut an seine Zeiten in der Hoymer Schalmeienkapelle erinnern.

„Wir sind immer über die Dörfer gefahren, weil es so viele Kapellen nicht gab“, erzählt der 80-Jährige, der 40 Jahre Doppeloktav und Baritonschalmei spielte. „Von 1950, gleich nach der Gründung, bis kurz nach der Wende habe ich da mitgespielt - über 20 Jahre war ich sogar der musikalische Leiter“, erzählt Dietrich Genau von vielen Musikstücken, die er für die Schalmeienkapelle umgeschrieben hat.

„Denn wir spielten nicht nach Noten, sondern nach Zahlen. Und viele Lieder, die ich damals da eingebracht habe, werden heute noch gespielt“, erzählt der Hoymer, der sogar mit seinen Musikerkollegen bei den Weltfestspielen und dem Deutschland-Treffen dabei war.

Genau hat aber eben auch öfter in Schadeleben aufgespielt. „Da haben wir immer gewartet, bis wir nach dem Umzug auf unserem Anhänger saßen und dann haben wir gerufen: Bären, Bären, brummbrummbrumm“, lacht Genau und erzählt, wie die Schadelebener wütend hinter ihnen hergelaufen seien.

Schadelebener finden ihren Beinamen toll

Doch heute finden die Schadelebener ihren Beinamen „die Bären“ toll. Der geht übrigens auf eine alte Geschichte zurück, als alle Schadelebener mit Gabeln, Hacken und Dreschflegeln bewaffnet gegen einen Bären ins Feld zogen. Der entpuppte sich jedoch als Bauer Kunze, der auf dem Acker arbeitete und sich ein Fell als Schutz gegen die Kälte übergeworfen hatte. (mz)

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Rathaus war schon Kulisse für preisgekrönten Gruselfilm

Sein marode scheinender Charme hat das Schadelebener Rathaus einst zur Kulisse für einen Gruselfilm gemacht. Nico Sentner, Regisseur, Produzent und gelegentlicher Schauspieler, dreht gern in seiner Heimatregion. Und so natürlich auch in seinem Heimatort selbst. Mit dem im Rathaus entstandenen Kurzfilm „Dark Legacy“ hatten Sentner und seine Film- und Medienproduktionsfirma „Generation X“ in Hollywood einen Fuß in der Tür.

Dietrich Genau

Das alte Rathaus war einst Kulisse für einen Gruselfilm.

Denn damit räumte der Schadelebener beim New York International Independent Film and Video Festival in Los Angeles 2005 den Preis für den besten internationalen Horror-Kurzfilm ab. In diesem Jahr war er wieder in Hollywood nominiert: mit seinem (Lang-)Spielfilm-Debüt „Atomic Eden“ - in acht Kategorien beim großen Action on Film Festival.

Darunter bester Actionfilm und bester ausländischer Film, für die Filmmusik und den besten Kampfsportler. Am Ende ging Sentners Werk zwar leer aus. Aber zum einen war die Konkurrenz sehr stark, zum anderen sieht der Schadelebener solche Veranstaltungen immer als Möglichkeit, um neue Kontakte zu knüpfen und sich einen Namen zu machen.

Die alte Schule von Schadeleben war einst auch Rathaus.
Die alte Schule von Schadeleben war einst auch Rathaus.
Genau
Die Kirche beherbergt einen wunderschönen Taufengel.
Die Kirche beherbergt einen wunderschönen Taufengel.
Dietrich Genau