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Handball-3. Liga Handball-3. Liga: Verkehrte Welt

Von tobias grosse 29.04.2014, 08:34
Marie Knappe (blau, in einem früheren Spiel) erzielte fünf Tore. Dennoch verloren die Wildgänse deutlich.
Marie Knappe (blau, in einem früheren Spiel) erzielte fünf Tore. Dennoch verloren die Wildgänse deutlich. tobis Lizenz

buxtehude/MZ - Nils Lässing muss sich vorgekommen sein wie im falschen Film. Der Trainer des HC Salzland 06 weiß, was er an seiner Mannschaft hat. Vielmehr weiß er, was ihre große Stärke ist. Zweifellos ist das die Defensive. Die zweitwenigsten Gegentore bestätigen dies eindrucksvoll. Ein Grund hierfür ist das gute Umschaltspiel - oftmals sind die Wildgänse schnell genug wieder hinten, um den Gegnern keine leichten Tore zu schenken. Nach vorn geht dafür, nach einem Ballgewinn, die Post ab. Daraus resultieren viele leichte Gegenstoßtore. Die auch bitter nötig sind. Denn im Positionsspiel haben die Wildgänse Probleme. Oftmals mangelt es an Kreativität. Nicht so am vergangenen Sonntag in Buxtehude. „Wir haben offensiv teilweise sehr gefälligen Handball gespielt, vor allem über den Kreis kamen gute Angriffe“, meinte Nils Lässing. Also alles im grünen Bereich? Mitnichten. Denn wurde auf der einen Seite die Schwäche zur Stärke, wurde auf der anderen die Stärke zur Schwäche. Verkehrte Welt also. Das Resultat daraus: Mit 26:35 gab es die höchste Saisonniederlage.

Der fehlende Fels in der Brandung

Schon die Voraussetzungen hätten nicht schlechter sein können. Mit Yvonne Sachse und Teresa Sacher fielen zwei wichtige, vor allem defensive, Stützen krankheitsbedingt kurzfristig aus. Außerdem gestaltete sich die Anreise in den hohen Norden für den HC Salzland 06 äußerst beschwerlich - eine gute Stunde standen die Wildgänse im Stau. Anstatt anderthalb Stunden vor dem Anwurf, waren sie erst eine halbe Stunde vorher da.

„Das war schon sehr stressig“, bestätigt auch Marie Knappe. „Nur zehn Minuten in der Kabine, eine kurze Erwärmung, das ist nicht optimal.“ Trotzdem begann die Partie für die Wildgänse vielversprechend. Nach zehn Minuten führten sie noch (5:3) - nach zwanzig lagen sie noch in Reichweite (9:11). Doch dann begannen zehn Minuten zum Vergessen. „Da machen wir vorne einfache Fehler und bekommen hinten die Quittung“, fasste Marie Knappe zusammen. Sieben Treffer erzielten die Gastgeber. Die Wildgänse einen.

„Das Rückzugsverhalten hat einfach nicht mehr gestimmt“, kritisierte Nils Lässing, der noch anfügte: „Wir sind die nötigen Wege nicht mehr gegangen - das war für mich eine Einstellungssache.“ Abgeschenkt hatten die Wildgänse die Partie trotz sicherem Klassenerhalts nicht. „Wir wollten gewinnen“, bestätigt Marie Knappe.

Doch die Rückraumspielerin bringt auch Verständnis auf. Sowohl für die Kritik, vor allem aber auch für die Ursache dieser: „Es ist einfach frustrierend, wenn man sieht, dass der Gegner schon zehn Meter Vorsprung hat“, sagt Knappe. „Ich kann verstehen, dass man dann nicht immer hinterher geht.“ Ehrliche Worte der 24-Jährigen, die die Schwächen allerdings nicht nur im Umschaltspiel sah: „Wir waren generell in der Abwehr nicht da. Yvonne Sachse hat uns als Fels in der Brandung gefehlt.“

Ebenfalls ehrliche Worte fand auch Nils Lässing nach der Partie: „Das Ergebnis geht völlig in Ordnung, Buxtehude hat verdient gewonnen.“ Somit bleibt den Wildgänsen nur wenig Positives. Besser gesagt, nur eins: Der Positionsangriff. Was nicht nur der Trainer so empfand. „Ich finde auch, dass wir manche Sachen schön rausgespielt haben“, so Marie Knappe, „allerdings hat uns auch oft ein Quäntchen Glück gefehlt.“

Mithalten nur am obersten Limit

Am Ende stand also die höchste Saisonniederlage zu Buche. Auswirkungen auf die Tabelle hat sie nicht, auf das Selbstvertrauen schon: „Man hat gesehen, wenn wir gegen Teams von oben mithalten wollen, wir am obersten Limit spielen müssen“, meinte Nils Lässing. Auswirkungen könnten allerdings auch noch am nächsten Wochenende zu spüren sein.

„Gegen Altlandsberg werden wir das wieder gutmachen“, ist sich Marie Knappe sicher. Der MTV ist nächsten Sonntag (15 Uhr) zu Gast im Ascherslebener Ascaneum. Es ist das letzte Heimspiel in dieser Saison. Der Abschied von den eigenen Fans soll gelingen. Dafür muss Stärke allerdings wieder Stärke werden und Schwäche am besten Stärke bleiben. Zurück in die richtige Welt sozusagen.