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Handball - 3. Liga Ost Handball - 3. Liga Ost: SV Anhalter haben ihr Gesicht noch gewahrt

Von Carsten Roloff 16.11.2014, 19:48
Arseniy Buschmann (am Ball) wird gleich von zwei Burgdorfern am Wurf gehindert.
Arseniy Buschmann (am Ball) wird gleich von zwei Burgdorfern am Wurf gehindert. Engelbert Pülicher Lizenz

Bernburg - Diese Szene hatte Symbolcharakter. Bernburgs Tim Ackermann erkämpfte sich beim Stand von 25:28 (57.) den Ball, warf aber das Leder sofort in die Arme des Burgdorfers Sebastian Beyer. Der nahm das Geschenk an und sorgte mit dem 25:29 für die Entscheidung in dieser Partie. Danach verließen die ersten Zuschauer die Hinz-Halle.

Die zweite Heimniederlage in Serie für den SV Anhalt, die nach der desolaten Vorstellung in den ersten 30 Minuten gegen die Bundesliga-Reserve des TSV Burgdorf mit 30:31 (13:18) noch glimpflich ausfiel, war perfekt. „Ich ärgere mich am meisten über mich selbst, weil ich die entscheidenden Dinger verworfen habe. Es ist besonders frustrierend, mit nur einem Tor Unterschied zu verlieren. Die Chance war da, um das Spiel noch zu drehen“, meinte Ackermann.

„Wir sind für die Burgdorfer doch nur ein besserer Trainingspartner“

Es wäre jedoch fatal, nur dem Kreisläufer diesen unnötigen Doppelpunktverlust anzulasten. Diese Niederlage geht auf das Konto der ganzen Mannschaft, die in der ersten Halbzeit von allen guten Geistern verlassen war. Die Schwarz-Gelben leisteten sich elf ihrer insgesamt 17 Ballverluste vor der Pause. Die Fehler bestrafte der TSV mit Tempogegenstößen über den pfeilschnellen Lars Hoffmann. Die beiden Anhalt-Keeper Artur Gawlik (3) und Franz Flemming parierten nur vier Würfe der Niedersachsen. Zwei seiner drei Paraden zeigte Gawlik in der Schlussminute der ersten Spielhälfte. Steffen Cieszynski setzte beim 6:11 nach 16 Minuten einen Siebenmeter neben den Pfosten. „Wir sind für die Burgdorfer doch nur ein besserer Trainingspartner“, meinte ein Zuschauer in der Pause.

„Unseren Fans möchte ich für die fantastische Unterstützung danken. Wir haben uns weitaus mehr vorgenommen, haben aber weder im Angriff noch in der Abwehr zu unserer Leistung gefunden. Da hat der eine oder andere Prozentpunkt schon gefehlt. Trotzdem wäre ein Sieg durchaus noch möglich gewesen.“

„Ich habe die Atmosphäre in der Hinz-Halle als Spieler kennen gelernt. Ich wusste, was auf meine Mannschaft zukommt. Wir haben die Jungs darauf eingestellt. Durch den klaren Vorsprung nach einer Viertelstunde hat uns der eine oder andere Fehlwurf nicht gestört. Als die Partie zweimal auf der Kippe stand, haben meine Spieler Eier gezeigt.“

„Die Leistung in der zweiten Halbzeit hat für den schwachen Beginn doch zumindest etwas entschädigt. Anfangs hat uns die Präsenz gefehlt. Wir haben in dieser Saison unsere Siege nur eingefahren, wenn die Abwehr sicher stand und unsere Torhüter gut drauf waren. Momentan schaffen wir es leider nicht, diese beiden Komponenten zu verbinden.“

„Die Burgdorfer haben nicht unverdient gewonnen und ein Superspiel gezeigt. Wir haben es nie geschafft, den Ausgleich zu erzielen, weil der Gegner fast jeden Fehler von uns eiskalt bestrafte.“

„Ich bin halt nicht der größte Spieler. Trotz meiner Sprungkraft konnte ich nicht über den riesigen Zwei-Meter-Innenblock der Burgdorfer kommen. Wir haben häufig auch zu überhastet im Angriff agiert.“

„Immer wieder fehlen uns kleine Bausteine. Sicherlich war der Rückstand nach 30 Minuten schwer aufzuholen, aber die Möglichkeiten waren vorhanden, um die Niederlage zu vermeiden. Beim 18:20 hat die Halle gebrannt, doch danach haben wir wieder einen Ball vertändelt oder sind am gegnerischen Keeper gescheitert.“

„In der ersten Halbzeit haben wir nur Standhandball gespielt und 18 Gegentore kassiert. Das war zu viel. Wir sind zwar gut zurückgekommen, haben uns sowohl in der Abwehr als auch im Angriff gesteigert, konnten aber nur Ergebniskosmetik betreiben.“

„Es darf nicht passieren, dass wir mit fünf Toren Rückstand in die Pause gehen. Dadurch sind wir nie auf Schlagdistanz gekommen. Wir hatten vielleicht anfangs zu viel Respekt vor den Burgdorfern.“

„Wir haben uns nicht an die Absprachen gehalten, anfangs auch die nötige Körpersprache vermissen lassen.“

(cr)

Zumindest konnte Christian Pöhler mit der Halbzeitansprache seine Jungs noch einmal motivieren. Plötzlich stand die Deckung, in der Andreas Steinbrink phasenweise schmerzlich vermisst wurde, besser. Der Abwehrchef fiel wegen eines Magen-Darm-Virus kurzfristig aus. Schlussmann Gawlik kam auf Betriebstemperatur und hielt sieben Würfe der Niedersachsen. Beim 18:20 (39.) und beim 21:23 (46.) wackelte das junge Gästeteam, fiel aber nicht. „Die Jungs sind wieder aufgestanden und haben kämpferisch alles gegeben. Doch wir haben zu viele Chancen in der entscheidenden Phase versiebt, hatten auch Pech mit der einen oder anderen Schiedsrichterentscheidung“, meinte Anhalt-Trainer Christian Pöhler.

Während sich die Anzahl der Ballverluste gegenüber der ersten Halbzeit um die Hälfte reduzierte, vergaben die Hausherren allein nach dem Seitenwechsel sieben glasklare Möglichkeiten und konnten somit auch nicht von der Roten Karte gegen Jendrik Meyer profitieren. Der Burgdorfer Keeper hatte Bernburgs stärksten Spieler an diesem Tag, den elffachen Torschützen Martin Hoffmann, vor der Neunmeterlinie beim Konter unfair gestoppt.

Burgdorfer hielten den SV Anhalt stets auf Distanz

Der für Meyer gekommene TSV-Routinier Istvan Kallai gewann jedoch in den letzten neun Minuten das Torwartduell gegen Gawlik, der in dieser Phase erneut fast keine Hand an den Ball bekam. Vor allem durch elf einfache Tore aus dem Rückraum hielten die Burgdorfer den SV Anhalt stets auf Distanz. Sieben Treffer fielen dabei aus mehr als neun Metern Entfernung.

„Der Leistungsunterschied zwischen beiden Mannschaften war deutlicher, als es das Ergebnis am Ende aussagt. Die Bernburger konnten den starken Innenblock des Gegners nicht überwinden. Die Gäste hatten außerdem auch drei Spieler dabei, die bei unserer 23:29-Heimniederlage nicht auf der Platte standen“, sagte der ehemalige Bernburger Keeper Luchien Zwiers, der bei Bernburgs Drittliga-Konkurrenten TV Groß Umstadt zwischen den Pfosten steht und als „neutraler Zuschauer“ das Geschehen in der Hinz-Hölle verfolgt hatte.

Mit drei Niederlagen am Stück im Gepäck reisen die Bernburger nun am Freitag nach Magdeburg zum Landesderby gegen die SCM-Youngsters.

Anhalt: Gawlik, Flemming (13.-22.); Cieszynski (5/5), Kraft, Pulay (4), Tiede, Lampe, R. Hoffmann (2), Ackermann (4), Grohmann, Buschmann (4), M. Hoffmann (11/5)

Burgdorf II: Meyer, Kallai (ab 51.); Beyer (4), Semisch, M. Dräger (2), Eichelmann (3), Y. Dräger (4), Hinz, Marx (1), Pollex (3), Kalafut (3), L. Hoffmann (11/5)

Schiedsrichter: Niehage/Winkel (Berlin)

Zuschauer: 568

Strafminuten: 6:4

Siebenmeter: 12/10:5/5

Bester Spieler: M. Hoffmann – L. Hoffmann, Beyer

(mz)

Enttäuschung bei Tim Ackermann
Enttäuschung bei Tim Ackermann
Engelbert Pülicher Lizenz