Handball 3. Liga Ost Handball 3. Liga Ost: Bernburger Fanfrust nach Desaster gegen Leipzig

BERNBURG - Saftlos, kraftlos, kopflos: So präsentierten sich die Handballer des SV Anhalt Bernburg bei der 25:32 (12:14)-Heimpleite im mitteldeutschen Derby gegen die SG LVB Leipzig. Die 523 Besucher hatten schon während der Partie die Nase gestrichen voll. „Eine Frechheit, was uns hier geboten wird. Ich gehe nach Hause“, meinte ein Zuschauer nach einem haarsträubenden Fehler von Kilian Kraft, den Max Berthold mit einem Kontertor zum 21:27 (52.) bestrafte. „Da laufen einem doch die Fans weg. Wer will sich denn auch schon so ein Elend ansehen“, ließ ein anderer Anhalt-Anhänger seinem Unmut freien Lauf. „Das war eine desolate Leistung“, brachte es Helmut Ibsch, Vorstandsmitglied der Salzlandsparkasse und häufig Gast in der Bruno-Hinz-Halle, nach dem Abpfiff auf den Punkt.
Unterirdische Vorstellung
Fakt ist, in der momentanen Verfassung gehört der SV Anhalt zu den Abstiegskandidaten in der dritten Liga Ost. Keinen einzigen Punkt holten die Saalestädter aus den vergangenen fünf Begegnungen. Die Niederlagenserie zerrt an den Nerven. Anders sind die Aussetzer gerade der gestandenen Spieler nicht zu erklären. Steffen Cieszynski leistete sich sechs der insgesamt 15 Ballverluste.
Regisseur Arseniy Buschmann war nur ein Schatten seiner selbst und lieferte eine unterirdische Vorstellung ab. Keeper Artur Gawlik begann ordentlich, fiel aber nach dem Seitenwechsel in ein Loch und parierte in den zweiten 30 Minuten nur noch zwei Bälle. Doch seine Vorderleute machten ihm das Leben auch nicht einfacher und wirkten in der Abwehr phasenweise wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen.
„Die Jungs haben nicht damit gerechnet, dass es nach der starken vergangenen Saison auch einmal in die andere Richtung gehen kann. Nach unserem guten Start glaubten einige, dass es auch diesmal ein Selbstläufer wird. Das geht aber in dieser Liga nicht. Wir haben jetzt ein handfestes Problem“, hat Trainer Christian Pöhler die Zeichen der Zeit erkannt.
Beim 7:6 (15.) lagen die Gastgeber zum letzten Mal in dieser Partie vorn. Beim 19:19 (40.) durften die Anhalt-Anhänger noch auf ein Ende der Pleitenserie hoffen. Doch mit vier Toren in Serie brachen die Leipziger die Moral der Bernburger. Ein Großteil des Teams ließ danach die Köpfe hängen, glaubte nicht mehr an die Wende und hatte sich mit seinem Schicksal abgefunden.
Nichts verpasst
Der Wille, die Partie noch einmal zu drehen, war nicht zu erkennen, weil fast nur Pöhler an der Seitenlinie 100 Prozent gab. Doch seine Worte stießen auf taube Ohren. „Das Ergebnis auf der Anzeigetafel ist nicht unser Anspruch. Wir haben das Spiel total vergeigt. Das kann man nicht bringen. Die Art und Weise, wie wir verloren haben, war richtig bitter. Wir müssen so schnell wie möglich einen Weg aus der Krise finden, damit wir nicht noch tiefer absacken“, erklärte Kreisläufer Tim Ackermann, der neben Gabor Pulay als einziger Anhalt-Akteur sein Leistungsvermögen abrief.
Einige Zuschauer schenkten sich die letzten zehn Minuten und verließen vorzeitig die Halle. Verpasst haben sie nicht wirklich etwas. „Von der zweiten Halbzeit war ich genauso enttäuscht wie unsere Fans. Wir haben in vielen Situationen die falsche Entscheidung getroffen. Wir haben erneut klare Chancen nicht genutzt. Die junge Mannschaft hat noch einen weiten Weg vor sich. Wir müssen an uns glauben und weiter in Ruhe arbeiten“, meinte Pöhler.
Noch hat der SV Anhalt ein Polster von fünf Punkten auf den ersten Abstiegsplatz, den derzeit die HG 85 Köthen einnimmt. Doch das kann schnell schmelzen. Die Bernburger müssen nächsten Samstag beim Dritten Nieder-Roden antreten. Die Köthener erwarten an diesem Tag den Viertletzten TV Groß Umstadt. (mz)