Handball-3. Liga Handball-3. Liga: Gewonnener Stresstest für Bernburg

Bernburg - 29:23 stand es, der Sieg des SV Anhalt Bernburg war perfekt. Nicht aber das Wunschergebnis. Enrico Lampe hatte am Sonnabend seinen 30. Geburtstag. Also sollte es auch noch das 30. Tor geben. Nein, Linksaußen Lampe machte es nicht selbst. Der Treffer in der Schluss-Sekunde gelang Gabor Pulay. Es war dennoch ein runder Abschluss einer runden Mannschaftsleistung. Das 30:23 gegen den VfL Potsdam war auch in der Höhe verdient, weil das Team von Trainer Christian Pöhler diesmal wenig Schwächen zeigte.
„Die Emotionen haben gestimmt“
Das perfekte Handballspiel - wenn es so etwas überhaupt gibt - war es natürlich nicht. Die Einstellung war jedoch ideal, was für die Spieler hinterher auch der ausschlaggebende Punkt war. „Der unbedingte Wille hat uns zum Sieg getragen“, sagte Tim Ackermann. Den hatte der SVA in den ersten beiden Spielen noch etwas vermissen lassen, gab sich den Schwächephasen gegen Stralsund und Altenholz hin. Nicht so gegen Potsdam. „Wir hatten zwar wieder eine Schwächephase drin, haben uns aber diesmal selbst herausgeholt“, sagte Nicholas Stiebler.
Pöhler hatte sich zu Beginn des Spiels eine offensive Verteidigungsvariante ausgewählt. Nach ausgeglichenen Anfangsminuten setzte sich Bernburg auf 9:4 ab (13.). Zwischenzeitlich musste sich Schiedsrichter Thomas Schulte verabschieden. Er hatte sich die schon lädierte Hand bei einem Sturz erneut verletzt, musste mit Verdacht auf Handbruch ins Krankenhaus. Fortan war Gunnar Beyer auf sich allein gestellt. Er musste viel laufen, weil beide Mannschaften das Tempo hoch hielten.
In diesem temporeichen Spiel verhedderten sich die Gastgeber etwas. Das, und die bemerkenswerte Leistung von Schlussmann Sebastian Schulz brachte Potsdam zurück ins Spiel (9:8, 20.). Genau in diesem Moment hätte die Partie kippen können. Tat sie aber nicht. „Die Emotionen haben heute gestimmt“, sagte Trainer Christian Pöhler. Und nicht nur das: Die Mannschaft leistete sich weniger technische Regelfehler. Hinzu kam eine starke Abwehr, die in der zweiten Halbzeit defensiver, aber ruhiger agierte. Inklusive zweier bärenstarker Torhüter.
Fehlstart abgewendet
Wenn man etwas kritisieren konnte, dann waren es die vergebenen freien Chancen. Es war teilweise zum Haare raufen, welche vermeintlich leichten Wurfgelegenheiten vergeben wurden. Dafür gelangen die schweren Würfe umso besser. Tim Ackermann war das beste Beispiel. In der 49. Minute wurde er perfekt freigespielt, hatte alle Zeit der Welt - und warf den Torwart an. Wenig später bekam er - diesmal unter starker Bedrängnis - wieder den Ball und legte ihn mit der Rückhand gekonnt über den Keeper ins Tor. Warum leicht, wenn es auch schwer geht? Tim Ackermann musste lachen. „Beim ersten war ich zu frei“, sagte der Kreisläufer, „manchmal ist es einfacher, wenn es schwer ist.“
Den 478 Zuschauern in der Bruno-Hinz-Halle war die Erleichterung anzumerken. Ein Fehlstart wurde abgewendet, und das gegen eine Mannschaft, die in dieser Saison zu den Spitzenteams der 3. Liga Nord zählt. Potsdams Trainer sprach von einem „verlorenen Stresstest“. Die Bernburger Spieler haben sich indes bewiesen, dass viel möglich ist. „Wir haben gute Chancen viele Mannschaften zu schlagen, wenn wir unsere Möglichkeiten so herausspielen und nutzen wie gegen Potsdam“, sagte Tim Ackermann.
Am kommenden Sonnabend tritt der SV Anhalt hoffentlich ähnlich emotionsgeladen bei der SG Flensburg/Handewitt II an. (mz)