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42 Prozent Großwirschleben im Salzlandkreis: 42 Prozent für AfD-Direktkandidat Kay-Uwe Ziegler

Von Detmar Oppenkowski und Katharina Thormann 26.09.2017, 09:55
Rund 200 Menschen leben in Großwirschleben, einem Ortsteil der Gemeinde Plötzkau in der Verbandsgemeinde Saale-Wipper.
Rund 200 Menschen leben in Großwirschleben, einem Ortsteil der Gemeinde Plötzkau in der Verbandsgemeinde Saale-Wipper. Pülicher

Bernburg - Die politische Landschaft im Wahlkreis Anhalt hat sich nach der Bundestagswahl verändert. Die CDU ist zwar nach wie vor stärkste Kraft und stellt mit Kees de Vries erneut den Direktkandidaten für den Deutschen Bundestag. Allerdings hat es zum Teil massive Verschiebungen gegeben. Einerseits sind die Christdemokraten im Vergleich zu 2013 bei den Zweitstimmen von 41,5 auf 30,7 Prozent um fast elf Prozentpunkte abgerutscht.

Andererseits ist die AfD in der Wählergunst auf dem zweiten Platz gelandet und steigert ihr Ergebnis um 17,4 auf 22,2 Prozent. Mit diesem Resultat haben die Rechtskonservativen die Linken auf den dritten Platz (17,8 Prozent) verwiesen. Sie verloren 7,8 Prozent an Zustimmung. Die SPD wurde marginalisiert und sank in der Wählergunst um 2,9 auf 13,9 Prozent. Die FDP ist mit 7,5 Prozent zwar wieder erstarkt. Die Liberalen spielen aber ebenso wie die Grünen (2,4 Prozent) oder Freien Wähler (1,5 Prozent) de facto keine Rolle.

CDU und SPD verlieren viele Stimmen

Der Trend, dass die Volksparteien CDU und SPD an Stimmen einbüßen und die AfD ihre Position ausbaut, wird mit genauem Blick auf die Städte und Kommunen in den Altkreisen Bitterfeld, Köthen, Bernburg und Zerbst (Wahlkreis 71) verstärkt.

So landet die AfD beispielsweise in dem Gemeinden Ilberstedt und Plötzkau (beide Verbandsgemeinde Saale-Wipper) sogar deutlich vor der CDU. Das überraschte auch Plötzkaus Bürgermeister Peter Rosenhagen (parteilos). Nicht im Geringsten hätte er mit diesem Wahlausgang gerechnet. Er hatte letztlich nur eine Erklärung: „Es kann nur eine Protestwahl gewesen sein.“

Die war offenbar ganz deutlich in Großwirschleben zu spüren. Rund 42 Prozent der Wahlberechtigten in dem 200-Seelen-Ort, der zu Plötzkau gehört, stimmten für den AfD-Direktkandidaten Kay-Uwe Ziegler. Auch andernorts konnte er sich noch vor den CDU-Mann Kees de Vries setzen.

Etwa in den Nienburger Ortsteilen Altenburg und Gerbitz sowie den zu Könnern gehörenden Dörfern Lebendorf und Strenznaundorf. Allerdings relativieren sich die starken Ergebnisse mit Blick auf die gesamte Stadt.

Mit 30 Prozent dominiert die CDU, die AfD folgt mit 21 Prozent in Bernburg. Als Begründung, warum mit der SPD die eine Volkspartei abgehängt und die CDU als die andere Volkspartei bedrängt wurde, sagen Beobachter, dass es zunächst einmal mit einem weiteren Akteur auf dem Spielfeld zusammenhängt.

Flüchtlinge sorgten für neue Dramatik

Während die AfD erst 2013 gegründet wurde und als neue Kraft nur knapp die Fünf-Prozent-Hürde bei der damaligen Bundestagswahl verfehlte, sei sie mittlerweile im Parteiensystem der Bundesrepublik angekommen. Nach dem Gewinn kommunaler Mandate zog die Partei in 13 Landesparlamente ein. Thematisch kam ihr ab Spätherbst 2015 die „Flüchtlingskrise“ gelegen. Die Partei holte vor diesem Hintergrund im Frühjahr 2016 in Sachsen-Anhalt 24,3 Prozent der Stimmen und wurde auf Landesebene bereits zweistärkste Kraft hinter der CDU.

Nichtsdestotrotz konnten im Altkreis Bernburg punktuell auch andere überzeugen. Etwa Jan Korte von den Linken, der den Sieg im Könneraner Ortsteil Zickeritz holte. Er bekam dort die meisten Erststimmen der Wähler. Steffen Globig, der einzige Direktkandidat, der im Raum Bernburg lebt, hatte zumindest in seinem Heimatort Warmsdorf den Sieg bei der Erststimme mit zwei Prozentpunkten vor de Vries nur knapp verpasst.

Auffallend ist unterdessen die stark schwankende Wahlbeteiligung in den Gemeinden im Altkreis Bernburg gewesen. So muss sich Alsleben mit der roten Laterne begnügen. Mit 53,2 Prozent waren die wenigsten Wahlberechtigten am Sonntag an die Urnen getreten. Im Nachbarort Plötzkau waren es unterdessen die meisten mit 62,8 Prozent. (mz)

In Bernburg hat es am Wahlsonntag mehrfach Irritationen wegen des Loches im oberen rechten Teil der Stimmzettel gegeben. Es hilft bei der Benutzung einer Wahlschablone.
In Bernburg hat es am Wahlsonntag mehrfach Irritationen wegen des Loches im oberen rechten Teil der Stimmzettel gegeben. Es hilft bei der Benutzung einer Wahlschablone.
Pülicher