Gatersleben Gatersleben: Bayer CropScience züchtet jetzt auch Raps

Gatersleben - Vom Aussehen her wirkt die Halle unspektakulär. Doch der riesige Stahl-Bau, der erst vor wenigen Tagen vollendet wurde, hat es in sich. Nicht nur, dass die Bayer CropScience AG damit eine weitere Million Euro in sein noch junges Reich am Ortsrand von Gatersleben investiert hat. Es ist auch Zeichen dafür, dass das Unternehmen neue Aufgabenfelder nach Gatersleben holt.
„Wir sind jetzt auch Prüfungsstandort für die Rapszucht“, berichtet Alexander Kirchherr. Der junge Mann ist Farm-Manager im Europäischen Weizenzuchtzentrum von Bayer, das sich im Seeland erst vor zwei Jahren für 15 Millionen Euro Gewächshaus und Verwaltungstrakt, Maschinenhalle und Lagermöglichkeiten gebaut hat. 20 Leute züchten hier - unterstützt von 30 bis 40 Saisonkräften - neue Weizensorten. Auf gut 40 Hektar Fläche steht dafür das Getreide.
Rapszuchtgarten umfasst zehn Hektar
„Alle zehn Quadratmeter ein anderer Genotyp. Denn eine Sorte wird es ja erst, wenn sie zugelassen ist.“ Nun wird das durch etwa zehn Hektar (rund 14 Fußballfelder) Rapszuchtgarten ergänzt. „Wir bauen hier für Sörup an“, erzählt Kirchherr. Denn in Norddeutschland ist das Zentrum der Rapszüchter, die von dort aus die verschiedenen Bayer-Standorte betreuen. So auch Gatersleben, das jetzt einem weiteren Mitarbeiter und mehreren Saisonkräften aus der Region Arbeit bietet.
„Und dafür brauchen wir die komplette Ausrüstung“, zählt der Farm-Manager Drillmaschinen und Mähdrescher, die Spritzen für den Pflanzenschutz, Transportfahrzeuge und Lagermöglichkeiten auf. „Deshalb haben wir die Raps-Halle gebaut“, sagt er und zeigt auf das Eine-Million-Euro-Objekt, an dem die letzten Monate gewerkelt wurde. „Alles von Baufirmen aus der Region.“ Darauf legt Kirchherr Wert.
750 Quadratmeter Abstellplatz für Maschinen
„Das ist eine sogenannte Kalthalle - nur für Maschinen und als Lager der Proben“, beschreibt er das neue Gebäude. 750 Quadratmeter Nutzfläche. Dazu ein Schleppdach, wo die Fahrzeuge zur Ernte regengeschützt untergestellt werden können. Alles versehen mit einer guten Einbruchssicherung.
Auch der Parzellen-Mähdrescher findet hier seinen Platz. Das ist ein ganz besonderes Gerät, zugeschnitten auf die kleinen Parzellen. „Der erntet den Raps nicht nur, sondern untersucht ihn auch gleich auf Feuchtigkeit, bestimmt das Gewicht. Und nach jeder Parzelle reinigt sich der Mähdrescher selbst, damit es keine Verunreinigungen der Proben gibt“, nennt der Züchter die Vorteile des schmalbrüstigen Fahrzeugs.
Erst seit 2012 züchtet Bayer auch Raps. Sechs neue Sorten hat das Unternehmen in dieser Zeit auf den Markt gebracht. Dass es dafür nun auch Gatersleben nutzt, hat einen guten Grund. „Wir haben hier ein perfektes Klima“, spielt Alexander Kirchherr auf den Regenschatten des Harzes an. „Also wenig Niederschläge.“
Neue Sorten trotzen Trockenheit und Hitze
Deshalb könnten hier Sorten gezüchtet werden, die irgendwie schon an den Klimawandel angepasst sind, redet der Farm-Manager von Trockenstress und Hitze. Zudem gebe es in Gatersleben durch das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung und den Biotech-Campus eine ganze Ansammlung von Züchterfirmen. „Daraus“, weiß der Experte, „können wir gegenseitig unseren Nutzen ziehen.“ (mz)