1. FSV Nienburg Fußball-Landesklasse: Ungewissheit beim 1. FSV Nienburg über Tobias Donaths Zukunft nach Motorradunfall

Nienburg - Am 27. Februar 2016 spielt der 1. FSV Nienburg gegen den SV Langenstein und verliert mit 1:3. Nienburgs Zehner Tobias Donath hat nicht gut gespielt. Er ist 26 Jahre alt und hat mehrere Jahre Verbands- und Landesliga auf dem Buckel. Manche sagen, er sei viel zu gut für die Landesklasse.
Nach der Pleite gegen Langenstein bekräftigt der Verein auf seiner Internetseite, es eine Woche später im nächsten Heimspiel gegen Germania Wernigerode besser machen zu wollen. Doch eine Woche später ist nichts mehr, wie es mal war. Tobias Donath, der begnadete Linksfuß, taucht am Donnerstag nicht beim Training auf. Donath hat einen schweren Motorradunfall.
Wellen des Mitgefühls
Eine ganze Mannschaft, ein ganzer Verein, steht unter Schock. Keiner weiß so recht, was passiert ist. Trainer Kay Resch und seine Spieler diskutieren darüber, das Spiel gegen Wernigerode abzusagen. Bis am Freitag eine Nachricht aus dem Krankenhaus kommt. Donath hatte „Glück im Unglück“, wie es Resch einen Tag später nennt. Er trägt keine Verletzungen am Kopf oder den inneren Organen davon, sondern bricht sich „nur“ das Sprunggelenk und einen Arm.
Die Vorbereitung auf die kommende Saison geht für den 1. FSV Nienburg, was Testspiele betrifft, am kommenden Wochenende weiter. Im Sparkassencup tritt die Mannschaft von Trainer Kay Resch am Sonnabend um 15 Uhr beim VfB Glöthe an. Der Kreisligist belegte in der vergangen Saison in der Abschlusstabelle der Nordstaffel den dritten Platz.
Bei einem Sieg würde Nienburg in der zweiten Runde am kommenden Freitag auf den Sieger aus der Partie zwischen dem BSC Biendorf und VfB Neugattersleben treffen.
Dennoch: Ab diesem Tag ist Tobias Donath nicht mehr nur Fußballspieler des 1. FSV Nienburg, er ist nicht mehr nur der Vorbereiter und Vollstrecker, der Zehner, der, der für die Landesklasse zu gut zu sein scheint. Er ist nun der Fußballspieler aus Nienburg, der einen schweren Motorradunfall hatte.
Wellen der Sympathie und des Mitgefühls brechen in den kommenden Tagen über Tobias Donath herein. Seine Mannschaftskollegen widmen ihm den 3:2-Erfolg gegen Wernigerode, sein Trikot mit der Nummer zehn wird danach stolz im Internet präsentiert. Donath ist ergriffen: „Danke Jungs!!! Klasse so ein Team als Unterstützung zu haben!!!“, schreibt er.
„Ich bin bereit, alles zu tun“
Vier Monate sind seit dem Unfall mittlerweile vergangenen. Tobias Donath hat noch immer Probleme mit dem Knöchel. An Fußballspielen ist nicht zu denken. Es ist sogar fraglich, ob er überhaupt noch einmal auf den Rasen zurückkehren kann. Die behandelnden Ärzte und Physiotherapeuten sind skeptisch. Donath humpelt noch immer beim Gehen. Das Abrollen des Fußes bei jedem Schritt bereitet ihm Schmerzen. Dadurch, dass der Knöchel zwölf Wochen ruhiggestellt werden musste, haben auch Muskeln und Bänder einen Schaden genommen.
Niemand weiß zur Zeit, ob Tobias Donath jemals wieder wird Fußball spielen können. Auch er ist sich nicht sicher: „Ich habe mich schon mit dem Gedanken auseinandergesetzt, dass es nicht mehr reichen könnte.“ Am 3. März 2016 begann für Tobias Donath das schwierigste Spiel seines Lebens.
Doch er hat seine Kraft nicht verloren. „Ich bin bereit, alles zu tun“, sagt er, „ich will vorwärts, meine Motivation ist sehr groß.“ Aber es liegt auch in der Natur des Menschen, dass er bei ausbleibendem Erfolg irgendwann resigniert. Donath will so nicht sein. Es ist nicht nur der Fußball, der ihn antreibt, es ist das Leben: „Ich will einfach auch meinen Alltag wieder beschwerdefrei absolvieren können“, sagt er, „alles andere ist dann Zusatz.“ Der mittlerweile 27-Jährige geht auch mit einer gewissen Gelassenheit an die Sache heran. „Ich mache mir keine Vorgaben“, sagt er. Donath weiß, dass es noch dauern wird, bis er mit einem möglichen Comeback liebäugeln kann. „Vier bis fünf Monate, wenn alles glatt geht“, sagt er. „Was die Hinrunde betrifft, brauche ich mir gar keine Illusionen machen, das wird wohl nichts.“
Ein schönes Hirngespinst
Sportpark in Nienburg, 25. Februar 2017. Die Rückrunde startet. Der 1. FSV Nienburg läuft zehn Minuten vor Schluss gegen den SV Darlingerode/Drübeck einem Rückstand hinterher, es ist einer dieser Tage, an dem einfach nichts gelingen will. Die Mannschaft steht mit hängenden Köpfen auf dem Feld, die Stimmung ist am Tiefpunkt. Bis einer seine Stimme erhebt: Tobias Donath. Er wurde gerade von Trainer Kay Resch eingewechselt. Es ist sein erstes Spiel seit dem schweren Motorradunfall.
Donath schaut seinen Mitspielern in einer kurzen Spielunterbrechung tief in die Augen und appelliert an den Glauben in die eigene Stärke. Und tatsächlich. Nienburg, inspiriert von Donaths Worten, ringt Langenstein in den letzten Minuten noch nieder.
Ein Hirngespinst zwar, aber ein schönes. (mz)