Fußball Fußball: Klaus Lorenz beendet seine Laufbahn
bernburg/MZ - Anlässlich des Neujahrs-Turniers der SG Neuborna wird er am 2. Januar feierlich verabschiedet. Das schönste Geschenk haben ihm seine Schützlinge bereits übergeben. Erstmals nach zehn Jahren gewann die SG Neuborna wieder bei Blau-Gelb Eintracht Peißen und beendete die Hinrunde in der Kreisliga Süd auf dem achten Platz. Nach dem 4:2-Erfolg beim „Angstgegner“ gab das „Trainer-Urgestein“ Klaus Lorenz den Staffelstab an seinen Nachfolger Denny Müller weiter. „Denny macht ein gutes Training. Er wird das schon packen. Ich habe mich riesig gefreut, dass die Jungs in Peißen gewonnen haben. Aber irgendwann ist einmal Schluss. Unser Vereinspräsident Frank Krella hat mich im Sommer 2011 noch einmal überredet, den Trainerposten zu übernehmen. Aus der von mir versprochenen einen Saison sind nun schon wieder zweieinhalb Jahre geworden“, erzählt der 72-jährige Sport-Enthusiast, der noch fit wie ein Turnschuh ist und als Hausmeister bei Jägerbau arbeitet.
Vom Vater angesteckt
Der gebürtige Nienburger hat seit 55 Jahren seine Spuren im Altkreis Bernburg hinterlassen. Sein Vater Willi Lorenz, der vor dem Zweiten Weltkrieg den Kasten der Fußballer des Arbeiter-Turnvereins Nienburgs hütete, hatte seinem Sohnemann den Sportvirus eingepflanzt. „Mein Vater war so ein positiv Verrückter, der für den Sport alles gegeben hat. Er stand noch mit 55 Jahren in der Kiste. Nienburgs Turnvater Herbert Thiele hat mich zum Fußball geholt. Ich habe bis auf Torwart in der Jugend alle Positionen gespielt, war aber nie eine große Leuchte. Thiele hat mich dann auch überredet, als Übungsleiter ehrenamtlich zu arbeiten“, berichtet Lorenz, dessen Trainerlaufbahn damit im Alter von 17 Jahren begann.
Der gelernte Schlosser blieb jedoch nicht nur beim Fußball. Über den Handball kam er zur Leichtathletik. „Manfred Bringezu und Peter Konrad habe ich sehr viel zu verdanken. Sie haben mich an die Trainertätigkeit herangeführt. Dann habe ich den Auftrag bekommen, bei der SG Chemie Bernburg ein Leichtathletik-Trainingszentrum aufzubauen. In dieser Sportart, die für mich Neuland war, hat mir Bernd Iser wichtige Ratschläge gegeben“, erklärt der gelernte Schlosser, dessen Herz jedoch immer am Fußball hing und der eine Mischung aus Otto Rehhagel und Eduard Geyer für den perfekten Coach hält. „Otto Rehhagel ist der perfekte Diplomat, Eduard Geyer ein knochenharter Hund. Von ihnen habe ich gelernt, dass es im Fußball in erster Linie auf Kondition, Schnelligkeit, Konzentration und Kraft und erst dann auf die Technik ankommt.“
Bei Schnee, Regen oder Sturm
Anfang der 90er Jahre nutzte Lorenz die Chance, sich wieder im Fußball zu etablieren. Er übernahm für den im Urlaub weilenden Askania-Cheftrainer Lutz Spier den ersten Teil der Saisonvorbereitung und bekam dort den Spitznamen „Schinder-Klaus“ verpasst. „Wir haben uns gut ergänzt. Lutz war für Technik und Taktik verantwortlich, ich für die Kondition. Bei Schnee, Regen oder Sturm wurde bei mir trainiert. Die Spieler waren froh, wenn ich mal etwas später von Arbeit zur Einheit kam“, erinnert sich Lorenz zurück. Doch die Schinderei trug Früchte. Die Askanen stiegen 1994 in die Verbandsliga auf. „Die Einheiten von Lorenz hatten es in sich. Aber am Ende wussten wir, wofür wir uns quälten. Wir waren topfit“, sagt der damalige Askania-Kicker Norbert Lehmann, der jetzt selbst als Trainer den Salzlandligisten SV Einheit Bernburg betreut.
Stolz auf den Verein
Lorenz führte nach einem ersten Intermezzo bei der SG Neuborna anschließend an der Seite von Andreas Donath den FSV Nienburg in die Landesliga, schaffte dann mit dem SV 08 Baalberge den Aufstieg in die Landesklasse. „Darauf bin ich heute noch stolz. Mit Baalberge habe ich in der Rückrunde keine einzige Begegnung verloren. Wenn ich sehe, wo der Verein jetzt steht, kommen mir die Tränen“, so Lorenz, der seine Prinzipien seit mehr als einem halben Jahrhundert immer vertrat. „Ich kann von den Spielern nicht mehr verlangen, als ich selbst zu leisten in der Lage bin.“ Doch die Messlatte lag bei ihm sehr hoch. Der Coach wollte nach gesundheitlichen Tiefschlägen (drei Bypässe, schwere Darm-Operation) so schnell wie möglich auf den Sportplatz und quälte sich manchmal auch auf Krücken dorthin. Bis heute kann er nicht verstehen, wenn ein Spieler wegen eines Schnupfens zum Punktspiel nicht die Fußballschuhe schnürt. „Wegen so einer Lappalie kann ich meine Mannschaft doch nicht im Stich lassen“, sagt „Schinder-Klaus“.