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Heimatkunst Frühe Werke eines Hoymer Künstlers

Der Hoymer Dietrich Genau hat einige seiner Frühwerke entdeckt. Das weckte Erinnerungen an den Ascherslebener Maler Rudi Sternbeck.

Von Regine Lotzmann 09.03.2022, 15:15
Dietrich Genau mit zwei seiner frühen Werke.
Dietrich Genau mit zwei seiner frühen Werke. Foto: Frank Gehrmann

Hoym/MZ - Seine Überraschung kann Dietrich Genau gar nicht in Worte fassen. Eigentlich wollte er in seinem Schuppen nur ein bisschen Ordnung schaffen, als ihm einige seiner alten Werke in die Hände fielen. „Die habe ich 1963 gemalt - als Schüler von Rudi Sternbeck“, weiß der Hoymer Heimatmaler noch genau.

Sternbeck, der 1922 in Berlin-Wedding geboren wurde, 1956 nach Aschersleben zog und 2012 dort auch starb, ist noch immer vielen Eine-Städtern ein Begriff. Zehn Jahre lang leitete er die Ateliergemeinschaft „Schöpfrad“ und drückte ihr seinen kreativen Stempel auf. Zuvor arbeitete er als Werbegrafiker in der Ascherslebener Wema. Über 1.000 Grafiken und Bilder hat der Maler, der an der Fachschule für angewandte Kunst in Magdeburg sein Handwerk lernte, hinterlassen.

Als junger Mann trat der heute 85 Jahre alte Dietrich Genau einem von Sternbeck gegründeten Zeichenzirkel bei. Was nicht einfach war. Denn von Hoym musste er immer erst zum Bahnhof nach Nachterstedt laufen, von dort mit dem Zug nach Aschersleben. „Und dann bin ich vom Bahnhof bis zur Froser Straße gerannt, wo der Unterricht stattfand“, erklärt der Künstler.

Stillleben und Schatten

„Wir haben damals unzählige Studien angefertigt“, erinnert sich der Hoymer und erzählt von Stillleben und dem Einfangen von Schatten ganz alltäglicher Dinge wie einer Lampe. „Wir haben auch einfach mal eine Flasche hingestellt und ein Tuch darüber geworfen, um den Faltenwurf aufs Papier zu bringen.“

Und natürlich ging es auch in die Natur hinaus. „Ich weiß gar nicht, wie lange ich auf dem Nussberg gesessen und gezeichnet habe“, sagt Genau und lacht. Herausgekommen sind jedenfalls einige schöne Werke. Der 85-Jährige zeigt ein Bild von der Ascherslebener Stephanikirche und eins vom Wernigeröder Schloss von 1963. „Und die sehen gar nicht so schlecht aus“, findet Genau.

Der kann sich auch noch an eine ganz bestimmte Episode erinnern. „Eins der großen Bilder haben wir in der Wema eingerahmt und verglast. Und ich hatte nur ein Moped und bin dann mit dem Riesen-Bild im Rucksack nach Hause gefahren.“

Tipps und Hinweise vom Meister

Die Tipps und Hinweise von Sternbeck hat der damals 26-Jährige zu schätzen gewusst. „Es war eine Zeit, an die ich gern zurückdenke“, sagt er heute. Und meint: „Er hat uns neue Maltechniken beigebracht, hatte aber auch Verständnis, wenn wir unseren eigenen Stil hatten.“

Den hat Genau inzwischen perfektioniert. Es ist eine Mischtechnik, bei der er auf kolorierten Federzeichnungen oft Licht in die Fenster und so anheimelnde Akzente setzt. Dietrich Genau - 1936 in Osnabrück geboren und seit 1945 in Hoym ansässig - ist gelernter Zimmermann. Als Autodidakt eignete sich der Heimatmaler und Ortschronist die notwendigen Fertigkeiten für Malerei, Grafik und Holzschnitzerei an, verfeinerte sie im Zeichenklub. Seine zahlreichen Werke entstanden vor allem in den vergangenen 25 Jahren in Hoym und dessen Umgebung.

Sie zeigen zumeist historische Gebäude und Ortsansichten. Er liebt die Arbeit mit Bleistift, Aquarell- und Ölfarben oder mit der Feder. Das Schaffen von Genau, der schon zahlreiche Ausstellungen bestritten hat, wurde durch einige Auszeichnungen gewürdigt. In Zusammenarbeit mit Harald Albrecht sind zudem einige Bücher entstanden. Viele seiner Werke hat er kostenlos Vereinen, Bürgermeistern und anderen Institutionen zur Verfügung gestellt.