1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Salzlandkreis
  6. >
  7. "Anhalt": Frose in der Stadt Seeland: Wollen Anwohner den Namenszusatz "Anhalt" am Ortsschild?

"Anhalt" Frose in der Stadt Seeland: Wollen Anwohner den Namenszusatz "Anhalt" am Ortsschild?

Von Regine Lotzmann 18.08.2018, 14:56
Ob auf den Ortseingangsschildern von Frose bald wieder das Anhalt zu finden ist?
Ob auf den Ortseingangsschildern von Frose bald wieder das Anhalt zu finden ist? Montage: Gehrmann

Frose - Schon lange stand die Frage im Raum, spätestens als sich die Hoymer ihren Namenszusatz „Anhalt“ zurückerobert haben: Ziehen die Froser jetzt nach? Wenn es nach Dieter Gleichner geht, dann ja.

Der hat deshalb im Namen der Wählervereinigung Froser Bürger (WFB), für die er auch im Ortschaftsrat sitzt, einen ganz offiziellen Brief an den Ortsbürgermeister geschrieben.

Darin bittet er ihn, das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Ratssitzung zu heben. Und den Rat entscheiden zu lassen, ob es dazu eine Bürgeranhörung geben soll. Die könnte zu den nächsten Kommunalwahlen im Mai 2019 durchgeführt werden.

„Große Mehrheit wird sich dafür aussprechen”

„Wir sind davon überzeugt, dass sich - ebenso wie in Hoym - die große Mehrheit der Bürger dafür aussprechen wird. Denn dieses Bekenntnis hat ein Stück weit mit unserem Heimatgefühl zu tun“, sagt Gleichner.

Dass die Seeland-Ortsteile Frose und Hoym zu Anhalt gehörten, zieht sich nämlich schon viele Jahre durch die Geschichte, als Anhalt erst Fürsten- und Herzogtum, später Freistaat und sogar Teil eines Bundeslandes war. Das ist es auch heute noch - oder wieder.

Kulturhistorische und touristische Bedeutung

„Der Zusatz ‚Anhalt‘ ist aber nicht nur von kulturhistorischer Bedeutung, auch aus touristischer Sicht tun wir uns damit einen Gefallen“, findet Dieter Gleichner. Zumal es inzwischen einige touristische Pfunde gibt, mit denen Frose wuchern kann.

So mit der imposanten Stiftskirche zum Beispiel, die an der Straße der Romanik liegt. Mit dem idyllischen See oder dem Reiterhof, der von einer jungen Familie übernommen wurde. Einem liebevoll eingerichteten Museum, in dem die Geschichte des Ortes wieder greifbar wird. Und nicht zuletzt mit einem Biotop, in dem zahlreiche seltene und vom Aussterben bedrohte Vögel und Insekten leben.

„Frose/Anhalt” stand am Bahnhof, auf Postkarten und Notgeld

Zudem ist es noch gar nicht so lange her, dass Frose den Zusatz „Anhalt“ trug. Viele Bürger können sich noch gut daran erinnern. Am Bahnhof war ein riesiges Schild angebracht, auf Postkarten und altem Notgeld war er vermerkt, auf den Ortseingangsschildern und in den Adressen.

Es gab sogar einen „Gasthof zu Anhalt“. Der ist allerdings schon lange abgerissen und war da, wo heute die Sparkasse und ein Frisör untergekommen sind. Entsprechende Fotodokumente hat Rita Heuke in ihrem Besitz, die sich für Froses Geschichte interessiert und sich auch um das Heimatmuseum des Ortes kümmert.

„Doch auch heute tragen viele Vereine unseres Ortes den Namen noch voller Stolz“, sagt Gleichner. „Die Froser wurden nicht gefragt, als man den Zusatz ‚Anhalt‘ einfach abgeschafft hat“, klagt der Ortschaftsrat. „Mit der Bürgeranhörung werden sie wieder an der Mitbestimmung beteiligt. Und dies sollte doch in unser aller Interesse sein.“

Ortsbürgermeister Mario Kempe unterstützt den Vorschlag

Auch Ortsbürgermeister Mario Kempe (CDU) erklärt: „Ich gehe schwer davon aus, dass ein Großteil der Froser das möchte.“ Er findet den Vorstoß von Gleichner richtig gut und unterstützt ihn deshalb. „Ich habe das schon immer befürwortet und freue mich jetzt“, sagt der Ortschef, der den Antrag selbst nicht stellen konnte. Das musste von den Bürgern kommen, erklärte er.

„Als Hoym das aber damals gemacht hat, habe ich im Ortschaftsrats gesagt: Wenn der Wunsch aus der Bevölkerung kommt, werde ich alles dafür tun, um den auch umzusetzen.“ Das will er jetzt so schnell wie möglich tun.

Schon Mitte September wolle er das Thema auf die Tagesordnung des Ortschaftsrates setzen. Dann könne es in den Stadtrat. Den 26. Mai 2019 als Termin für die Befragung der Bürger zu nehmen, das findet er gut.

Dann werden die Froser eh an die Wahlurnen gerufen, um einen neuen Ortschafts- und einen neuen Stadtrat, einen Kreistag und das neue Europa-Parlament zu wählen. Ein Superwahl-Sonntag sozusagen, bei dem eine Entscheidung mehr gar nicht ins Gewicht fallen dürfte.

Dass der Stein nun endlich ins Rollen gekommen ist, darüber freut sich der Ortsbürgermeister. „Wir sind aus der Historie heraus mit Anhalt verbunden. Und ich finde es in Ordnung, wenn man das nach außen trägt.“ (mz)