Friedhof in Cörmigk Friedhof in Cörmigk: Ehrenmal für Gefallene wurde demontiert

Cörmigk - In einer Nacht-und-Nebel-Aktion ist das Ehrenmal vom Cörmigker Friedhof verschwunden. Dass dies eines Tages geschehen würde, das hatten viele geahnt, aber wohl kaum für möglich gehalten, dass es so bald geschehen würde. Selbst Ulrich Börnicke ist überrascht. Dabei ist er derjenige, der das Ganze in die Wege geleitet hat.
Seit geraumer Zeit beschäftigt sich der Cörmigker mit dem verwitterten Stein, den er bis zum Jahr 2021 restaurieren lassen will. Denn dann jährt sich dessen Anfertigung zum 100. Mal. Zuvor müssen jedoch das Geheimnis um die Inschrift und die Namen auf dem Denkmal gelüftet sowie Sponsoren für dessen Restaurierung gefunden werden.
Schwierige Recherchen
Deshalb wandte sich Börnicke vor gut einem Jahr gemeinsam mit dem zwischenzeitlich verstorbenen Karl Bergmann in einem Hilferuf an die Cörmigker (die MZ berichtete). Lange Zeit geschieht nichts - die Recherche in den Archiven gestaltet sich schwieriger als gedacht; Kirchenbücher und Verlustlisten im Internet geben ebenfalls nicht zu 100 Prozent Aufschluss.
Die Monate verstreichen - doch Börnicke gelingt es schließlich, die Daten von 19 Gefallenen im Ersten Weltkrieg und 33 im Zweiten Weltkrieg zusammenzutragen. Ebenso findet sich ein Steinmetz, der die Restaurierung übernehmen will - wenn das Geld da ist. Auch dahingehend befindet sich das Vorhaben auf einem guten Weg. Nicht zuletzt dank der im Sommer von dem Cörmigker Hanno Engel anlässlich seines 25-jährigen Firmenbestehens initiierten Spendensammlung.
Und so treffen sich Mitte November die Mitglieder des Ortschaftsrates - zu dem auch Börnicke zählt -, interessierte Bürger und Könnerns Bürgermeister Mario Braumann vor Ort, um abermals über die Zukunft des verwitterten Steins zu beraten; wenige Tage darauf ist dieser plötzlich verschwunden.
Steinmetz stellte es 1921 auf
Glücklicherweise nicht gestohlen, sondern lediglich klammheimlich von Steinmetzmeister Uwe Schön aus Köthen abgebaut und abtransportiert. Damit ist das Ehrenmal quasi an seinen Geburtsort zurückgekehrt, denn wie aus der Originalrechnung vom 3. Oktober 1921 hervorgeht, hatte Wilhelm Voigt, seines Zeichens Steinmetzmeister aus Cöthen-Anhalt, das Denkmal aus „hartem grauen Effenberg Marmor (aus Westfalen) in scharrierter Bearbeitung mit geschliffener Schriftfläche“ für 5059,65 Mark angefertigt (siehe: „Jeder Buchstabe kostet extra“).
Keine halbe Stunde habe das Abmontieren laut Ortsbürgermeister Günter Clemens gedauert, der aufgrund dessen nicht einmal Fotos habe machen können. Mehr Zeit hingegen wird die Restaurierung in Schöns Werkstatt in Anspruch nehmen. Zuvor jedoch müssen noch einige Fragen geklärt werden - allen voran die der Denkmalschutzbehörde. Denn nachdem es zunächst geheißen habe, dass es sich bei dem Stein keineswegs um ein Denkmal handele und deshalb auch keine Fördermittel beantragt werden können, stelle sich die Lage auf einmal anders dar, wie Börnicke berichtet. „Das Ehrenmal steht nun doch auf der Denkmalliste. Da kann man nicht einfach so anfangen.“
Demnach seien an die Wiederherstellung verschiedene Bedingungen geknüpft. „Bis zur Bepflanzung wurde uns Vieles vorgegeben“, sagt Börnicke. So sei eine gewisse Bautiefe beim Abriss des Sockels einzuhalten, sonst müssten Archäologen hinzugezogen werden. Ebenso darf das Denkmal nur an derselben Stelle wieder aufgestellt werden. Zudem können den Vorgaben entsprechend lediglich die Namen erneuert werden, die bereits auf dem Stein zu finden sind - Ergänzungen ausgeschlossen.
Ungeachtet dieser Einschränkungen soll das Ehrenmal schon bald seinem Namen wieder gerecht werden. Und welch Anlass wäre wohl passender, um der Gefallenen zu gedenken, als das Ende des Ersten Weltkriegs, welches sich 2018 zum 100. Mal jährt?! (mz)