Ehle ist verseucht Ehle ist verseucht : Kompletter Schlamm des Flusses muss entfernt werden

Egeln - Es gab unter den Zuhörern besorgte Gesichter, aber insgesamt scheint das Ergebnis einer Studie über die Belastung der Ehle nicht zu überraschen. Die meisten Egelner blieben gelassen, wenn auch neugierig „Wir leben hier schon lange und ich kann mich nicht erinnern, dass irgendjemand hier daran gestorben ist, was in der Ehle rumschwimmt“, meint einer der Besucher. Andere hatten besorgte Blicke, als sie so nach und nach den Umfang begreifen.
Schlamm in der Ehle ist hochgradig belastet
Und was die Studie offenbart, ist nicht ohne. Sie belegt, dass der Schlamm des Flusses hochgradig mit PCB und PCN, Chlorverbindungen, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein und das Immunsystem zu schwächen, belastet ist. Die Stoffe kommen in Transformatoren oder auch Holzschutzmitteln vor und sind seit über 15 Jahren verboten.
Die Herkunft scheint klar: eine alte Alkalifabrik, die von 1932 bis 1964 in Westeregeln in Betrieb war und in der es 1961 einen verheerenden Brand gab, bei dem Hunderte Tonnen von Schadstoffen verbrannten, die über das Löschwasser in die Ehle gelangten. Doch auch vorher wurden vermutlich Schadstoffe in den Fluss eingeleitet. Die Stoffe sind nicht löslich im Wasser und haben sich deshalb auch nach Jahrzehnten im Schlamm nicht zersetzt, so Hans-Joachim Berger, der an der Studie mitwirkte. Doch sie sind keine Schwebeteilchen im Wasser, so dass keine große Gefahr für die Bode, in die die Ehle mündet, und die Saale bestehe. Zwar seien hier auch PCB und PCN nachgewiesen worden, doch in geringer Konzentration, hieß es auch Nachfrage der MZ vom Landkreis. Lediglich beim Genuss von Aal solle man vorsichtig sein.
Giftstoffe in hoher Konzentration vor allem in Nähe der Böschung der Ehle
Die Studie besagt weiter, dass vor allem in einem Streifen bis zu zehn Metern von der Böschung Giftstoffe in hoher Konzentration enthalten sind. Hier darf vorerst keine landwirtschaftliche Nutzung erfolgen. Auch die angrenzenden Flächen werden nun detailliert untersucht, ob weiter angebaut werden kann, denn im Weizen und im Futtermais wurden die Schadstoffe in einer Konzentration nachgewiesen, die eine Prüfung nach sich zieht. Allerdings seien die Pflanzen noch nicht nach den Vorschriften des Lebensmittel- oder des Futtermittelgesetzes untersucht worden, die strengere Maßstäbe anlegen.
Wie hoch ist die Gefährdung der Menschen, was getan wird, um Schaden abzuwenden, waren die wichtigsten Fragen. Der Landkreis, der am 19. Januar von dem seit dem 21. Dezember 2017 beim Umweltministerium vorliegenden Ergebnissen informiert worden war, reagiert nun. Ab Freitag werden die Außenanlage und später auch die Innenraumluft des Kindergartens „Bördespatzen“ in Egeln untersucht. Die Einrichtung befindet sich ganz in der Nähe der Ehle. Die Außenflächen werden vorerst gesperrt. Gleiches gilt auch in der Ortslage entlang des Flusses.
Landkreis ist für die Gefahrenabwehr zuständig
Die Beschilderung der Uferzonen sowie ein Angelverbot sind ebenso angedacht. Bis zur Umsetzung werden Empfehlungen ausgesprochen. Die Entnehme von Proben der örtlichen Brunnen und der Wasserentnahmestellen ist ebenfalls Teil des Maßnahmenplans, den Bauer den Einwohnern vorstellte. Der Landkreis ist für die Gefahrenabwehr zuständig und Bauer hat bereits einen Krisenstab gebildet, der aus 15 Mitarbeitern besteht. „Wir bitten aber, dass wir etwa drei Wochen brauchen, um verlässliche Ergebnisse zu haben“, appelliert Bauer an die Bewohner der Ortschaften.
Wie hoch die Konzentration der Schadstoffe ist, darüber sei man überrascht gewesen, sagt Klaus Rehda der Staatsekretär im Umweltministerium. „Wir wussten, dass hier Schadstoffe enthalten sind. Doch nicht in dieser Höhe.“ 2015 wurden durch Arbeiten des zuständigen Unterhaltungsverband Baggerarbeiten an der Ehle durchgeführt. Der Schlamm wurde an der Böschung gelagert. Bei Proben wurde festgestellt, dass das Sediment Schadstoffe enthält. Man wollte sichergehen, dass es sich wirklich um eine Gefährdung handelt, erklärt Rehda, warum über zwei Jahre ins Land gingen, bevor man nun mit den vorliegenden Ergebnissen einer im August 2017 in Auftrag gegeben Studie an die Öffentlichkeit geht und das innerhalb von Tagen.
Der gesamte Schlamm der Ehle muss komplett entfernt werden
Nun wollen die Behörden übergreifend zusammenarbeiten und weitere Proben entnehmen. Die Stoffe, die für die Verseuchung der Ehle verantwortlich sind, können nur mit einer radikalen Maßnahme aus dem Fluss verbannt werden. Der gesamte Schlamm muss komplett entfernt werden, so Berger. Wie man mit den angrenzenden Flächen umgeht, werde man sehen, wie die Proben ausfallen. (mz)