1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Salzlandkreis
  6. >
  7. Der Unverwüstliche: Der Unverwüstliche: Seit 43 Jahren hört jeder auf seine Pfiffe

Der Unverwüstliche Der Unverwüstliche: Seit 43 Jahren hört jeder auf seine Pfiffe

Von Torsten Adam 07.02.2018, 10:55
Eckhard Krüger ist seit 43 Jahren auf den Fußballplätzen des Kreises unterwegs.
Eckhard Krüger ist seit 43 Jahren auf den Fußballplätzen des Kreises unterwegs. Pülicher

Plötzkau - Auf den Fußballplätzen der Region ist der Plötzkauer bekannt wie ein bunter Hund. Seit 1975 schiedsrichtert er und konnte vor drei Wochen ein stolzes Jubiläum feiern: Eckhard Krüger pfiff am 20. Januar sein 2000. Spiel.

Anlass genug für Bürgermeister Peter Rosenhagen, den 62-Jährigen auf Vorschlag seines Heimatvereins SV 1921 Plötzkau beim jüngsten Neujahrsempfang auszuzeichnen.

Der Unverwüstliche: 35.000 Kilometer mit dem Fahrrad

Eckhard Krüger könnte auch den Beinamen „der Unverwüstliche“ tragen. Jedes Wochenende ist er auf Achse, in der Regel leitet er samstags und sonntags Spiele.

Reist er inzwischen mit dem Auto an, war das bis 1999 noch anders. Bei Wind und Wetter, zu jeder Jahreszeit, schwang er sich auf sein Fahrrad und machte sich auf den Weg zu den Sportplätzen im Altkreis Bernburg.

„Nach Biendorf und zurück, da kamen schon 50 Kilometer zusammen. Im Winter gab es sicher Schöneres“, sagt der Mann, der diese Widrigkeiten in Kauf nahm, weil ihm sein Ehrenamt so viel Spaß macht.

Rund 35.000 Kilometer habe er mit dem Fahrrad als Unparteiischer zurückgelegt - am Stück gerechnet hätte der Plötzkauer damit fast einmal die Erde umrundet.

Erst mit der Kreisgebietsreform sah sich Krüger gezwungen, den Pkw-Führerschein zu machen. Schließlich wäre es dann doch zu weit gewesen, zu Partien nach Egeln oder Schönebeck zu radeln.

Vor 18 Jahren stieg er auf das Auto um und blieb dabei. „Man wird ja auch bequemer“, gibt er zu.

Der Unverwüstliche: Anfangs als Schiri ausgeholfen

Nachdem er sich als Elfjähriger der BSG Traktor Plötzkau angeschlossen und in der Folge alle Nachwuchsteams des Vereins als Kicker durchlaufen hatte, mit der Schülermannschaft auch mal Kreismeister wurde, „sprach mich Günter Eisenblatt an, ob ich nicht mal ein oder zwei Jahre als Schiri aushelfen könnte.“

Daraus wurden bis heute 43 Jahre. Und ganz sicher kommen noch einige hinzu.

Welches sein erstes Spiel war, daran kann sich Krüger nicht erinnern. Aufgehoben hat er sich aber seinen „Marschbefehl“ - eine mit einer 10-Pfennig-Briefmarke beklebte Postkarte der Schiedsrichteransetzer - zur zweiten Partie: Chemie Bernburg III gegen Traktor Könnern IV am 28. März 1975, 11 Uhr.

Der Unverwüstliche: Die Jungs haben Disziplin

Am liebsten pfeift er Spiele der Nachwuchs-Landesliga in Bernburg. „Die Jungs können kicken und haben noch Disziplin“, begründet er. Bei den Erwachsenen sei dies nicht immer der Fall.

Der Plötzkauer versucht es mit einer „kameradschaftlichen Spielführung“, aber wer das auszunutzen versuche, dem setze er dann auch Grenzen.

„Die Disziplin hat mächtig gelitten“, sieht er eine negative Entwicklung in den vergangenen Jahren. Dies sei einer der Gründe, weshalb der Schiedsrichtergilde Nachwuchs fehlt.

Zudem sei die finanzielle Aufwandsentschädigung zu gering, lasse die heutige flexible Arbeitswelt dieses Ehrenamt nicht immer zu.

Der Unverwüstliche: Den Respekt hart erarbeitet

Er selbst, bis zur Wende im Handel des Konsums beschäftigt, hat diese Zeit. „Ein Schiedsrichter muss sich durchsetzen können“, nennt er eine wichtige Anforderung.

Er selbst habe sich den Respekt auf den Sportplätzen des Kreises über Jahre erarbeitet, sagt Krüger nicht ohne Stolz.

Ein Respekt vor seiner Leistung, der sich nicht nur beim Plötzkauer Neujahrsempfang spiegelte. Der Junggeselle ist seit vier Jahren auch Ehrenmitglied bei seinem Heimatverein, erhielt 2017 die Ehrennadel des Fußball-Landesverbandes in Silber.

Seine zweite Leidenschaft gilt dem Karneval - seit nunmehr 35 Jahren. Mittlerweile sitzt er bei den Grün-Gelben im Elferrat und hält die Büttenreden.

Die erste Prunksitzung ist gemeistert, am kommenden Samstag gibt es die zweite Bewährungsprobe. (mz)