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Denkmalschutz in Alsleben Denkmalschutz in Alsleben: Bürgerinitiative widerspricht Staatssekretär Schellenberger

Von Marko Jeschor 08.06.2017, 13:45
Reinhard Schinke, der Bürgermeister von Alsleben, steht vor einem der zahlreichen leerstehenden Häuser im Stadtzentrum.
Reinhard Schinke, der Bürgermeister von Alsleben, steht vor einem der zahlreichen leerstehenden Häuser im Stadtzentrum. Engelbert Pülicher

Aschersleben - Alslebens Bürgermeister Reinhard Schinke war einigermaßen entsetzt, als er Ende Mai das MZ-Interview mit dem Kultusstaatssekretär Gunnar Schellenberger (beide CDU) las. „Es ist nicht so, dass die Behörden nicht Bescheid wissen“, sagte Schinke nun als Reaktion auf die Aussagen von Schellenberger. Der hatte behauptet, dass sich bisher niemand aus Alsleben mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Verbindung gesetzt hatte.

Reger Kontakt zwischen der Initiative und dem Landesamt

Tatsächlich aber stand die Bürgerinitiative (BI) „Ich bin Alsleben“ in regem Austausch - sowohl mit der für den Salzlandkreis zuständigen Gebietsreferentin Birthe Rüdiger vom Landesamt in Halle, die auch an mehreren Arbeitstreffen teilnahm, wie die BI-Sprecherin Anne Krüger sagte, als auch mit Joachim Stappenbeck, für Städtebauförderung zuständiger Referatsleiter im Landesentwicklungsministerium in Magdeburg. Das geht aus mehreren Schriftwechseln hervor, die der MZ vorliegen.

Schellenberger räumte auf MZ-Anfrage nun ein, sich in dem Punkt geirrt zu haben. Er verwies jedoch noch einmal darauf, dass die bestehenden Probleme in Alsleben „ohne Anträge der Eigentümer nicht gelöst werden können“.

Referatsleiter aus Magdeburg reagiert nicht auf Einladungen

BI-Sprecherin Krüger kritisiert indes auch Referatsleiter Stappenbeck. Dieser habe zwar Broschüren zum Thema verschickt, sei mehreren Einladungen zum Gespräch vor Ort aber bisher nicht nachgekommen. Darüber hatte sie sich bereits in der Einwohnerfragestunde im Kreistag beklagt.

Sie sagte, sie fühle sich von den Behörden im Stich gelassen (die MZ berichtete). Eine Anfrage dazu ließ das Ministerium bis Mittwoch unbeantwortet. Auch mit dem Landkreis als Untere Denkmalschutzbehörde steht Krüger seit über einem Jahr in Kontakt.

Viele Häuser verfallen seit Jahrzehnten

Die BI hatte sich vor über einem Jahr gegründet, um gegen den Zerfall von Alslebens Innenstadt anzugehen. Die Mitglieder verstehen sich allerdings „nur als Vermittler, nicht als Macher“, wie Krüger betonte. Ihnen geht es darum, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen, „damit der Denkmalschutz nicht stur den Gesetzlichkeiten folgt“.

Alsleben geht es dabei wie vielen anderen kleineren Orten im Landkreis, wo Häuser teilweise seit Jahrzehnten verkommen, weil sich Eigentümer um ihre Immobilien entweder nicht kümmern oder eben der Denkmalschutz so hohe Auflagen fordert, dass sich Investitionen kaum oder gar nicht rentieren. Ein Beispiel aus der Region Aschersleben ist Cochstedt, wo Ortsbürgermeister Wolfgang Weißbart (parteilos) gemeinsam mit der Stadtverwaltung von Hecklingen seit Jahren einen scheinbar ebenso aussichtslosen Kampf führt.

Krüger nennt unterdessen das Schloss in Alsleben als Beispiel für irregeleiteten Denkmalschutz. Das Schloss sollte ihrer Aussage nach vor Jahren bereits zu einer Parkinson-Klinik umgebaut werden. Das Projekt sei aber letztlich gescheitert, weil der Investor nicht bereit war, die Denkmalschutz-Vorgaben der Behörden zu erfüllen.

Bürgermeister erneuert seine Kritik

Bürgermeister Schinke erneuert auch seine Kritik am Landkreis. Die Untere Denkmalschutzbehörde „muss sich endlich mal durchsetzen“. Seinen Erfahrungen bei Vor-Ort-Terminen zufolge habe das Landesamt nämlich immer gesagt, „wo es lang geht und der Landkreis hat nur genickt“. Hintergrund für seine Kritik ist eine Formulierung im Gesetz, nach der die Untere Denkmalschutzbehörde auch entgegen dem Rat des Landesamts eine Entscheidung fällen kann. Man spricht bei diesem Prozess von Benehmen herstellen.

Diese Verfahrensweise wollte sich der Landkreis nach der Kreistagssitzung Mitte Mai erneut anschauen, wie Landrat Markus Bauer (SPD) versprach. Auf MZ-Anfrage erklärte Kreissprecherin Alexandra Koch bereits am Dienstag, man prüfe derzeit noch in der Rechtsabteilung, in welchem Rahmen verbindliche Handlungsanweisungen künftig festgelegt werden können. Außerdem sei ein Termin des Landrats mit der BI in Alsleben vereinbart worden. (mz)