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Cörmigk bei Könnern Cörmigk bei Könnern: Sind falsche Kornkreise Hügelgräber?

Von Katharina Thormann 17.06.2017, 09:45
Diese mysteriösen Kreise hat Hobbypilot Hanno Engel bei einem seiner Flüge über Cörmigk entdeckt.
Diese mysteriösen Kreise hat Hobbypilot Hanno Engel bei einem seiner Flüge über Cörmigk entdeckt. Hanno Engel

Cörmigk - Seit seiner Entdeckung vor acht Jahren wollen sie ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen: Immer wieder muss Hanno Engel über den Acker am Sportplatz in Cörmigk fliegen, wenn er mit seinem Doppelsitzer-Gleitschirm in der Luft unterwegs ist. Zu stark ist ihre Anziehungskraft. Von unten ist nicht ein einziger Hinweis darauf zu erkennen, was der Acker aus der Vogelperspektive offenbart: 13 merkwürdige und meterbreite Kreise mit jeweils einem Punkt in der Mitte. Dazu noch eine Zickzack- und mehrere gerade Linien, die sich über die Ackerfläche ziehen.

Cörmigk hat archäologisch einiges zu bieten

„Man sieht jede Menge aus der Luft, aber so etwas habe ich vorher noch nie gesehen“, sagt Engel, der schon seit mehr als 15 Jahren als Pilot durch die Lüfte schwebt. Dass diese ausgerechnet vor seiner Haustür aufgetaucht sind, ist kein Zufall. Denn das Dorf Cörmigk hat archäologisch einiges zu bieten, wie kürzlich die Ergebnisse einer Ausgrabung beweisen.

Dort, wo künftig eine neue Fernwasserleitung gebaut werden soll, entdeckten Archäologen unter anderem einen bronzezeitlichen Friedhof und damit auch Hinweise auf eine einstige Siedlung aus der Glockenbecherzeit (die MZ berichtete).

„Als ich davon in der Zeitung las, habe ich mich sofort an die Kreise erinnert“, erzählt Engel. Denn vor acht Jahren traute er seinen Augen kaum, als er sie erstmals aus luftiger Höhe erblickte. Doch bis heute weiß er immer noch nicht genau, worum es sich bei den mysteriösen Kreisen handelt. Nur eins weiß er mit Gewissheit: Um so genannte Kornkreise auf Getreidefeldern, in denen die Kornhalme in regelmäßiger Weise umgeknickt, gebogen oder abgemäht worden sind, kann es sich in diesem Fall nicht handeln. Denn egal in welcher Vegetationszeit, Sommer wie Winter, heben sie sich vom übrigen Acker ab.

Hügelgräber statt Kornkreise

„Ich hätte wirklich gern gewusst, was es für Kreise sind“, sagt der 57-Jährige, der sich deshalb auch schon an das Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege in Halle gewandt hat. Dort ist man der Überzeugung, dass es sich um Hügelgräber handelt. Unter diesen Hügeln sollen einst die Toten bestattet worden sein. Und zwar genau in der Mitte, dem gekennzeichneten Punkt. Doch in welcher Zeit das genau geschehen sein soll, da tappen selbst die Experten im Dunkeln.

Denn an dieser Stelle sind die Archäologen noch nicht aktiv geworden, so Alfred Reichenberger, Pressesprecher des Landesamtes für Archäologie und Denkmalpflege. Das habe mehrere Gründe. Zum einen wird nur bei Gefahren gegraben, „also wenn archäologische Denkmale betroffen sind“, erklärt Reichenberger.

Denn das Landesamt muss zu allererst im Sinne der Erhaltungs- und Dokumentationspflicht arbeiten. „In nur sehr seltenen Fällen gibt es Forschungsgrabungen. Dafür haben wir einfach nicht die Kapazitäten“, so Reichenberger weiter. Denn in Sachsen-Anhalt gebe es rund 100.000 Fundstellen.

Viele Zeiten kommen in Frage

Die Fundstelle in Cörmigk wird künftig wohl weiter ein Rätsel bleiben. Vor allem, aus welcher Zeit die Kreise stammen. Denn infrage kommen nach Angaben des Landesamtes für Archäologie und Denkmalpflege nicht nur die Bronze- und Eisenzeit, sondern auch das Mittelalter. Denn dicht besiedelt war das Gebiet zu jeder der Zeiten, vor allem wegen der fruchtbaren Böden, die auch heute noch viel vom damaligen Leben preisgeben.

Für den Hobbypiloten Hanno Engel aus Cörmigk bleibt deshalb nur, weiter zu dokumentieren. Etwa, wie sich die Kreise im Laufe der Jahre auch durch die Vegetation und die Ackerbewirtschaftung verändern. Oder gar, ob es noch weitere solcher Funde in der Region gibt. Aufwendig wird es für ihn nicht. Denn sein Landeplatz für sein Fluggerät liegt direkt vor seiner Haustür. (mz)

Hanno Engel aus Cörmigk ist häufig mit seinem Gleitschirm unterwegs.
Hanno Engel aus Cörmigk ist häufig mit seinem Gleitschirm unterwegs.
E. Pülicher