Berufsausbildung im Salzlandkreis Berufsausbildung im Salzlandkreis: 30 Prozent brechen vorzeitig ab

Könnern/Bernburg - Hannes Dittmann hält das vordere Stück der großen Schweinehälfte mit seiner linken Hand fest. Zum Schutz trägt der 21-jährige Fleischer-Lehrling einen dicken Sicherheitshandschuh aus Metall. Mit seiner rechten Hand führt er ein sehr scharfes Messer gekonnt und vor allem sehr schnell durch das Fleisch und trennt die Sehnen vom kostbaren Muskelfleisch.
„Natürlich schneidet man sich noch hin und wieder - aber das sind keine schweren Verletzungen. Alles nur kleine Schnitte“, erzählt der Lehrling, der sich im zweiten Ausbildungsjahr befindet. Mit der Zeit komme die Routine und das Zerlegen würde ihm immer leichter fallen.
Hannes Dittmann ist einer von aktuell neun Auszubildenden, die bei „Bauerngut“ in Könnern ihr Fundament für eine berufliche Zukunft legen. „Der Beruf des Fleischers hat heute kaum mehr etwas mit der Schlachtung zu tun, es werden ganz andere Fertigkeiten von den jungen Menschen abverlangt“, erklärte Carsten Vormfenne, Gesamtpersonalleiter der Bauerngut-Gruppe. Die Bauerngut Fleisch- und Wurstwaren GmbH stellt ihre Produkte, die unter verschiedenen Marken firmieren, exklusiv für die Edeka-Gruppe her. Obwohl das Unternehmen gut aufgestellt ist, wird es immer schwerer für die Personalabteilung Nachwuchs zu finden. In diesem Jahr kann das Unternehmen noch 20 jungen Menschen eine Lehrstelle anbieten. „Das Zeugnis spielt bei uns eine nicht ganz so wichtige Rolle - der Bewerber muss den Beruf wollen“, so Vorm-fenne. Daran hapert es häufig.
„Seit 2009 stellen wir fest, dass es viele Azubis nicht bis zum Ende der Probezeit schaffen und vorher schon aufhören“, erklärte Katrin Mühlbach, Personalreferentin bei dem Fleischproduzenten. Die jungen Menschen, die es wirklich wollen, zeigen auch einen entsprechenden Einsatz. Ein Auszubildender sei sogar extra von Hamburg nach Könnern gezogen. Viele potenzielle Bewerber würden sich vom Schichtbeginn um sechs Uhr morgens abschrecken lassen, weiß Mike Brach, Betriebsleiter des Bauergut-Standorts in Könnern. Das Unternehmen würde bei den Ausbildungs-Voraussetzungen seit Jahren immer mehr Abstriche hinnehmen. „Vor einigen Jahren haben wir noch einen großen Wert auf eine vielfältige Allgemeinbildung gelegt - aber auch das ist nicht mehr so wichtig“, gibt Carsten Vorm-fenne etwas resigniert zu. Man würde von Unternehmensseite zu viel von den Bewerbern erwarten, was nicht mehr zeitgemäß wäre.
Dass viele Auszubildende ihre Berufsausbildung vor dem Abschluss abbrechen, kann die Agentur für Arbeit in Bernburg bestätigen. Diese beziffert die Abbrecherquote auf insgesamt 30 Prozent.
„Wir müssen dafür sorgen, dass sich junge Menschen für Betriebe im Salzlandkreis interessieren - es gibt im Kreis quasi eine Ausbildungsgarantie“, sagte Anja Huth, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Bernburg.
Nach ihrer Einschätzung würde es in den Betrieben in der Region eine „demografische Zeitbombe“ geben. Die Mitarbeiter in den Unternehmen werden immer älter und können nicht durch junge Menschen ersetzt werden - weil diese fehlen würden. Umso wichtiger sei es, Jugendliche für eine Berufsausbildung im Salzlandkreis zu begeistern.
Dazu beitragen soll am Samstag, 25. Februar, die 7. Berufsfindungsmesse, die bei der Pöttinger Deutschland GmbH, Mauerstraße 16, in Bernburg stattfindet. Zu der Messe sind alle Schüler eingeladen, die ihrem „Traumjob“ näherkommen möchten. Es werden sich verschiedene Unternehmen aus dem Salzlandkreis vorstellen und die Fragen der Schüler beantworten. (mz)