Basketball Basketball: «Der Trainer ist der Diktator»
ASCHERSLEBEN/MZ/TSC. - Er ist der Vater des Erfolgs: Nándor Kovács hat die Basketballer der Aschersleben Tigers als Trainer zurück in die 1. Regionalliga geführt. Thomas Schaarschmidt hat sich mit dem 32-jährigen Leipziger, der früher selbst ein guter Regionalligaspieler war, über die abgelaufene Spielzeit und seine Zukunft als Trainer unterhalten.
Hochzeit, Geburt des zweiten Kindes, Aufstieg mit den Aschersleben Tigers. Hinter Nándor Kovács liegt ein aufregendes Jahr, oder?
Kovács: Ja, das war es, in vielerlei Hinsicht. Dass ich trotzdem die Zeit und Kraft für den Basketball finden kann, verdanke ich meiner Frau, die mir den Rücken immer freigehalten hat. Sie ist mittlerweile ein richtiger Basketballfan geworden. Ohne sie wäre das so gar nicht möglich. Nach 14 Jahren an der Seitenlinie, war dieses Jahr das befriedigendste. Im Januar wurde ich zu einem der beiden All Star Trainer berufen, was mich sehr gefreut hat. Ich gebe immer mein Bestes - und zu einem der beiden besten Trainer des Landes ernannt zu werden, ist ein Riesen-Kompliment.
Wie bekommt man Privatleben und den stressigen Basketball-Job unter einen Hut?
Kovács: Es waren 84 Trainingseinheiten und auch noch einige andere Termine, im Schnitt bin ich also tausend Kilometer pro Woche gefahren. Das ist natürlich super anstrengend, auch bei den Fahrten zu den Auswärtsspielen sitze immer ich am Steuer. Doch das gehört nun mal zu dem Job dazu, also: Jammern gilt nicht! Meine Frau unterstützt mich unglaublich, ebenso unsere Familie. Unsere zwei Kinder geben uns unseren Einsatz mit viel Liebe zurück und das entschädigt für alles. Wenn dann auch noch die Mannschaft den Aufstieg schafft, macht mich das einfach nur stolz. Stolz, so eine schwierige Zeit so meisterhaft gestaltet zu haben, stolz, meinen Spielern doch das eine oder andere beigebracht zu haben und vor allem stolz, eine Mannschaft aufgebaut zu haben, die ihre Liga dominiert hat.
Was reizt Sie so am Trainerjob?
Kovács: Begonnen habe ich den Trainerjob, weil ich festgestellt habe, Basketball ist einfach der beste Sport der Welt. Ich muss alles darüber wissen um erstens ein besserer Spieler zu werden und zweitens allen davon zu erzählen (lacht).
Mittlerweile habe ich in meinem Studium der Sportwissenschaften auch entsprechendes Fachwissen angesammelt und finde es reizvoll, am Anfang einer Saison meinen Kader zusammenzustellen, um dann neun Monate hart zu arbeiten, was zu einem hoffentlich gewünschten Ergebnis führt. Ich kann als Trainer entscheidend steuern und regeln, um Leistungsverbesserung und damit Erfolg einzustellen oder nicht. Außerdem möchte ich den Menschen mehr als nur Sport beibringen. Mir geht es vor allem um Menschlichkeit, bestimmte Regeln des Verhaltens, Rücksichtnahme für die Mitmenschen sowie Werte wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Arbeitseinstellung. Leider erreicht man nicht alle gleichermaßen.
Wie wichtig ist Autorität im Umgang mit den Spielern? Wo liegt die Grenze zwischen Chef und Kumpel?
Kovács: Eine schwierige Frage. Autorität in Maßen ist wichtig. Immerhin ist der Trainer der Diktator der Mannschaft, dennoch sollte der Diktator eine Revolution verhindern. Das funktioniert nur, wenn das Volk mit ihm zufrieden ist (lacht). Ich bin ein sehr freundlicher und offener Mensch. Ich bin sehr kommunikativ und wissbegierig, mich interessieren die Lebensgeschichten der Spieler und ich setze mich damit tatsächlich auseinander. Sobald wir aber in der Halle sind, bin ich der Diktator, der seinen Job macht. In der Halle gibt es keine Diskussionen, das hat jeder meiner Spieler mindestens einmal durchlebt.
Gab es einen allerschönsten Moment dieser Saison?
Kovács: Am meisten hat mich diese Saison unser Hallenwart Gerd bewegt, der nach dem letzten Spiel in Hannover zu mir kam und sagte: "Coach, du bist der Beste! Mit dir haben wir einen super Trainer." Das war ein wunderbarer Moment. Leider kann man nicht einfach der Beste bleiben, also habe ich für den Rest meines Lebens einiges zu tun, um wenigstens gut zu bleiben. Und natürlich denke ich gern an das erste Viertel gegen Hameln auswärts und das erste Viertel gegen BTB zu Hause zurück. Wie meine Mannschaft da losgelegt hat, war unbeschreiblich. In solchen Momenten läuft es auch mir kalt den Rücken runter. In beiden Spielen, strotzten wir nur so vor Selbstvertrauen und Energie. Der allerschönste Moment jedoch war die Geburt meiner Tochter Juana Mira; wie schon bei der Großen, durfte ich wieder die Nabelschnur durchschneiden. Das war wunderschön.
Was bedeutet Ihnen ganz persönlich der Erfolg dieser Saison?
Kovács: Sehr, sehr viel. Ich will später als Trainer meine Brötchen verdienen, es war also klar: Sportlich muss ich mich weiterentwickeln. Als Spieler und Co-Trainer bin ich bereits in die 1. Regionalliga aufgestiegen, jetzt also auch als Headcoach. Der Weg ist steinig und lang, aber ich komme voran. Da ich nie in der Bundesliga Herren gespielt habe, wird es wohl noch ein paar Jahre dauern, bis ich dort als Trainer ankomme. Aber ich habe keinen Zweifel, dass es mal passieren wird. Bis dahin werde ich weiter an mir und meinen Spielern arbeiten, noch mehr Erfahrung sammeln und sicher auch noch ein paar Jahre älter werden.
Wie lange brauchen Sie jetzt Pause? Juckt es schon wieder?
Kovács: Ich genieße die Trainingspause, aber eine gedankliche Pause gibt es kaum. Wenn die Vertragsverlängerung mit den Tigers klappt, dann muss ich für nächste Saison bald die Planung beginnen, sonst wird alles zu knapp. Wir wollen auch in der 1. Regionalliga eine Rolle spielen. Das muss entsprechend vorbereitet werden. Ich bin ein Basketballfreak, dass ich mal keinen Ball im Kopf habe, kommt eher selten vor. Und ein gewisses Kribbeln habe ich immer, wenn ich in eine Halle oder auf einen Freiplatz komme und sehe jemanden Basketball spielen. Früher konnte ich einfach anhalten und mitspielen. Heute fahre ich mit meinen Kindern am Platz vorbei und schaue ein wenig wehmütig, aber dennoch glücklich zu, wie die Bälle fliegen.