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Angler sind nicht begeistert Angler sind nicht begeistert: Salzgehalt sorgt für Fischarmut in Bode

Von Andreas Braun 06.02.2021, 12:56
Frank Nowotnig beklagt, dass die Fische aus der Bode bei Nienburg verschwunden sind. Proben auf dem Fluss sind vom Landesverwaltungsamt untersucht worden. Der Salzgehalt ist hoch, aber nicht außergewöhnlich.
Frank Nowotnig beklagt, dass die Fische aus der Bode bei Nienburg verschwunden sind. Proben auf dem Fluss sind vom Landesverwaltungsamt untersucht worden. Der Salzgehalt ist hoch, aber nicht außergewöhnlich. Engelbert Pülicher

Nienburg - „Bei dem hohen Chlorid-Gehalt brauchen wir uns nicht zu wundern, dass wir keine Fische mehr in der Bode fangen. Für unsere einheimischen Fischarten ist es nicht optimal. Erst haben wir alle Gräben als Laichgebiete in der Bodeaue verloren und als Zugabe nun auch noch die Bode.“ Frank Nowotnig, Anglervereinsvorsitzender in Nienburg, hat die Ergebnisse von Messungen aus der Bode.

Kein berauschendes Ergebnis

Die sind nicht berauschend und weisen einen hohen Salzgehalt auf. Es gibt bei Nienburg in der Bode kaum noch Fische, sagt Nowotnig und macht das auch daran fest, dass es eine Kontrollbefischung in der unteren Bode gegeben hat.

Ulrich Kulawik, Fischer vom Kerner See im Mansfelder Land, war einer von zwei Profifischern, die hier mit dem E-Fischgerät auf Suche gingen und nahezu nichts fingen. Es kann aber auch am Salzgehalt gelegen haben, dass die Geräte nicht gut funktionierten. Auch zwei Wasserproben wurden genommen. Die sind nun ausgewertet.

Ergebnis bestätigt die Vermutung

Das Landesverwaltungsamt hat die Ergebnisse eingeordnet und bestätigt Nowotnigs Auffassung, dass der Salzgehalt hoch sei, aber für diesen Bereich eben auch nicht ungewöhnlich. Die Messergebnisse hatte Nowotnig an den Salzlandkreis übermittelt, der sie an das Landesverwaltungsamt weiterleitete.

Die ermittelten Konzentrationen im Bereich Nienburg (am Wehr und an der Bodebrücke) von 4.415 Milligramm/Liter beziehungsweise 4.431 Milligramm/Liter dokumentieren eine sehr hohe Chlorid-Belastung der Bode, heißt es vom Landesverwaltungsamt.

Die Ergebnisse sind für diesen Gewässerabschnitt allerdings nicht außergewöhnlich und ordnen sich in die langjährigen Untersuchungsergebnisse im Rahmen des Gewässerüberwachungsprogramms des Landes Sachsen-Anhalt ein, schätzt die Behörde ein. Zum Vergleich für den Abschnitt Bode, oberhalb von Nienburg lagen die Werte im

Jahr 2018, ein trockenes Jahr, zwischen 1.100 bis 7.900 mg/l, wobei der Jahresmittelwert 3.067 mg/l betrug. Das Jahr 2013, ein feuchtes Jahr, zeigte Werte von 356 bis 2.840 mg/l an. Der Jahresmittelwert lag bei 1.573 mg/l.

Der von der Oberflächengewässerverordnung festgelegte Jahresmittelwert von 200 mg/l für den „guten Zustand“ eines Oberflächenwasserkörpers wie die Bode ist jedoch deutlich überschritten und damit die Erreichung des guten Zustands vorerst unwahrscheinlich, stellt das Landesverwaltungsamt fest.

Maßnahmen im Rahmen eines Bewirtschaftungsplanes nötig

Die „Europäische Wasserrahmenrichtlinie“ sieht vor, geeignete Maßnahmen im Rahmen eines Bewirtschaftungsplanes festzulegen oder einzuleiten, um Gewässern das Qualitätssiegel „gut“ geben zu können, heißt es in dem Schreiben des Landesverwaltungsamtes.

Die aktuelle Zustandsbewertung für den Zeitraum 2022 bis 2027 weise für die Bode vom Wehr Staßfurt bis zur Mündung in die Saale bei Nienburg ein schlechtes ökologisches Potenzial aus, wird festgehalten.

In diesem Zusammenhang hat das Landesverwaltungsamt im Dezember 2020 ein Anhörungsverfahren begonnen, in dem sich die Öffentlichkeit zur Flussgebietseinheit Elbe und deren Zustand äußern kann. Die Bode und die Saale sind in dieser Flussgebietseinheit eingeschlossen, so das Amt.

Im Ergebnis der rechtlichen Würdigung aller Einwendungen und Hinweise steht dann ein Bewirtschaftungsplan, der über einen fünfjährigen Zeitraum (2022 bis 2027) die Verbesserung der Gewässerqualität und damit auch die Artenvielfalt des Fischbestandes herbeiführen soll.

Zu hoher Salzgehalt für E-Fischgeräte

Im Abschnitt unterhalb Staßfurt und Neugattersleben ist die Fischartengemeinschaft eher arten- und individuenarm ausgeprägt, wurde bei der Prüfung festgestellt. Das ist auch in den hohen Salzfrachten begründet, heißt es. Hohe Leitfähigkeitswerte beschränken zudem die Wirksamkeit der E-Fischgeräte. Je höher die Leitfähigkeit, desto ineffektiver der Wirkungsradius und die Reaktion der Fische.

Für 2021 seien weitere Untersuchungen in der unteren Bode geplant, stellt das Landesverwaltungsamt in Aussicht. Für die hohen Chlorid-Konzentrationen in der Bode unterhalb von Staßfurt sorgen die naturbedingte Chlorid-Belastung und die salzhaltigen Einleitungen aufgrund des Altbergbaus. Verantwortlich ist im Bereich Staßfurt dafür ebenso die Einleitung von Abwasser aus der Sodaherstellung, so das Landesverwaltungsamt.

Die Sodaherstellung erfolge im Solvay-Verfahren. Dabei falle Abwasser an, das hohe, allerdings auch nicht vermeidbare Chlorid-Gehalte aufweist, gibt das Landesverwaltungsamt an. Für die Einleitung des Abwassers aus der Sodaherstellung in die Bode liege eine wasserrechtliche Erlaubnis vor, deren Einhaltung behördlich überwacht werde. (mz)