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Agrargesellschaft Hoym Agrargesellschaft Hoym: Zu trocken und schwerer Hagelschlag

Von Detlef Anders 16.08.2017, 07:55
In der Hoymer Agrargesellschaft mäht Marcel Ballin einen Schlag Winterweizen. Der Ertrag ist diesmal nicht so gut.
In der Hoymer Agrargesellschaft mäht Marcel Ballin einen Schlag Winterweizen. Der Ertrag ist diesmal nicht so gut. Frank Gehrmann

Hoym - Bei der Hoymer Agrargesellschaft läuft gerade die Ernte des letzten Weizens. Doch Freude will bei Frank Zedler, einem der geschäftsführenden Gesellschafter, nicht aufkommen.

„Wir haben auf unseren sehr guten Böden das schlechteste Jahr seit 20 Jahren“, sagt er missmutig. Er weiß, dass es in der Landwirtschaft mal gute und mal schlechte Jahre gibt. Das ist normal.

„Wir arbeiten unter freiem Himmel und das ist gut so. Das macht Spaß.“ Aber er wünscht sich auch Hilfe von der Politik - gerade in den schlechten Jahren.

Hoymer Agrargesellschaft: Raps lag im Oktober im Staub

Warum das Jahr so schlecht war? Frank Zedler holt tief Luft und fängt im August 2016 an: Zur Herbstbestellung beim Raps herrschte Trockenheit. „Der lag bis Anfang Oktober im Staub.“

Doch Raps benötigt die Jungentwicklung, um über den Winter zu kommen. Andere Landwirte brachen die Äcker wieder um. Doch das kostet Geld.

Die Hoymer entschieden, den Raps stehen zu lassen. „Damit war klar, dass der Höchstertrag weg war.“

Dann war dieses Frühjahr ebenfalls trocken. „Wenn die Winterfeuchtigkeit gut war, ist das nicht schlimm.“ Doch im letzten Winter hatte es nicht geschneit und kaum geregnet.

Hoymer Agrargesellschaft: Die ganze Gerste war nach dem Hagelschlag weg

Dann kam die in der Region übliche „Vorsommertrockenheit“, die den Heil- und Gewürzkräuteranbau hier ermöglicht. Und am 22. Juni kam der schwere Hagelschlag.

„Ich habe noch nie erlebt, dass wir das flächendeckend über den gesamten Betrieb hatten. “ 100 Prozent der Gerste seien weg gewesen. Wenn sonst 80 bis 90 Dezitonnen je Hektar Gerste geerntet wurden, waren es nun nur noch acht.

„Beim Weizen war die Schädigung vom Hagel bis 70 Prozent hoch, bei den anderen Kulturen ist es auch ähnlich.“ Dass nach den Ertragseinbußen durch die Frühjahrstrockenheit die Hagelschäden dazu kommen, wird die Bilanz des nächsten Jahres - das Landwirtschaftsjahr geht vom 1. Juli bis zum 30. Juni - noch kräftig verhageln.

Hoymer Agrargesellschaft: Auch bei anderen Kulturen gab es 50 Prozent weniger

Bei den anderen Kulturen der Hoymer seien 50 Prozent weniger als normal geerntet worden. In den nächsten Wochen folgt noch die Ernte der Sonnenblumen, von Körnermais und Zuckerrüben. Höhere Preise nach den Ernteausfällen sind auch nicht zu erwartet. „Es ist ja nicht deutschlandweit oder weltweit so.“

Ohnehin wird der geerntete Weizen auch noch problematisch abzusetzen sein. Die letzten Regengüsse haben die Qualität verschlechtert, so dass der Weizen möglicherweise nur noch als Futterweizen verkauft werden kann, fürchtet Frank Zedler.

„Wir wissen, dass wir dieses Jahr mit sehr großem Verlust durch die Bilanz gehen.“ So sei eben Landwirtschaft.

Hoymer Agrargesellschaft: Vom Staat wird Hilfe erwartet

Doch Frank Zedler wünscht sich, dass die Politik - der Staat - den Landwirten Hilfe durch Selbsthilfe ermöglicht. „Wir wollen eine steuerfreie Risikoausgleichsrücklage für die Landwirtschaft.“

Die Landwirte, und ihre Interessensvertretung im Bauernverband möchten, dass sich die Landwirtschaftsbetriebe „in exorbitant guten Jahren“ Geld zurücklegen, was sie dann in schlechten Jahren nehmen können, um die eigenen Verluste auszugleichen.

Es helfe nicht, dass seine Gesellschaft in einem guten Jahr auf alles Steuern zahlt und zwei Jahre später ein Problem wie jetzt bekommt. Die Risikorücklage würde vieles leichter machen.

Hoymer Agrargesellschaft: Ernteausfälle können ausgehalten werden

Die Hoymer Agrargesellschaft wird die Ernteausfälle dieses Jahr aushalten können. „Wir schwimmen nicht im Geld, aber wir sind so stabil.“ Doch wenn ein zweites schlechtes Jahr dazukommt, werde es sehr kritisch, denkt ihr Chef. (mz)