70. Hochzeitstag 70. Hochzeitstag: Drei Regeln für Platin

Könnern - Die Gratulanten gaben sich gestern in Könnern an der Saalestraße die Klinke in die Hand. Marco Schmoldt vom Salzlandkreis erschien mit Urkunden und Geschenken von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Landrat Markus Bauer (SPD).
Martin Lösel überreichte Erna (93 Jahre) und Alfred Haase (92) einen Präsentkorb und überbrachte die Glückwünsche des erkrankten Bürgermeisters Mario Braumann zur „Platinhochzeit“. Vor 70 Jahren, am 29. Oktober 1949, hatten sich die Könneranerin und der Nelbener in Könnern das Ja-Wort gegeben.
Ehemaliger Schüler wollte Lehrerin heiraten
„Eins muss ich Dir heute sagen, Alfred. Ich war vor 70 Jahren mächtig eifersüchtig, weil Du mir die Erna ausgespannt hattest. Ich wollte doch damals meine Lehrerin heiraten“, machte Peter Walzel, ein ehemaliger Schüler von Erna Haase, der am Dienstagvormittag an der Saalestraße auf die Gesundheit der beiden Senioren mit einem Gläschen Sekt anstieß, ein kleines Späßchen. Darüber schmunzelten auch Ernas Cousine Martina Schaar sowie ihr Ehemann Gerald.
„Wir sind nie mit einem Streit ins Bett gegangen, haben den Konflikt vorher geklärt.“
Sieben Jahrzehnte lang ist das Ehepaar durch dick und dünn gegangen, hat Höhen erlebt und Tiefen gemeistert, sich gezankt und verziehen. „Wir sind nie mit einem Streit ins Bett gegangen, haben den Konflikt vorher geklärt. Wir haben uns vor unserer Tochter nie gezankt und haben gegenüber unserem Kind immer die gleiche Meinung vertreten, auch wenn einer von uns beiden mal eine andere Ansicht hatte“, erläuterte Erna Haase die drei Regeln für Platin und das harmonische Zusammenleben seit 70 Jahren.
In der 5. Klasse schon kennengelernt
Erna und Alfred kennen sich schon seit der fünften Klasse, die sie gemeinsam in Könnern besuchten. Dann trennten sich zunächst ihre Wege. Erna ging auf die Lehrerbildungsanstalt nach Weißenfels, um ihren Traumberuf zu ergreifen. Die Prüfung machte sie im Luftschutzkeller in Wittenberg.
Alfred musste im Zweiten Weltkrieg als Luftwaffenhelfer nach Halle-Diemitz. Ein Einsatz an der Front blieb ihm jedoch erspart. „Ich war heilfroh, dass ich als Bootsmann auf dem Schiff meines Vaters arbeiten konnte. Weil ich immer unterwegs war, hat mich der Musterungsbrief nie erreicht“, erzählte Alfred Haase, der Erna schon in der Schule sehr mochte, obwohl sie als Kind Äpfel aus dem Garten seines Vaters stehlen ließ.
Täglich auf Arbeit und zu Hause gesehen
„Als Alfred hörte, dass ich Lehrerin geworden bin, hat er mich besucht und wollte sich Bücher von mir leihen. Da hat es zwischen uns beiden gefunkt“, berichtete Erna Haase. Die Eheleute sahen sich nach der Heirat sowohl auf Arbeit als auch daheim. Alfred Haase war als stellvertretender Direktor und seine Frau als Lehrerin mehrere Jahrzehnte an der Schule in Könnern tätig.
Tod der Tochter ist eine Wunde, die nicht heilt
Die Sonne schien aber nicht 70 Jahre lang. Tochter Gudrun verstarb vor 31 Jahren. Eine Wunde, die nicht heilt. Die Schmerzen über diesen Verlust haben aber die beiden Enkelkinder Nancy (42) und Sebastian (39) etwas lindern können, die schon damals auf dem Grundstück lebten.
Erna und Alfred nahmen sie im Sommer regelmäßig zu ihren Urlaubsfahrten mit dem Zelt zur Mecklenburger Seenplatte und nach Usedom mit. „Ihr seid die liebsten Großeltern“, haben die Enkel damals oft gesagt. Nun komplettieren vier Urenkel - Samy (11), Samia (8) sowie die beiden einjährigen Zwillinge Oskar und Alwin - das Familienglück von Erna und Alfred. Ihre Fotos schmücken das Wohnzimmer. Und wenn die Urenkel zu Besuch kommen, blühen die glücklichen Eheleute noch einmal richtig auf. (mz)