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Sachsen Sachsen: Starb Zweijähriger an einer Norovirus-Infektion?

28.12.2007, 12:25
Medienvertreter stehen in der westsächsischen Kleinstadt Kirchberg (Zwickauer Land) vor einem Haus, in dem ein zweijähriger Junge offenbar verhungert und verdurstet ist. (Foto: dpa)
Medienvertreter stehen in der westsächsischen Kleinstadt Kirchberg (Zwickauer Land) vor einem Haus, in dem ein zweijähriger Junge offenbar verhungert und verdurstet ist. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Kirchberg/ddp. - Ungeklärt ist aber, wie dies geschehen konnte. «Das Kindhatte bis zum 17. Dezember die Kita besucht», sagte OberstaatsanwaltHolger Illing am Freitag. Laut Jugendamt hatten dieKita-Erzieherinnen keine Anzeichen einer Unterernährung festgestellt.

Die Leiche des Jungen wurde am 26. Dezember in der Wohnung derFamilie gefunden. Wie Robin in dieser kurzen Zeit so stark abmagernund austrocknen konnte, sei noch nicht geklärt, sagte Illing. LautStaatsanwaltschaft stehen noch virologische Untersuchungen aus. Damitsoll geklärt werden, ob der Junge möglicherweise an einer Krankheitlitt. Denkbar sei eine Infektion mit dem Noro-Virus, sagte der Leiterdes Jugendamts, Gerd Drechlser. Das Virus sei in der Kitanachgewiesen worden. Ob auch Robin infiziert war, stehe aber nochnicht fest.

Gegen die 23-jährige Mutter des Kindes wurde am Freitag Haftbefehlerlassen. Sie wurde wegen psychischer Probleme ins Haftkrankenhaus inLeipzig eingewiesen. Ihr wird Totschlag durch Unterlassenvorgeworfen. Ein von der Frau gerufener Notarzt hatte am zweitenWeihnachtsfeiertag nur noch den Tod des Jungen feststellen können.Nach Aussage der Mutter hatte der Junge seit 17. Dezember gekränkeltund zunächst nur sehr wenig gegessen und getrunken, später dann garnichts mehr zu sich genommen. Sie selbst habe sich nicht mit ihm zumArzt getraut aus Angst, die Behörden könnten ihr ihren Sohnentziehen.

Zu der Familie gehören noch zwei weitere Kinder. Die sechsjährigeSchwester lebt seit geraumer Zeit in einem Heim, der vierjährigeBruder wurde nach dem Tod von Robin von den Behörden in Obhutgenommen.

Die Deutsche Kinderhilfe Direkt kritisierte angesichts derjüngsten Fälle von Kindstötung die nach wie vor mangelhafte Personal-und Finanzausstattung der Jugendämter in Deutschland sowie ihrerAnsicht nach falsche pädagogische Konzepte. Es werde zu viel Gewichtauf eine «Konsenspädagogik» gelegt und dabei das Wohl des Kindesschnell außer Acht gelassen, sagte der Vorstandsvorsitzende derKinderhilfe, Georg Ehrmann. Die Politik sei jetzt gefordert, eineQualitätsoffensive und einen Mentalitätswandel in den Jugendämternanzuschieben.

Erst Anfang Dezember hatte die Polizei in Plauen die Leichen vondrei Kleinkindern gefunden. Gegen die Mutter wurde Haftbefehlerlassen, die genauen Todesumstände der Babys sind noch unklar. InBayern waren über die Weihnachtsfeiertage drei Kinder getötet worden.