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Sachsen Sachsen: Rote Pandas aus Görlitz in der ganzen Welt unterwegs

Von Anett Böttger 17.10.2006, 09:32
Ein Roter Panda (Ailurus fulgens fulgens) ist am Montag (16.10.2006) im Tierpark Görlitz auf Futtersuche. (Foto: dpa)
Ein Roter Panda (Ailurus fulgens fulgens) ist am Montag (16.10.2006) im Tierpark Görlitz auf Futtersuche. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Görlitz/dpa. - Diese Delikatesse wird den beiden Kleinen Pandas im GörlitzerTierpark sogar zwei Mal am Tag vorgesetzt. Ihre Artgenossen in dereigentlichen Heimat, der Himalaja-Region in Zentralasien, kommen beiweitem nicht so einfach zu einer Mahlzeit. Katzenbären in freierWildbahn müssen sich die Nahrung nicht nur selbst suchen. Sie werdenauch immer mehr bedrängt. Längst zählt der Rote Panda weltweit zu denstark gefährdeten Arten. 16 Zoos und Tierparks im deutschsprachigenRaum halten bereits Katzenbären und leisten damit ihren Beitrag zurErhaltung der Art, etwa in Berlin, Heidelberg, Salzburg und Zürich.

In Görlitz leben seit 1997 Katzenbären. Sie passen gut ins Konzeptdes ostsächsischen Tierparks, der auf seinem gut fünf Hektar großenGelände vor allem einheimische und zentralasiatische Arten zeigt. Dieersten Pandas - zwei Weibchen - kamen aus Dresden und Kopenhagen.Eines davon zog 2000 nach Opole in Polen um. Dafür erhielt derGörlitzer Tierpark von dort ein Panda-Männchen namens Ma Rek. DieBegegnung mit Mei Li war folgenreich: «Es hat sofort gefunkt zwischenden beiden», erinnert sich Tierparkdirektor Axel Gebauer. 2001stellte sich erstmals Nachwuchs ein. Mei Li brachte zwei Junge zurWelt, die später nach Frankfurt/Main und Wien abgegeben wurden.

Seitdem sorgte das Katzenbärenpaar weitere drei Mal für Nachwuchs.In Görlitz geborene Pandas leben heute in Dortmund, im spanischenMalaga und in Aachen. Die Tiere werden nicht verkauft, sondernausgetauscht. «Wir kümmern uns um ein Naturerbe, das der Menschheitgehört», sagt Gebauer. Der Tierpark darf dabei nicht selbstentscheiden, wo ein Tier seine neue Heimat finden soll. Das legt derso genannte Zuchtbuchführer für das EuropäischeErhaltungszuchtprogramm (EEP) in Rotterdam fest. Er hat vor allemdarauf zu achten, welche Tiere sich untereinander paaren dürfen,damit genetisch vitale Bestände in Menschenobhut heranwachsen.

Auch im Dresdner Zoo erwies sich das Zuchtprogramm als fruchtbar.Bärli und die 2005 gestorbene Luise bekamen sieben Junge. Jetzt lebtdas betagte Männchen allein im Gehege. «Wir wollen ihm keine jungeDame mehr zumuten. Bärli ist alt und hat seine Wehwehchen», sagtZoobiologe Roland Brockmann. Eine junges Weibchen würde da zu vielStress ins Rentnerleben bringen. Wenn Bärli das Zeitliche gesegnethat, wollen die Dresdner aber wieder ein junges Pärchen holen.

Kleine Pandas sind beliebt, die Nachfrage nach ihnen ist riesig.Vielerorts zeigen Zoos die niedlichen Tiere auch, um auf dendringenden Schutz von Lebensräumen hinzuweisen. Der World Wide Fundfor Nature (WWF) und der Verband Deutscher Zoodirektoren haben erst2005 ein gemeinsames Projekt für den Roten Panda gestartet.

Kahlschlag in den Wäldern des angestammten Verbreitungsgebietesnimmt Katzenbären den Lebensraum. Bäume werden abgeholzt, umBrennholz, Baumaterial, Tierfutter oder landwirtschaftliche Flächenzu gewinnen. Straßen und menschliche Ansiedlungen zerschneiden dieReviere der Pandas, die Tiere werden isoliert. «Die Gefahr derInzucht droht, die Kraft zum Überleben schwindet», erläutert Gebauer.Er weiß, dass sich das Problem nur vor Ort lösen lässt. Doch der Wegdahin ist mühsam, und Tierparks bleiben derweil nicht untätig.

Unterdessen wartet der Leipziger Zoo weiter auf eine Partnerin fürsein Panda-Männchen. Ein 2005 in Görlitz geborenes Weibchen wareigentlich für ihn bestimmt. Es starb allerdings. 2006 blieb derNachwuchs bei den ostsächsischen Katzenbären aus. Der zehnjährige MaRek verspürte offenbar keine rechte Paarungslust, weil er sich geradein der entscheidenden Phase mit fünf vereiterten Zähnen herumplagte.Doch er und die fast gleichaltrige Mei Li sind noch im besten Alter,um im kommenden Jahr erneut Eltern zu werden.