Sachsen Sachsen: Prozess um tödlichen Rummelunfall beendet
Leipzig/dpa. - DasLeipziger Amtsgericht sah es am Dienstag als erwiesen an, dass der57-Jährige Schäden am Rolltor, das umgekippt war und das Mädchenerschlug, übersehen hatte. So sei eine Verkettung tragischer Umständeeingetreten, sagte Richterin Elke Kniehase. Der Verurteilte war fürdie Wartung der Anlage zuständig.
Das etwa 200 Kilogramm schwere Tor war Teil der Umzäunung derFestwiese, auf der die «Leipziger Kleinmesse» stattfand. Das Mädchenhatte in der Nähe des Tores gespielt. Ein Sachverständiger belegtenach Ansicht des Gerichts überzeugend, dass mindestens eine Sicherungdes Tores, ein Gummistopper, bereits Monate vor dem Unglückbeschädigt war. Dies hätte der Verurteilte bei seinen Kontrollenbemerken müssen, stellte er fest. Die Verteidigung ließ es zunächstoffen, ob sie das Urteil akzeptiert. Sie hatte Freispruch beantragt.Schuld habe der, der das Tor letztlich aus der Verankerung gerissenhabe.
In der Hauptverhandlung konnte diese Frage aber wegenwidersprüchlicher Zeugenaussagen nicht geklärt werden. DerGummistopper hätte das Unglück nach Aussage des Sachverständigen zwarverhindern können, allerdings habe dieser das Unglück nicht alleinausgelöst. Vielmehr sei das Tor vermutlich während der Kleinmesse sobeschädigt worden, dass es umfallen konnte, erklärte derSachverständige. Während des Rummels hatte der Veranstalter lautPachtvertrag die Sicherungspflicht.
«Es bleibt eine Verantwortung bei ihnen», sprach die Richterin denMitarbeiter der Stadt in der Urteilsbegründung direkt an. DerLeipziger Beigeordnete Georg Girardet (FDP) sprach von einemvertretbaren Urteil. Das Gericht habe den untersten Grad derVerantwortung für den Mitarbeiter gewählt. Wird das Urteilrechtskräftig, kann die Familie des Mädchens Schadenersatzforderungenan die Versicherung der Stadt stellen. Die Eltern haben nach Angabeneines ihrer Anwälte seit der Tragödie nicht mehr gearbeitet.
Der Rechtsanwalt der Familie kündigte an, weitere Ermittlungen zumgenauen Hergang des Unglücks zu beantragen. So müsse geklärt werden,wer letztlich das Tor aus der Schiene geschoben habe und damit dieHauptverantwortung trage.