Sachsen Sachsen: Heuersdorfer Kirchenumzug geht weiter

Heuersdorf/Leipzig/Dresden/dpa. - Auf der vierten Etappe überquerte dasdas Gotteshaus auf einem Spezialfahrzeug am Wochenende einen ersten Bahndamm in Deutzen. In der Nacht zum Montag sollte der zweiteBahnübergang in Neukieritzsch passiert werden. Heuersdorf muss biszum Jahresende einem Braunkohletagebau weichen. Nach Abschluss derUmsiedlung will die Mitteldeutsche Braunkohlegesellschaft MIBRAG mitder Förderung beginnen. Die sächsischen Grünen und die Linksparteikritisierten das Festhalten an der Braunkohle als Energieträger undlehnten am Wochenende das Erschließen neuer Tagebaue ab.
Auf ihrem Landesparteitag in Leipzig sprachen sich die Grüneneinstimmig gegen neue Braunkohletagebaue im Freistaat aus. DieEnergie-Leitmärkte der Zukunft seien grün, sagte FraktionsvorsitzendeAntje Hermenau. «Die Koalition verschläft unsere Zukunft.» Diesächsische Wirtschaftspolitik sei klimapolitisch verantwortungslos.
Der Landesvorstand der sächsischen Linken unterstützte am Sonntagauch die Brandenburger Volksinitiative «Keine neuen Tagebaue -für eine zukunftsfähige Energiepolitik». Gerade der aktuelleFall der Abbaggerung von Heuersdorf in Sachsen zeige die Aktualitätund Notwendigkeit dieser Volksinitiative, erklärte LandesvorsitzendeCornelia Ernst. In Brandenburg bedeute die Zerstörung gewachsenerOrte einen gewaltigen Verlust für sorbische Traditionen und Heimat.
Ungeachtet der Kritik wurde der Umzug der Heuersdorfer Kirche amWochenende fortgesetzt. In der Nacht zum Sonntag überquerte das 750Jahre alte Gotteshaus in einer ersten kritischen Etappe den BahndammDeutzen. Bis zum Sonntagnachmittag habe der Schwerlasttransportsicher den zweiten Bahnübergang in Neukieritzsch erreicht, der in derNacht zum Montag überquert werden soll, sagte die Projektleiterin desKirchenumzugs von der Mitteldeutschen Braunkohlegesellschaft MIBRAG,Regina Meßinger, der dpa.
Ebenfalls am Montag soll auch der Fluss Pleiße überquert werden.Da die Brücken über dem Fluss der Last von gut 1000 Tonnen nichtstandgehalten hätten, ist die Pleiße verrohrt und zugeschüttetworden. Der drei Millionen Euro teure Transport ist seit vergangenemDonnerstag ins zwölf Kilometer entfernte Borna unterwegs und solldort am Mittwoch pünktlich zum Reformationstag auf dem Marktplatzeintreffen.
Mit dem Umzug soll eine der ältesten Wehrkirchen Sachsens vor derZerstörung gerettet werden. Ende 2007 soll der Tagebau VereinigtesSchleenhain Heuersdorf erreichen. Bevor die Kohleförderung beginnt,werden noch Ausgrabungen beendet. Archäologen erwarten neue Hinweisezur sächsischen Siedlungsgeschichte. «Vieles ist aus dieser Regiongeschichtlich nicht belegt», sagte die Leiterin der Ausgrabungen,Patricia de Vries. Eine Überraschung habe es bereits gegeben:Heuersdorf lag ursprünglich nicht um die Emmauskirche herum. «Man hatimmer angenommen, dass die Kirche im Mittelalter der Mittelpunkt desDorfes war», erklärte de Vries. «Tatsächlich lag das Dorf südlich derKirche. Wir erwarten noch viele Erkenntnisse dieser Art.» 2010 istder Ort mit einst rund 320 Einwohnern voraussichtlich verschwunden.