Sachsen Sachsen: Der Traum von Gnade ist geplatzt
CHEMNITZ/MZ. - Sie hatte gehofft, das neue Jahr in Freiheit beginnen zu können. Wenige Tage vor Weihnachten aber ist der Traum von Dana Gerlich geplatzt wie eine Seifenblase: Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat das Gnadengesuch der 35-Jährigen abgelehnt, die im Chemnitzer Gefängnis sitzt. "Das ist ernüchternd und enttäuschend. Und ausgerechnet kurz vor Weihnachten", sagt der Gornsdorfer Pfarrer Gottfried Görner. Mit Gerlichs Mutter und Unterstützern aus ihrem Heimatort hatte Görner für die Freilassung gekämpft, zuletzt 2 400 Unterschriften an Tillich übergeben.
Erschossen in Maskat
Seit Jahren sorgt der Fall bundesweit für Schlagzeilen. Dana Gerlich war 2004 im Oman zu lebenslanger Haft verurteilt worden, weil sie den Mord an ihrem Vater in Auftrag gegeben haben soll. Sie lebte dort mit einem Einheimischen zusammen, den sie in einer deutschen Reha-Klinik kennengelernt hatte, eröffnete in dem fremden Land eine Physiotherapie-Praxis. Ende 2003 kam ihr Vater sie zum ersten Mal besuchen. Am 1. Dezember fanden Schülerinnen ihn in einem Park in Maskat, getötet durch einen Kopfschuss. Während Dana Gerlich die sterblichen Überreste ihres Vaters nach Deutschland brachte, gab es die ersten Festnahmen. Als sie am 28. Dezember - freiwillig - in den Oman zurückkehrte, wurde plötzlich auch sie des Mordes beschuldigt. Sie habe ihre Mutter rächen wollen, weil ihr Vater lange fremd gegangen sei, sagten die Behörden.
Dank deutscher Intervention entging Gerlich der Todesstrafe. Der omanische Staatschef erklärte sich in diplomatischen Verhandlungen schließlich auch bereit, sie nach Deutschland zu überstellen - jedoch nur, wenn sie hier mindestens fünf Jahre Haft absitzt. Die Frist war im Sommer vorbei. Kurz zuvor hat Gerlich, deren Haftstrafe in lebenslänglich nach deutschem Recht umgewandelt wurde, ihr zweites Gnadengesuch eingereicht. Das erste scheiterte 2007.
Kritik an Verfahren
Die 35-Jährige hatte eine Beteiligung an dem Mord stets bestritten. Auf einer Internetseite, die Verwandte für sie eingerichtet haben, fragt sie: "Wer würde überhaupt so dumm sein, nach einem Mord freiwillig in ein Land zurückzukehren, welches eine solche Bluttat mit dem Tode bestraft?" Ihre Unterstützer glauben an ihre Unschuld. Sie kritisieren, das Verfahren im Oman habe nicht rechtsstaatlichen Grundsätzen entsprochen.
Trotz Unschuld heiße ihr Ausblick nun offensichtlich lebenslang, schreibt Gerlich deprimiert auf der Webseite. Pfarrer Görner hat sie in der Haft besucht. "Die Entscheidung hat einen Schock bei ihr ausgelöst. Sie versteht sie nicht", sagt er. Kommende Woche wollen sich die Unterstützer zusammensetzen, um über weitere Hilfe zu beraten. Rechtlich wäre ein drittes Gnadengesuch möglich.