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Sachsen Sachsen: Aus Moos wird Gold

Von Gudrun Janicke 26.06.2007, 06:15
Im Heimatmuseum Falkenstein im Vogtland präsentiert Sylvia Schlenker eine Auswahl von Moosmännern und -weibeln. Die vogtländische Sagengestalt verwandelt für jede gute Tat Laub in pures Gold. (Foto: dpa)
Im Heimatmuseum Falkenstein im Vogtland präsentiert Sylvia Schlenker eine Auswahl von Moosmännern und -weibeln. Die vogtländische Sagengestalt verwandelt für jede gute Tat Laub in pures Gold. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Falkenstein/dpa. - Leider ist der Moosmann nur eine Sagengestalt - imHeimatmuseum von Falkenstein wird seine Geschichte wach gehalten.

«Man muss schon mehr als ein wenig verrückt sein, wenn man sichden Moosmann als Hobby aussucht», sagt die 45 Jahre alte SylviaSchlenker, die dem Heimat- und Museumsverein der Stadt vorsteht. Siekennt alle Geschichten vom Moosmann und dem Moosweibel, und kann sieim weich klingenden Vogtländisch erzählen. Der zwergenhafteWaldbewohner ernährt sich von den Früchten des Waldes und trägtKleider aus Moos. Menschen, die gut zu ihm waren, belohnt er mit dreiHand voll Laub. Das verwandelt sich daheim in Gold.

Mehr als 60 Moosmänner beherbergt das kleine Museum - von knappsieben Zentimeter Größe bis zu 1,60 Meter. Von Mitte des 19.Jahrhunderts an wurden die Figuren gefertigt: um zwei gekreuztverbundene Holzstöckchen als Skelett entstanden sie aus Holz undgetrocknetem Moos. Als Kopf diente oft ein alter Puppenkopf. Späterwurden Köpfe mit individuellen Gesichtern geschnitzt. Zu jederMoosmann-Figur gehören unbedingt drei eingeritzte Kreuze: sieschützten ihn vor den wilden Jägern und den Besitzer vor Unglück.

Mit der Kerze in der rechten Hand und dem Stock aus schweremWurzelholz in der linken, stand der Moosmann die so genannten zwölfUnternächte vom 26. Dezember bis 6. Januar in vogtländischen Stuben.«Im unserem Museum erfahren die Jüngsten viel über die Geschichteihrer Heimat», sagt Vereinsmitglied Anneli Reyer. Manches sei zu DDR-Zeiten verloren gegangen oder aus dem Bewusstsein verschwunden. Die58-Jährige sorgt mit dafür, dass das kleine Museum weiter bestehenkann. Um ein Haar hätte es schließen müssen. 2005 war der Leiter inRuhestand gegangen, und der Stadt fehlte es an Geld für die Stelle.

«Es fanden sich Gleichgesinnte, denen die Geschichte ebenfalls amHerzen lag, und wir gründeten einen Verein», sagt Schlenker. Nunkommt die Stadt nur noch für Miete und Betriebskosten auf, der Vereinkümmert sich um die kleine Sammlung. Gerade erst öffnete eineSonderschau, die an drei Mundartdichter der Region erinnert, die auchGeschichten vom Moosmann sammelten.

In dem 1930 eröffneten Museum gibt es Sammelsurium von Dingen, dieeinen kurzen Blick in die Geschichte der mehr als 700-jährigen StadtFalkenstein gewähren. Möbel, alte Stiche, Spielsachen, Gemälde,Schnitzfiguren, und Zinngeschirr werden ausgestellt. «Aufgrund vonPlatzmangel haben wir uns auf Dinge beschränkt, die vor 1945datieren», sagt Reyer. «Für DDR-Alltagskultur fehlt der Raum.»

Bei Schlenker steht das ganze Jahr über ein Moosmann in der Stube- Laub hat er ihr noch nicht vermacht. Doch trotzdem brachte er ihrGlück: Drei Mal gewann die Falkensteinerin beim Moosmann-Treffen inPlauen in der Adventszeit den ersten Preis. Mit ihrer Kostümierung -für die sie bereits im Sommer von der Wiese der Mutter Moos holt, umes rechtzeitig zu trocknen - stach sie alle Bewerber aus. Sie gewanneine Reise nach Österreich, eine nach Italien und eine nachThüringen. «Der Moosmann bringt Glück», meint sie. Das Kostüm fürdieses Jahr ist vor ihrem geistigen Auge schon fertig.

Das Museum ist samstags und sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhrgeöffnet.