Überträger von Borreliose Zecken-Alarm in Sachsen-Anhalt: Blutsauger so aktiv wie nie zuvor

Halle (Saale) - Zeckenalarm in Sachsen-Anhalt. Die winzigen Blutsauger, die die gefürchtete Borreliose übertragen, sind in diesem Frühjahr aktiv wie nie zuvor. Damit steigen die mit dieser Infektionskrankheit verbundenen Gefahren rasant an. Nach Angaben des Landes ist die Zahl der gemeldeten Fälle bereits jetzt doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr um diese Zeit.
Zeckenbiss mit Folgen: Was ist eine Borreliose?
Borreliose ist ein komplexes Krankheitsbild, benannt nach seinen Erregern. Borrelien sind Bakterien, die unerkannt schwerste und langwierige Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Organschäden hervorrufen. Als erste Anzeichen gelten Müdigkeit, Kopfschmerzen, Fieber, Nackensteifigkeit, Sehbeschwerden, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. Nur im Frühstadium kann die Krankheit noch gut mit Antibiotika behandelt werden.
Allein in den ersten dreieinhalb Monaten dieses Jahres haben die Parasiten bei 56 Menschen in Sachsen-Anhalt die Borreliose ausgelöst. Laut Landesamt für Verbraucherschutz war das im Vergleichszeitraum des Vorjahres nur bei 23 Patienten der Fall.
Zeckengefahr in Sachsen-Anhalt: Borreliose-Erkrankungen haben sich verdoppelt
Experten sehen in dieser Entwicklung einen Vorboten für eine möglicherweise dramatische Ausbreitung der Borreliose. Dann würde es nicht wie 2016 bei nur 512 registrierten Erkrankungen bleiben. Unter Umständen müsste dann landesweit mit 1.000 und mehr Behandlungsfällen gerechnet werden. Das wäre für Sachsen-Anhalt eine völlig neue Situation. Borreliose in dieser Dimension kennt man bislang nur in Teilen von Süddeutschland, beispielsweise in der Bodensee-Region. In Sachsen-Anhalt ist aktuell besonders der Salzlandkreis betroffen - mit 21 Erkrankungen. Das sind mehr als doppelt so viele wie im gesamtem Jahr 2015. Dagegen kommen der Saalekreis (6) oder Mansfeld-Südharz (2) noch glimpflich davon. Halle und der Harz sind im Gegensatz zu Magdeburg (10) bislang sogar ganz verschont geblieben.
Wie diese auffälligen Unterschiede innerhalb eines Bundeslandes zu erklären sind, darüber rätseln die Wissenschaftler. Hanna Oppermann vom Landesamt für Verbraucherschutz rechnet allerdings auch mit einer beachtlichen Dunkelziffer. „Tatsächlich muss von einer höheren Zahl von Borreliose-Fällen ausgegangen werden, da in Sachsen-Anhalt nur die laborbestätigten Fälle gemeldet werden“, sagte Oppermann.
Zeckenalarm in Sachsen-Anhalt: Die Gefahr lauert in Gärten, Wäldern und Parks
„Häufigster Überträger von Borrelien ist der Gemeine Holzbock“, so Thomas Nawrath von der Barmer-Krankenkasse. „Kaum steigen die Temperaturen auf nahe zehn Grad Celsius, werden diese Zecken mobil.“ Komme dann noch ausreichend Regen hinzu, nehme ihre Aktivität rapide zu. Die Gefahr lauere in Wäldern und Parks, auf feuchten Wiesen und in Gärten. Nicht nur Forstarbeiter, Jäger oder Landwirte könnten so Probleme bekommen, auch Wanderer, Hundebesitzer und Hobbygärtner. „Eine Schutzimpfung gibt es leider nicht“, so Nawrath. Diese gibt es nur gegen die ebenso von Zecken übertragene Krankheit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Wer glaubt, dass ihn eine Zecke gebissen hat, sollte den Körper nach den Tieren und Einstichen absuchen. Diesen Rat gibt Susanne Glasmacher vom Berliner Robert-Koch-Institut, der Bundeseinrichtung für Infektionsschutz. „Rötet sich an der Einstichstelle die Haut, bedeutet das Alarm. Der Betroffene muss zum Arzt - unverzüglich. (mz)