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Behörde warnt vor Sicherheitslücken Ausgerechnet Magdeburg patzt (Kommentar)

Statt den Weihnachtsmarkt nach dem Auto-Anschlag bestmöglich abzusichern, verspielen Verantwortliche im Magdeburger Rathaus erneut Vertrauen.

Von Hagen Eichler Aktualisiert: 11.11.2025, 19:35
MZ-Kommentator Hagen Eichler
MZ-Kommentator Hagen Eichler (Foto: Andreas Stedtler)

Magdeburg/MZ - Elf Monate hatten die Verantwortlichen Zeit. Elf Monate, um im Rathaus von Magdeburg ein Konzept für einen sicheren Weihnachtsmarkt 2025 zu entwickeln. Mittlerweile sind die Stände für Punsch und Schmalzkuchen aufgebaut – ein plausibles, mit Polizei und Kommunalaufsicht abgestimmtes Sicherheitskonzept aber gibt es noch immer nicht.

Schlimmer noch: Das Landesverwaltungsamt hat der parteilosen Oberbürgermeisterin Simone Borris bescheinigt, dass die Schutzvorkehrungen absolut unzureichend sind und keinesfalls genehmigt werden dürfen.

Streit um Gefahrenabwehr beim Magdeburger Weihnachtsmarkt verunsichert die Besucher

Die Stadt steht vor einem Scherbenhaufen. Während die Aufmerksamkeit der Welt sich auf den Prozess zum Weihnachtsmarkt-Anschlag von 2024 richtet, wuchern die Zweifel, ob die Stadt ihre Lektion gelernt hat. Zur Erinnerung: Noch am Tag nach der Todesfahrt hatte Magdeburg Ordnungsdezernent Ronni Krug das offensichtlich untaugliche Sicherheitskonzept verteidigt. Jetzt verschanzt sich die Stadt erneut hinter der Behauptung, die Abwehr äußerer Gefahren sei Sache der Polizei.

Tatsache ist, dass es ohne die Polizei nicht geht – aber eben auch nicht ohne Verantwortungsbereitschaft beim Veranstalter und bei der kommunalen Ordnungsbehörde. Viele andere Städte sind sich dessen bewusst, haben den Austausch mit Sicherheitsexperten gesucht und ihre eigenen Konzepte nachgebessert. Es ist ein Rätsel, warum ausgerechnet Magdeburg beim Schutz der eigenen Einwohner auf andere verweist und nun sogar offensiv einfordert, dass die Regierung die Bedenken des Landesverwaltungsamts verwirft.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]

Die Folgen sind fatal, weil dadurch das Vertrauen in die Sicherheit insgesamt leidet. Oberbürgermeisterin Borris muss den unseligen Streit schnellstmöglich abräumen, also an diesem Mittwoch. Und vor allem muss sie klarmachen, dass sie Risiken nicht kleinreden oder wegschieben will, sondern entschlossen und gemeinsam Lösungen sucht.