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Sachsen-Anhalt Was bewegt die Spitzenkandidaten vier Wochen vor der Landtagswahl?

Von Fabian Albrecht Aktualisiert: 21.5.2021, 09:57
Am 6. Juni wird ein neuer Landtag gewählt.
Am 6. Juni wird ein neuer Landtag gewählt. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Magdeburg - Noch einen Monat werben die Parteien in Sachsen-Anhalt um Stimmen zur Landtagswahl am 6. Juni. Sechs von ihnen können laut Umfragen damit rechnen, dem neuen Parlament anzugehören. In einem Kurzinterview mit fünf Fragen geben die vier Spitzenkandidatinnen und zwei Spitzenkandidaten einen Einblick in ihre persönlichen und politischen Ansichten.

Frage: Was würden Sie tun, wenn Sie nicht Politiker wären?

Reiner Haseloff (CDU): „Dann wäre ich Physiker und hätte wohl bis zu meiner Pensionierung beim Umweltbundesamt gearbeitet, mit dem mein Institut 1990 fusionierte.“

Oliver Kirchner (AfD): „Dann würde ich mein Leben weiterleben wie bisher. Ich würde weiter versuchen, Autos zu verkaufen, und würde versuchen, meiner Familie all das zu geben, was man seiner Familie geben muss.“

Eva von Angern (Linke): „Dann würde ich als Anwältin arbeiten und wahrscheinlich viel mehr Zeit für meine Familie, meine Freunde und mich haben.“

Katja Pähle (SPD): „Ich bin studierte Soziologin, vielleicht wäre ich in der Wissenschaft. In der Zeit heute würde ich allerdings wahrscheinlich versuchen, als Seiteneinsteigerin an einer Schule zu arbeiten.“

Cornelia Lüddemann (Grüne): „Da meine große Leidenschaft, die ich im Moment nicht pflegen kann, das Lesen ist, würde ich wohl weiter in einer Bibliothek arbeiten und mich der Lesevermittlung an Kinder widmen. Das ist eine total wertvolle und dankbare Aufgabe.“

Lydia Hüskens (FDP): „Dann würde ich genau das tun, was ich bisher auch mache: Als Geschäftsführerin der Studentenwerkes Halle arbeiten.“

Frage: Was mögen Sie an Sachsen-Anhalt am wenigsten?

Haseloff: „Dass wir nicht genug Selbstbewusstsein zeigen für das, was wir in den letzten 30 Jahren geschafft haben. Das war einzigartig in Deutschland, weil wir die schwierigsten Startbedingungen hatten und jetzt auf Augenhöhe angekommen sind. Den Stolz darauf müssen wir noch entwickeln.“

Kirchner: „Eigentlich liebe ich alles an Sachsen-Anhalt, deshalb mache ich auch gerne Politik für dieses Land. Was ich am allerwenigsten liebe, sind die Funklöcher.“

von Angern: „Ich finde, dass in Sachsen-Anhalt derzeit die falsche Koalition regiert und es an vielen Stellen besser gehen könnte.“

Pähle: „Dass wir uns oft selbst so klein reden, dabei haben wir in den letzten 30 Jahren viel geschafft. Es gibt noch viel zu tun, aber auf das, was hier schon geschafft wurde, kann man stolz sein.“

Lüddemann: „Dass oft das Glas halb leer ist. Dass ich immer noch Menschen begegne, die nicht die Schönheiten und Erfolge dieses Landes, die Weltkulturerbestätten oder auch die auf dem Weltmarkt erfolgreichen Unternehmen, sehen. Das stört mich, wir haben so viel erreicht in den letzten 30 Jahren und so viel zu bieten.“

Hüskens: „Dass wir momentan eine Landesregierung haben, die den Menschen in diesem Bundesland deutlich weniger zutraut, als sie leisten können.“

Frage: Wie hoch sollte der Frauenanteil in der nächsten Regierung sein?

Haseloff: „Wenn es nach mir geht: auf jeden Fall höher als jetzt. Wir haben viele qualifizierte Frauen in unserem Land. Das sollte sich auch in der Politik widerspiegeln.“

Kirchner: „Der Frauenanteil sollte immer so hoch sein, wie die Qualifikation der Frauen ist. Man sieht daran, dass wir eine Bundeskanzlerin haben, dass Frauen alle Möglichkeiten offen stehen. Und so sollten wir es auch beibehalten.“

von Angern: „Der Frauenanteil der nächsten Landesregierung und auch des nächsten Landtags sollte 50 Prozent betragen, so wie es ungefähr auch dem Bevölkerungsanteil entspricht.“

Pähle: „50 Prozent. Die Frauen stellen die Hälfte der Gesellschaft, also sollen sie auch die Hälfte der Macht haben.“

Lüddemann: „Ich würde mir wünschen, dass wir pari-pari sind. Mit einem Parité-Gesetz wollen wir Geschlechtergerechtigkeit auch für den Landtag auf den Weg bringen. So sollte auch die nächste Landesregierung den Bevölkerungsanteil der Frauen adäquat abbilden.“

Hüskens: „Ich halte ja nichts von Quoten. Aber es wäre super, wenn der Frauenanteil in der Regierung dem im Land entsprechen würde.“

Frage: Was wollen Sie auf jeden Fall durchsetzen, falls Sie der nächsten Regierung angehören?

Haseloff: „Wir müssen die Pandemie überwinden und so schnell wie möglich wieder in eine normale Entwicklung zurückfinden. Die hat in den letzten Jahren schon in die richtige Richtung gezeigt. Konkret heißt das etwa, die Digitalisierung in allen Lebensbereichen voranzubringen ebenso wie den Strukturwandel in der Kohleregion.“

Kirchner: „Ich würde auf jeden Fall durchsetzen, dass niemand mehr im Land etwas für die Kita bezahlen muss und dass alle Kinder von der Kita bis zur vierten Klasse ein kostenloses und vernünftiges Mittagessen bekommen. Und ich würde durchsetzen, dass wir eine Familienpolitik betreiben, die ihres Namens würdig ist, und viel mehr Geld in die Familienförderung stecken.“

von Angern: „Ich würde auf jeden Fall durchsetzen, dass es eine Bundesratsinitiative zur Kindergrundsicherung geben würde, um Kinderarmut erfolgreich begegnen zu können.“

Pähle: „Ein Tariftreue-Gesetz, damit das Land mit guten Löhnen voran geht bei öffentlichen Vergaben, ein Investitionsprogramm für Krankenhäuser und, dass wir Bildung tatsächlich in den Mittelpunkt der Regierungsarbeit stellen. Denn Bildung ist das, was Sachsen-Anhalt Zukunft gibt.“

Lüddemann: „Wir brauchen ein Klimaschutzgesetz. Wir können uns nicht mehr darauf zurückziehen, dass wir tolle Ideen haben und wenn es passt, werden sie umgesetzt. Wir brauchen Verbindlichkeit, das Klima verhandelt nicht und wir müssen da auch in Sachsen-Anhalt endlich mehr tun.“

Hüskens: „Ich möchte mich dafür einsetzen, dass jedes Kind in diesem Bundesland die beste Bildung bekommt, die seinen Talenten entspricht.“

Frage: Was fehlt Ihnen in der Corona-Krise am meisten?

Haseloff: „Die unmittelbaren Kontakte, sowohl mit der Familie und Freunden, aber auch bei meinen Terminen mit den Menschen vor Ort. Vor Corona konnte ich mit Menschen aus allen Regionen und Berufsgruppen direkt ins Gespräch kommen. Dass das jetzt auf Sparflamme läuft, das schmerzt mich schon sehr.“

Kirchner: „Die Aufklärung beim Impfen und die Eigenverantwortung der Menschen. Wir werden hier durch die Manege geführt wie kleine Kinder, die nicht wissen, was sie zu tun und zu lassen haben. Da wünsche ich mir von der Politik, dass sie mehr an die Eigenverantwortung appelliert und die Menschen schützt, die es zu schützen gilt, nämlich Rentner und die Risiko-Gruppen.“

von Angern: „Mir fehlt am meisten eine transparente Beteiligung des Parlaments, der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Gewerkschaften und Sozialverbände an der Corona-Politik. Das würde die Akzeptanz der Corona-Maßnahmen erhöhen und vor allen Dingen die Interessen der Menschen stärker berücksichtigen.“

Pähle: „Das lockere Zusammentreffen mit Freunden. Kochen, essen, Wein trinken - das fehlt mir am meisten.“

Lüddemann: „Tatsächlich Impfstoff, das ist die wesentliche Voraussetzung, um aus der Corona-Krise zu kommen. Außerdem müssen wir die Situation von Kindern und Menschen stärker in den Blick nehmen, die Vereinsamung schafft große Probleme. Und persönlich sind es die Kontakte, die mir fehlen.“

Hüskens: „Eine Landesregierung mit einer klaren Linie, die eine Orientierung sein kann für die Menschen und Unternehmen hier im Land.“ (dpa)