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Befragung von 3.000 Schülern Vorbild Halle: So will Sachsen-Anhalt systematisch die Jugendkriminalität bekämpfen

Sachsen-Anhalts Landesregierung will systematisch gegen Jugendkriminalität vorgehen. Grundlage ist auch eine wissenschaftliche Befragung unter 3.000 Schülern, viele sehen Gewalt als Problem. Als Vorbild der Bekämpfung dient die Stadt Halle. Was genau geplant ist.

Von Jan Schumann Aktualisiert: 18.03.2025, 16:56
Sachsen-Anhalts Landesregierung will systematisch gegen Jugendkriminalität vorgehen.
Sachsen-Anhalts Landesregierung will systematisch gegen Jugendkriminalität vorgehen. (Foto: Marvin Matzulla)

Magdeburg/MZ - Sachsen-Anhalts Regierung will der Jugendkriminalität im Land systematisch den Kampf ansagen. Das kündigte Landesinnenministerium Tamara Zieschang (CDU) am Dienstag an.

Das Kabinett habe eine Arbeitsgruppe mit Beteiligung mehrerer Ministerien gegründet, die bis zum Jahreswechsel Richtlinien zur Verhinderung und Bekämpfung von Jugendkriminalität vorlegen soll. Es gebe „deutliche Alarmsignale“, dass das nötig sei, erklärte Zieschang.

Anlass ist unter anderem eine mittlerweile gebrochene Welle der Jugendkriminalität in der Stadt Halle. Dort hatten Kinder und Jugendliche in den Jahren 2022 und 2023 Hunderte Straftaten begangen, darunter Raub und Bedrohung. Intensive Polizeiarbeit und ein gezieltes Vorgehen der Stadt hatten letztlich zur Verhaftung eines Dutzends Intensivtäter geführt – die Täter waren zwischen 14 und 17 Jahren alt. Nach den Verhaftungen hatte die Jugendkriminalität in Halle stark abgenommen.

Junge Täter soll abgeschreckt und reintegriert werden

Allerdings ist nicht nur Halle im Fokus der Landespolizei, auch Magdeburg gilt seit Jahren als Schwerpunkt der Jugendkriminalität. „Um der Entstehung und Verfestigung krimineller Verhaltensweisen von Jugendlichen entgegenzuwirken sowie bereits straffällig gewordene Jugendliche sozial zu reintegrieren, bedarf es eines ganzheitlichen strategischen Vorgehens“, erklärte Zieschangs Ministerium am Dienstag.

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Um solch ein Konzept zu erarbeiten, wirken ab sofort auch die Ministerien für Soziales, Justiz und Bildung in der Arbeitsgruppe mit. Ähnlich sei die Herangehensweise bereits in Halle gewesen, so Zieschang. „Das hat sich als richtig erwiesen.“ Auch der Städte- und Gemeindebund und der Landkreistag sollen beteiligt werden.

Zahlen der Jugendgewalt stiegen 2024 landesweit leicht an

Zieschang begründete das neue Vorgehen des Landes auch mit einer systematischen Befragung hallescher Schüler durch Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität: Demnach betrachteten 71 Prozent der 3.000 Befragten Gewalt als großes Problem. Viele Schüler wünschten sich mehr Polizeipräsenz, Beratung und härtere Strafen für Täter, so Zieschang. „Sie wollen sogar mehr Überwachung, beispielsweise durch Kameras.“ 2024 hatte die Landespolizei 16.333 Fälle von Jugendkriminalität gezählt, das waren gut 1.000 weniger als im Vorjahr. Allerdings stieg die Zahl der Jugendgewalt um 50 auf 1.389 Fälle.