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Kommentar zum Pandemie-Management Stochern im Omikron-Nebel

MZ-Landtagskorrespondent Hagen Eichler kritisiert, dass die Politik in Sachsen-Anhalt mit dem Tempo der Virusverbreitung nicht mithalten kann.

03.01.2022, 20:15
Abwasseruntersuchungen könnten ein Bild über die Corona-Ausbreitung bieten - leider feht dafür in Sachsen-Anhalt das Personal.
Abwasseruntersuchungen könnten ein Bild über die Corona-Ausbreitung bieten - leider feht dafür in Sachsen-Anhalt das Personal. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/ZB

Omikron hat Sachsen-Anhalt erreicht, soviel ist sicher. Die neue und noch ansteckendere Variante des Coronavirus wurde im Land bei einigen Infizierten nachgewiesen, zwei Dutzend Verdachtsfälle kommen hinzu. Die große und folgenschwere Frage lautet nun: Gibt es tatsächlich lediglich diese wenigen Fälle? Oder hat sich die Variante längst eingenistet und verbreitet sich so explosionsartig wie zuvor in anderen Ländern?

Die Politik stochert im Nebel, weil sie verlässliche Zahlen in diesen Tagen nicht zur Verfügung hat. Die ohnehin mit Vorsicht zu genießende Sieben-Tage-Inzidenz ist durch den Test-Rückgang an den Feiertagen nahezu unbrauchbar. Eine alternative Datenbasis wäre in dieser Lage Gold wert. Das Verrückte: Ein solches Verfahren gibt es bereits - es wird nur noch nicht genutzt.

Wissenschaftlicher Fortschritt wird durch die Abläufe der Landespolitik ausgebremst.

Hagen Eichler, Landtagskorrespondent

Die schon im vergangenen Jahr geborene Idee, Virenreste im Abwasser zu untersuchen, ist clever. Nach Einschätzung des Landesamts für Umweltschutz funktioniert das System, es kann ähnlich gute Daten liefern wie massenhafte Coronatests. Dass dieses innovative Instrument derzeit nicht einsatzbereit ist, ist höchst bedauerlich.

Wissenschaftlicher Fortschritt wird durch die Abläufe der Landespolitik ausgebremst. Erst musste der Landtag das Geld bewilligen - das ist im Dezember geschehen. Die nächste Hürde ist die Beschaffung der Technik und die Einstellung von Personal. Darüber wird weitere Zeit ins Land streichen.

Das wirft bittere Fragen auf: Warum kann unser System nicht einmal in einer weltweiten Krise schneller agieren? Gab es wirklich nirgendwo im ganzen Land vorhandenes Geld und Personal, um sofort loszulegen? Das Virus ist schnell. Um sich zu wehren, müssen auch Politik und Gesellschaft schneller werden.

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