Angriffe auf Sarah Sauermann Sarah Sauermann: AfD-Politikerin: "Da hat sich viel Frust angestaut"

Bernburg - Der Schaden ist noch immer nicht behoben. Ende September vorigen Jahres warfen Unbekannte ein Betonteil in das Schaufenster des Bürgerbüros der AfD-Landtagsabgeordneten Sarah Sauermann in Bernburg. In der äußeren Scheibe des Doppelfensters klafft nun ein Loch. Mit Sauermann sprach unser Redakteur Alexander Schierholz
Frau Sauermann, die zerstörte Scheibe ist noch nicht ausgewechselt. Soll das ein Mahnmal sein?
Sauermann: Es ist nicht ganz einfach, eine solch große Scheibe auszutauschen, da es einer Sonderanfertigung bedarf.
Nach Angaben des Landeskriminalamtes war Ihre Partei von Angriffen auf Wahlkreisbüros im vergangenen Jahr am meisten betroffen. Haben Sie eine Idee, wer etwas gegen die AfD hat?
Sauermann: Es sind ja nicht nur wir betroffen, sondern auch Abgeordnete anderer Parteien. Was die Gründe angeht, kann ich nur Vermutungen anstellen. Es gibt viele Menschen, die sich von der Politik nicht mitgenommen sehen und das Gefühl haben, es würde über ihre Köpfe hinweg entschieden. Das fängt schon auf lokaler Ebene an. Bei manchen hat sich da über Jahre offenbar viel Frust angestaut.
... so dass sie nun Steine werfen? Aber die AfD macht ja noch gar nicht so lange Politik. Steckt hinter Angriffen auf Ihre Partei nicht eher der politische Gegner, dem die Positionen der AfD nicht passen?
Sauermann: Jedenfalls ist die AfD als Opposition nicht verantwortlich für die Politik der vergangenen Jahre. Natürlich ist es möglich, dass der politische Gegner dahinter steckt. Ich habe Anzeige erstattet, bisher liegt noch kein Ergebnis vor. Feige ist es in jedem Fall. Wir sollten politische Auseinandersetzungen mit Argumenten führen, nicht mit Gewalt.
Stattdessen erleben wir eine Verrohung der Sitten und der Sprache: gewalttätige Angriffe, Hasskommentare und Pöbeleien im Netz und anderswo. Welchen Anteil hat Ihre Partei daran, wenn zum Beispiel Ihr Abgeordneten-Kollege Mario Lehmann im Landtag Flüchtlinge als „Ficki-Ficki-Fachkräfte“ verunglimpft?
Sauermann: Es stimmt, dass der Stil im Parlament manchmal schwer erträglich ist. Das betrifft aber auch die etablierten Fraktionen.
Da müssen Sie bitte ein Beispiel nennen.
Sauermann: Nehmen Sie das „FCK NZS“-T-Shirt von Frau Pähle (der SPD-Fraktionschefin, d. Red.) bei der Wahl der neuen Landtagspräsidentin. Das fand ich nicht in Ordnung.
Aber den Ausfall von Herrn Lehmann schon?
Sauermann: Er hat ja nicht zu Gewalt aufgerufen.
Sie finden nicht, dass solche Äußerungen geeignet sind, Hass gegen Migranten zu schüren?
Sauermann: Das war ja keine Wortschöpfung von ihm selbst. Er hat nur zitiert, was zum Beispiel Frauen von Tätern in der Kölner Silvesternacht zugerufen worden ist. (mz)