Die Sonne soll es richten Sachsen-Anhalts Regierung plant Solarstrom-Offensive für jedermann

Magdeburg - Sachsen-Anhalt reagiert auf den stockenden Ausbau von Windkraftanlagen im Land und will nun die Produktion von Solarstrom deutlich ankurbeln. Bis 2030 soll die installierte Leistung bei Photovoltaik um 86 Prozent steigen, von 2.700 auf 5.000 Megawatt. Ein neues Förderprogramm soll jetzt den Anschub geben.
500.000 Euro stellt das Land in diesem Jahr zur Verfügung. Gefördert werden die derzeit noch teuren Akkus, mit denen sich der auf Hausdächern erzeugte Strom speichern lässt. Fördergeld können Unternehmen, Wohnungsbaugenossenschaften und auch Privatpersonen beantragen. Bis 2021 möchte das Umweltministerium sogar 2,5 Millionen Euro ausgeben; derzeit laufen allerdings noch die Haushaltsverhandlungen.
Solaranlagen: Trotz Rekord-Sommern relativ wenig Ausbeute
Trotz zwei Sommern mit Rekordwerten bei der Sonnenscheindauer liefern Solaranlagen deutlich weniger Strom als Windkraft. Im vergangenen Jahr stammten 61 Prozent des in Sachsen-Anhalt eingespeisten Stroms aus erneuerbaren und damit sauberen Quellen. Die Hauptlast tragen die vielen Windkraftanlagen im Land. Sie lieferten 8,2 Millionen Megawattstunden, während aus Solaranlagen lediglich 2,4 Millionen Megawattstunden kamen.
Nach Berechnungen des Umweltressorts liegt das weit unter dem Möglichen. „Wir wollen in Sachsen-Anhalt 100 Prozent erneuerbare Energien erreichen. Dafür müssen wir bei der Solarenergie besser werden“, fordert Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne).
Für Photovoltaik sehen Experten jede Menge ungenutzte Flächen - vor allem auf Hausdächern. Mit Speicheranlagen können sich die Bewohner zumindest teilweise vom Strommarkt unabhängig machen. Allerdings sind die Akkus teuer.
Bislang keine Solar-Förderung für private Haushalte - das soll sich ändern
„Bei einem Einfamilienhaus ist die Speichertechnik im Keller etwa genauso teuer wie die Photovoltaikanlage auf dem Dach“, sagte Marko Mühlstein von der Landesenergieagentur Sachsen-Anhalt. „Auf längere Sicht rentiert es sich aber trotzdem, vor allem bei Haushalten mit größerem Verbrauch.“
Ein Solar-Förderprogramm für Privathaushalte gab es bislang nicht. Förderung bekamen ausschließlich kleine und mittelständische Unternehmen, die auf energiesparende Technik umstellen wollen oder erneuerbare Energie selbst erzeugen wollen. Das Speicherförderprogramm war ursprünglich schon für das zweite Quartal angekündigt. Jetzt hat das Finanzministerium seine Zustimmung erteilt.
Der Bau neuer Windkraftanlagen ist derweil bundesweit fast zum Erliegen gekommen. In Sachsen-Anhalt drehten sich Ende des vergangenen Jahres sogar weniger Rotoren als noch zu Beginn: Die Zahl der Anlagen sank leicht von 2 827 auf 2 823.
Stromausbeute von Windkräfträdern in Sachsen-Anhalt steigt stetig
In der ersten Hälfte dieses Jahres wurden nur 14 Windräder aufgebaut. Allerdings steigt die Stromausbeute von Jahr zu Jahr, weil alte Anlagen durch höhere mit größeren Rotoren ersetzt werden. Die ältesten Räder haben oft eine Leistung von einem Megawatt, moderne kommen auf drei oder gar vier Megawatt.
Neue Standorte werden hingegen kaum erschlossen, weil geeignete Flächen fehlen und weil sich Anwohner häufiger als früher juristisch wehren. Die meisten Klagen kommen von Umweltverbänden, die Schäden für Vögel und Insekten fürchten oder die Landschaft freihalten wollen.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) suchte am Donnerstag mit Vertretern der Branche und den Ländern nach Lösungen. Die IG Metall ist in höchster Sorge um Arbeitsplätze: „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Es ist fünf vor zwölf“, sagte Metall-Vorstand Wolfgang Lemb. (mz)