Unzufriedenheit vor der Wahl Politik als Lieferservice - das ist gescheitert (Kommentar)
Der Wähler bestellt, die Politik muss erfüllen: Dieser falsche Ansatz hat viel Frustration erzeugt. Sachsen-Anhalt braucht etwas Neues.

Magdeburg/MZ - Die Sachsen-Anhalter leben gern in ihrem Bundesland. 90 Prozent finden, dass ihre Umgebung eine gute Heimat ist – und dafür haben sie natürlich jede Menge Gründe.
Das starke Bekenntnis zum Leben hier dürfte das klarste und am wenigsten deutungsbedürftige Ergebnis aus dem druckfrischen Sachsen-Anhalt-Monitor sein. Vielleicht hat es geholfen, dass die Befragten für einen Moment die Alternativen erwogen haben. Die Antwort könnte daher ehrlicher sein als so manche übellaunige Klage, die man im Alltag zu Ohren bekommt.
Sachsen-Anhalt-Monitor: Das Miteinander in Sachsen-Anhalt wird viel weniger gelobt
Höchst interessant ist die Aufschlüsselung der Argumente, die für Sachsen-Anhalt sprechen. Es ist die Landschaft, die mit weitem Abstand am häufigsten genannt wird. Zum Vergleich: Das Miteinander, der Umgang mit anderen Menschen, wird nicht einmal halb so häufig genannt. Das, was wir selbst in der Hand haben, scheint uns also weniger zu tragen als die uns geschenkte Natur.
Kaum zufällig sehen die für den Sachsen-Anhalt-Monitor verantwortlichen Wissenschaftler im gesellschaftlichen Miteinander, im Engagement für andere den Schlüssel für eine funktionierende Demokratie. Der Befund: Wer selbst aktiv ist und damit etwas bewirkt, urteilt auch positiver über demokratische Prozesse, etwa das Aushandeln von Kompromissen. Wer nur andere machen lässt, empfindet sich als ohnmächtig und Spielball fremder Mächte.
Statt mündiger Staatsbürger nur Konsumenten? So funktioniert Demokratie nicht
Trifft das zu, müssten sich die Parteien von ihrem Anspruch und ihrem Versprechen trennen, jede Unbill des Lebens lasse sich mit staatlichen Mittel beseitigen. Wichtiger wäre es, die Menschen zur Mitarbeit zu ermutigen. Ansätze dafür gibt es. Dennoch dominiert weiterhin die Vorstellung, die Politik müsse „liefern“ – als gäbe es keine mündigen Staatsbürger, sondern nur Konsumenten.
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Der Sachsen-Anhalt-Monitor hat die Lage im Land umfassend analysiert. Jetzt gilt es, die richtigen Schlüsse zu ziehen. In neun Monaten ist Wahltag.