Trauer um Petra Wernicke Petra Wernicke: Ex-Landwirtschaftsministerin Sachsen-Anhalts ist tot

Halle (Saale) - Weniger robuste Naturen können bei einem solch steilen Werdegang die Bodenhaftung verlieren, Petra Wernicke aber war nie in dieser Gefahr. Sie nahm jede Wendung im Leben wie sie alles nahm: bodenständig und mit Humor. „Ich wurde aus dem Schweinestall auf den Ministersessel katapultiert“, sagte sie gern lachend über sich.
Sie war Ministerin, Landtagsabgeordnete, Kreistagsmitglied und Vize der Landespartei. Bei allen Posten war Petra Wernicke immer eine typische Vertreterin ihrer Ost-Politikergeneration, der die Verantwortung passierte - und Politik nicht als Karriere geplant war.
Dass das mittlerweile teilweise so ist, hat ihr nicht gefallen. „Heute sind mir das zu viele Individualisten“, meinte sie dann.
Wie das mit der Zusammenarbeit funktioniert und wie man sie organisiert, das hat die Agraringenieurin als Chefin eines Volkseigenen Gutes gelernt. Studiert hatte sie zuvor in Halle. Ihr Zuhause war Walbeck, das heute zu Hettstedt gehört (Mansfeld-Südharz) und wo sie 21 Jahre lang, auch als Ministerin, Ortsbürgermeisterin war.
Petra Wenicke hatte einen guten Draht zu den Bauern
Politik konnte sie also im Kleinen wie im Großen. Sie verband in ihrer Person beide Ebenen. Wenn sie Bauern besuchte, wirkte sie nie wie ein Fremdkörper - sondern wie eine, die dazugehört.
„Sie war ein wunderbarer Mensch und eine natürliche Führungspersönlichkeit, in der sich ein hohes Maß an natürlicher Autorität mit großer menschlicher Wärme verband“, sagte Hermann Onko Aeikens am Donnerstag.
Der heutige Staatssekretär im Bundes-Agrarministerium war unter Wernicke Staatssekretär in Magdeburg und folgte ihr im Ministeramt. Ihr langjähriger Wegbegleiter hatte seine frühere Chefin erst vor knapp einer Woche besucht: Als Bundesminister Christian Schmidt sie mit der Niklas-Medaille für ihre Verdienste um die Landwirtschaft auszeichnete.
Das Bundesverdienstkreuz am Bande hatte Wernicke schon 2009 erhalten, für ihre Verdienste beim Aufbau demokratischer Strukturen in Sachsen-Anhalt.
Aufbau von Strukturen, das klingt so abstrakt. Aber es war ganz konkrete, handfeste Arbeit, die Wernicke geleistet hat. Direkt nach der Wende kamen Eigentumskonflikte zwischen Genossenschaften, die LPG nachfolgten und Wiedereinrichtern, die in der DDR enteignetes Land zurückerhalten wollten.
Wernicke musste auch Agrar-Forschungseinrichtungen abwickeln, zudem verloren hunderte Forstarbeiter ihren Job in dem effizienter werdenden Betrieb. All das ging nicht geräuschlos vonstatten, brachte ihr auch viel Kritik ein. Aber sie tat, was getan werden musste. „Da musste ich durch“, meinte die verheiratete Mutter dreier Kinder im Rückblick.
„Sie war eine sehr gute Ministerin, die die nicht immer einfachen Probleme einvernehmlich lösen konnte“, sagt der frühere Ministerpräsident Wolfgang Böhmer zum Tode der Frau, die sieben Jahre seiner Regierung angehört hat. Böhmer hat auch ihre Erkrankung miterlebt, wie Petra Wernicke gekämpft hat, wie sie nicht aufgegeben hat und wie sie sich vor allem nicht unterkriegen ließ vom Krebs. „Sie war wirklich eine starke Frau“, sagt Böhmer.
Petra Wernicke: CDU-Politikerin ging offen mit ihrer Krebserkrankung um
Petra Wernicke ging mit ihrer Erkrankung offen um, wie sie eben alles direkt anging. Sie gab 2009 das Ministeramt nur auf, weil sie merkte, dass beides nicht zusammen ging - die Chemotherapie und der hochtourige Politik-Job mit den überlangen Tagen.
Aber weiter einsetzen wollte sich Petra Wernicke schon, in ihrem Walbeck, wo sie Bürgermeisterin blieb und als Vorsitzende den Förderverein des Tierparks führte.
Das Dorf, ihre Heimat, bot Wernicke immer Kraft und Schutz. Es war ihre natürliche Umgebung. Als sich die Ministerin mal beim Schweineschlachten fotografieren ließ, fürchtete ihre Pressestelle Aufregung und schlechte Presse. Wernicke glättete die Wogen mit einem ihrer typischen bodenständigen Sätze: „Das ist halt so bei uns auf dem Dorf.“
Nach dem Abschied von der großen Politik, als sie 2011 auch aus dem Landtag ausschied, hatte sie nur einen Wunsch: „Ich will hier auf dem Dorf alt werden.“ Sechs Jahre waren ihr noch vergönnt. Am Donnerstag starb Petra Wernicke im Alter von 64 Jahren an den Folgen der Krebserkrankung. (mz)