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Corona Nur Geimpfte und Genesene: Veranstalter in Sachsen-Anhalt scheuen 2G

Von Jan Schumann 12.10.2021, 06:00
2G ist umstritten: In Teilen Sachsen-Anhalts wird die Option für Gastronomen und Veranstalter fast gar nicht genutzt.
2G ist umstritten: In Teilen Sachsen-Anhalts wird die Option für Gastronomen und Veranstalter fast gar nicht genutzt. Foto: dpa

Magdeburg/MZ - Mit dieser Regel will Sachsen-Anhalts Landesregierung trotz Corona-Pandemie einen Schritt in Richtung Normalität gehen: Die sogenannte 2G-Option erlaubt seit September Gastronomen und Veranstaltern, freiwillig nur noch geimpfte und genesene Gäste einzulassen - und im Gegenzug Maskenpflicht, Mindestabstände und Kapazitätsgrenzen zu streichen.

Allerdings: Innerhalb des Bundeslandes wird der freiwillig verschärfte Einlass unterschiedlich stark genutzt - die Nachfrage in der Wirtschaft variiert nicht nur je nach Region, sondern auch nach Art der Veranstaltung. Das zeigen neue Daten des Landesgesundheitsministeriums, die die MZ erfragt hat.

Bisher 181 2G-Veranstaltungen im Land

Demnach registrierte das Land bis vergangene Woche 181 Veranstaltungen unter 2G-Regeln: etwa in Kultureinrichtungen wie Theatern (22), auf Sportanlagen, in der Gastronomie und Kulturzentren (je 13). Auch Messen, Tanz-, Tourismus- und Bildungsangebote setzten vereinzelt auf 2G.

Das Gesundheitsministerium zeigt sich zufrieden: „Das 2G-Modell ist eine Option, die gut angenommen wird.“ Zu den Verfechtern gehört auch Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Er hatte die Wirtschaft im September ermutigt: „Wenn ich an eurer Stelle wäre, würde ich 2G einführen, damit ich einen offenen Winter erlebe.“

Große Unterschiede zwischen Landkreisen

Allerdings zeigt der Vergleich der Landkreise: In einigen Regionen wird 2G kaum genutzt. So gab es in Mansfeld-Südharz nur zwei 2G-Veranstaltungen, in Anhalt-Bitterfeld, Jerichower Land und im Kreis Salzwedel vier. Häufig ist 2G dagegen in Magdeburg (36), Dessau-Roßlau (26), Halle und im Landkreis Harz (je 23).

Entgegen Haseloffs Appell zögern aber vor allem Sachsen-Anhalts Publikumsmagneten. Viele setzen weiter auf 3G, lassen also auch Negativ-Getestete rein: So handhaben es etwa die Profi-Fußballvereine des Halleschen FC und des 1. FC Magdeburg. Einer der Gründe: 2G würde ungeimpfte Fans ausschließen, die Einnahmen könnten dann fehlen. Und: Beim Drittligaderby Halle-Magdeburg mit über 10.000 Zuschauern im September habe es keine Corona-Infektionen im Stadion gegeben, so HFC-Sprecher Lars Töffling. „Wir sehen keine Veranlassung für 2G“, betont er daher.

„Testballons“ im Theater Magdeburg

Andere Wege geht dagegen das Theater Magdeburg. „Eigentlich wollen wir ab Dezember komplett im 2G-Modell spielen, weil der Druck der Politik in diese Richtung gestiegen ist“, sagt Sprecherin Christine Villinger. Erste 2G-„Testballons“ gebe es im November mit der Inszenierung des Musicals „My Fair Lady“. Vorteil: Das Theater rechnet bei 2G mit mehr Zuschauern, da Kapazitätslimits aufgeweicht werden. Statt bisher 230 Plätzen könnten 400 besetzt werden. Regulär fasst das Theater 688 Zuschauer. Einen Publikumsschwund fürchtet die Einrichtung bei 2G nicht, im Gegenteil: „Die ersten zwei Termine sind nahezu ausverkauft.“

Allerdings bedeutet 2G für Veranstalter auch eine Herausforderung: Beim ersten 2G-Konzert in der halleschen Händelhalle hatten sich wegen der äußerst aufwendigen Einlasskontrollen lange Schlangen gebildet. Zudem muss das gesamte Personal geimpft oder genesen sein - allerdings haben Arbeitgeber in aller Regel kein Recht, den Impfstatus der Mitarbeiter abzufragen.

Deshalb hat der Gastroverband Dehoga die 2G-Regel bereits für kaum praxistauglich erklärt. Landeschef Michael Schmidt betont: Auch bei steigenden Inzidenzen im Winter müsse Gastronomie mit 3G möglich bleiben. „Wir definieren uns immer noch als Gastgeber - und zwar für alle.“ Laut Gesundheitsministerium ist aktuell keine 2G-Pflicht geplant - auch mit Blick auf unternehmerische Interessen. Allerdings sei „bei weiterem Impffortschritt“ eine Diskussion darüber „zumindest nicht ausgeschlossen“.