Nach Unruhen unter Quarantäne Nach Unruhen unter Quarantäne: Neue Sicherung für Asylunterkunft Halberstadt

Magdeburg - Nach Unruhen in der Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber in Halberstadt (Harz) sollen neue Sicherheitsmaßnahmen künftig Zusammenstöße unter Bewohnern verhindern. Um Wohnkomplexe auf dem Gelände strikter zu trennen, seien neben Absperrgittern nun auch Container aufgebaut worden.
Das teilte das Landesverwaltungsamt der MZ am Donnerstag mit. Das soll verhindern, dass Bewohner in andere Gebäudekomplexe gelangen. Auch der Sicherheitsdienst könne auf diesem Wege schneller eingreifen.
Die knapp 700 Bewohner der Unterkunft leben nach mehreren Corona-Fällen unter Quarantäne und damit in einer Ausnahmesituation. Mehrfach kam es zu Zusammenstößen unter Bewohnern und mit dem Sicherheitsdienst. In der Nacht zu Ostermontag war es zu Ausschreitungen gekommen, an denen laut Polizei Georgier und Afrikaner beteiligt waren.
Die Polizei ermittelt seitdem wegen Landfriedensbruchs. Das Landesverwaltungsamt erstatte zudem Anzeige, weil mehrere Fenster und Waschbecken zu Bruch gingen. Die neuen Barrieren sollen Konflikte unterbinden.
Zudem wollen die Behörden die Corona-Ausbreitung in der Unterkunft in den Griff bekommen. 57 Infektionen sind bekannt, 690 Bewohner leben dort. Erkrankte wurden nach Quedlinburg verlegt. Um neue Infektionen zu verhindern, hat das Gesundheitsamt Tests für alle Bewohner angeordnet - und das alle zwei Tage. So soll die Quarantäne in zwei Wochen aufgehoben werden können.
Von 9 bis 14 Uhr wurden sämtliche Bewohner am Donnerstag getestet, dazu kamen 40 Experten mit Schutzkleidung. Darunter Fachkräfte des Uniklinikums Magdeburg, erklärte Denise Vopel, Sprecherin des Landesverwaltungsamts. „Insgesamt ist das gut angenommen worden, auch weil die Maßnahmen vorher gut erklärt wurden.“ Mit den Testergebnissen sei am Freitag zu rechnen. Die großflächigen Tests seien „eine große Herausforderung“ für die Behörden.
Im Landtag hatte die Rechtsaußen-Partei AfD Stimmung gegen die Tests in der Unterkunft gemacht. Sie beklagte eine Bevorzugung der Asylbewerber: „Während deutsche Bürger nur bei hinreichendem Verdacht getestet werden, will man die Frequenz der kostenintensiven Tests für Asylbewerber in unverständlichem Maße erhöhen“, kritisierte Ulrich Siegmund, Gesundheitspolitiker der AfD-Fraktion im Parlament. SPD-Innenpolitiker Rüder Erben sagte hingegen: „Genau das gleiche würden man auch bei einem durchseuchten Krankenhaus machen.“
Erben kritisierte aber, die Behörden hätten von vergleichbaren Fällen in Asylunterkünften, etwa in Suhl (Thüringen), lernen müssen. Das sei in Sachsen-Anhalt versäumt worden. „In so einer Situation muss die Verpflegung in der Unterkunft natürlich gut sein - und auch die Informationen für die Bewohner.“ (mz)