Nach Rauswurf und Rücktritt Nach Rauswurf und Rücktritt: Stahlknecht bekommt hundertfache Unterstützung

Magdeburg - Seine politischen Ämter ist Holger Stahlknecht los, doch im Netz wird er gefeiert: Sachsen-Anhalts noch bis Dienstag amtierender CDU-Landeschef erlebt bei Facebook eine Welle des Rückhalts. „Ihre Standhaftigkeit macht Sie zum Helden!“, schreibt der Nutzer Julian Auell. „Ein Mann mit Rückgrat, Sie haben meinen größten Respekt“, kommentiert Ilka Diehl.
Stahlknecht hatte in einem Interview mit der Magdeburger Volksstimme angekündigt, dass die CDU im Streit um die Erhöhung des Rundfunkbeitrags auf keinen Fall nachgeben werde. Die Christdemokraten lehnen den Preisaufschlag um 86 Cent ab, die beiden Koalitionspartner SPD und Grüne wollen ihn durchsetzen. Stahlknecht kündigte an, bei einem Ausstieg von SPD und Grünen aus der Koalition werde die CDU bis zum regulären Wahltermin im Juni allein weiterregieren.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), der eine solche Minderheitsregierung wegen ihrer Abhängigkeit von der AfD strikt ablehnt, überreichte Stahlknecht daraufhin am Freitagnachmittag die Entlassungspapiere.
Nach Stahlknecht-Rauswurf: Respekt und Fassungslosigkeit bei Facebook
Bei Facebook sammelte der Geschasste bis zum Sonnabendmittag mehr als 300 Kommentare und mehr als 500 Reaktionen ein, die weitaus meisten positiv. „Schade, Herr Stahlknecht, mit diesem Schritt hat sich Herr Haseloff keinen Gefallen getan. Ich bin total schockiert über ihre Entlassung“, urteilt die Nutzerin Cornelia Glimm. „Ich bin fassungslos. Sie haben alles richtig gemacht und meinen größten Respekt!“, applaudiert Markus Standke und wünscht Stahlknecht ein baldiges Comeback.
In der CDU-Landtagsfraktion sind die Reaktionen differenziert: Dort gibt es einerseits Lob für Stahlknechts Kritik am öffentlich-rechtlichen Rundfunk – der CDU-Chef hatte den Sendern vorgeworfen, sie hätten den Transformationsprozess in Ostdeutschland zu wenig abgebildet und „mit dem erhobenen Zeigefinger der Moralisierung“ berichtet.
Unverständnis gibt es unter den CDU-Abgeordneten jedoch darüber, dass Stahlknecht ohne Not über eine CDU-Minderheitsregierung sprach. Damit habe er sich gegenüber dem Regierungschef und Spitzenkandidaten illoyal verhalten, heißt es aus der Fraktion.
Landes-CDU: Mehrheit steht hinter Haseloffs Entscheidung
Von den bekannteren Gesichtern der Landes-CDU hat sich lediglich Vize-Fraktionschef Ulrich Thomas hinter Stahlknecht gestellt. Die große Mehrheit hingegen stützt Haseloffs Entscheidung.
Stahlknecht hat angekündigt, sein Amt als Landesvorsitzender am Dienstag niederzulegen. Damit wäre er nur noch einfacher Abgeordneter; allerdings ist er auch für die Landtagswahl im Juni aufgestellt. Laut Vorschlag des CDU-Landesvorstands soll er als Nummer zwei direkt hinter Reiner Haseloff kandidieren. (mz)