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Bauernstub'n Dahlenwarsleben Moderne Küche Dahlenwarsleben: Bauernstub'n im Gault Millau erwähnt

Von Iris Stein 17.10.2016, 06:41
Die „Bauernstub’n“ in Dahlenwarsleben
Die „Bauernstub’n“ in Dahlenwarsleben Andreas Stedtler

Dahlenwarsleben - Der nächste Weg ist es aus dem Landesüden nicht gerade, geht es nach Dahlenwarsleben zum Essen. Doch die Neugierde war einfach zu groß. Im März 2015 hat Christopher Franz den dortigen Landgasthof „Bauernstub’n“ eröffnet, im Herbst desselben Jahres bedachte ihn der Restaurantführer Gault Millau mit 15 von 20 möglichen Punkten!

Ländlicher Stil ohne Kitsch in der Bauernstub’n in Dahlenwarsleben

Das ist in zweifacher Hinsicht ein herausragendes Ergebnis. Zum ersten kann sich mit dem Zerbster „Vogelherd“ nur noch ein einziges weiteres Restaurant in Sachsen-Anhalt mit einer solchen Ausbeute an Punkten schmücken. Und zum zweiten ist es schon außergewöhnlich, so kurz nach der Eröffnung so hoch eingestuft zu werden. Davon war sogar der junge Küchenchef überrascht. Die Tester bescheinigten ihm einen hohen Grad an Kreativität und Qualität - davon wollen wir uns überzeugen.

Anschrift:

39326 Dahlenwarsleben

Mittagstraße 1

Kontakt:

Telefon: 0160/941 544 21

Internet: www.landgasthof-bauernstuben.de

Öffnungszeiten:

Dienstag - Samstag ab 17.30 Uhr

Sonntag 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr

Angebote:

3- bis 6-Gang- Menüs von 38 bis

90 Euro, alle Speisen auch einzeln

Die Anfahrt klappt problemloser als gedacht, obwohl das Navi gute 100 Kilometer von Halle zeigt. Doch von der Autobahnabfahrt ist es wirklich nur ein Katzensprung.

Ein großer Raum mit festlich gedeckten Tischen. Kerzen, Stoffservietten, Blumen und Musik - so empfängt der Gasthof. Der ländliche Stil des Hauses präsentiert sich ohne Kitsch.

Bauernstub’n in Dahlenwarsleben: Absinth und Milch im Cocktail vereint

Schnell sind die Karten präsentiert - wohltuend klein gehalten. Von einem Aperitif namens Nordic Ninja (11 Euro) hatten wir noch nie etwas gehört, das soll probiert werden. Um es kurz zu machen: sensationell! Aquavit, Sake und Absinth, Milch und Limettensaft, Gurken und geräucherter Sternanis gehen eine Verbindung ein, die zu schönsten Hoffnungen berechtigt für alles, was die Küche ansonsten noch bereithält. Und die legt sich wirklich ins Zeug. Zunächst mit dunklem und weißem Brot, aufgeschlagener Nussbutter und Liptauer mit getrockneten Tomaten. Nur als Vorgeschmack, denn der Gruß aus der Küche folgt alsbald mit Palmherzen und Brotchips.

Christopher Franz kocht in der Bauernstub’n in Dahlenwarsleben

Zwei Menüs werden offeriert, die sich von drei Gängen (38 oder 49 Euro) bis auf sechs Gänge (85 bzw. 90 Euro) aufstocken lassen. Selbstverständlich ist jede Komponente auch einzeln wählbar. Als Vorspeise kommt aus dem Menü „Christopher Franz“ der Gang Gänseleber. Er besteht aus einer marinierten Gänseleber-Praline, dazu Portweingelee, Petersilienwurzel, Apfelspäne und ein Stück Butterbrioche. Aus dem Menü „Bauernstub’n“ soll es für die Begleitung der Zarenlachs sein. Leicht geräuchert wird er serviert, dazu gesellen sich gelbe Rüben, eingelegte Feldgurke, Rettich und Dashicream. Beide Offerten ein Feuerwerk an Aromen und eine überzeugende Einstimmung auf die Hauptgerichte.

Zum Zwiebelrostbraten vom Dry Aged Beef, speziell abgehangenem Rindersteak, gesellen sich Herbstgemüse, Gewürztomate, Dauphin-Kartoffel und Röstzwiebeljus. Keine Frage, dass das Messer durch das rosa gegrillte Fleisch wie durch ein Stück Butter gleitet. Das zweite Hauptgericht ist ein Tagesangebot: Rücken vom Almschwein, das mit Ziegenmolke aufgezogen wurde, gebutterte Pfifferlinge und Rosmarinkartoffeln (24 Euro). Ein Gedicht! Das Schwein, ist später von Christopher Franz zu erfahren, ist sozusagen ein „Handimport“. Persönlich hat er es von Österreich in seine Küche transportiert, denn zu Lieferanten der Alpenregion pflegt er enge Verbindungen.

Handwerker und Gourmets sollen sich in Dahlenwarsleben wohlfühlen

Der 28-jährige Chef des Hauses, der aus einer Magdeburger Gastronomenfamilie stammt, ist nach seiner Ausbildung bei den Eltern gut herumgekommen: an der Nordsee, in der Schweiz, Belgien, Frankreich und eben in Österreich. „Dort habe ich am längsten gelebt, dort hat es mir am besten gefallen“, erzählt er. Esskultur, Atmosphäre, das hohe Niveau, die regionalen Produkte - das war genau das, was er sich für sein eigenes Restaurant vorstellte. Dabei kommt es ihm darauf an, dass der „ganz normale Handwerker“ sich bei ihm ebenso wohlfühlt wie der Gourmet.

Bauernstub’n in Dahlenwarsleben: Welcher Apfelsaft passt zum Essen?

Wer übrigens wegen der Anfahrt auf Alkoholisches verzichten muss, kann sich getrost der kundigen Beratung der Partnerin des Gastronomen anvertrauen. Den Apfelsaft wählt sie nicht nur sicher aus („Der passt perfekt zu Ihrem Essen.“), sondern sie weiß auch die Sorte („Elstar, der hat die richtige Säure zur aromatischen Holundernote.“) und Details zur Herstellung, die sie dezent vermittelt

Über die wunderbaren Desserts - ein Mohnsoufflé mit Zwetschgen Röster, Weichselgelee und Erdbeersorbet sowie Mousse und Crumbles zum Thema Kaffee - ließen sich hier Bände füllen. Vor allem aber bleibt Neugier auf alles das, was die Karte noch bereithält und an diesem Abend nicht probiert werden konnte. (mz)

Weiterführende Informationen

Küchenchef Christopher Franz ist auch Jäger und bietet selbst Erlegtes - hier Rehrücken - an.
Küchenchef Christopher Franz ist auch Jäger und bietet selbst Erlegtes - hier Rehrücken - an.
Andreas Stedtler
Wild gehört fest zu Speisekarte der „Bauernstub'n".
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Andreas Stedtler