Magdeburger Domplatz voller Traktoren Magdeburger Domplatz voller Traktoren: Hunderte Landwirte fordern mehr Unterstützung

Magdeburg - Hunderte Landwirte haben am Dienstag in Magdeburg gegen die Agrarpolitik der Bundesregierung sowie für mehr Respekt für ihre Arbeit demonstriert.
Mit einer Sternfahrt zum Domplatz legten die Bauern mit etwa 450 Traktoren den Verkehr teilweise lahm.
„Wir wollen mit dieser Aktion niemanden ärgern, sondern auf die angespannte Lage in unserer Branche aufmerksam machen“, sagte Landwirt Frank Böcker vom Bündnis „Land schafft Verbindung“, das bundesweit in 17 Städten zum Protest aufgerufen hatte.
Die Bauern kritisieren unter anderem das zuletzt von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) eingebrachte Agrarpaket.
Es soll Insekten besser schützen, Umweltmaßnahmen attraktiver machen und ein Tierwohllabel etablieren. „Wir sind nicht gegen den Umweltschutz und wollen auch nicht mehr Geld, sondern eine faire Bezahlung für unsere Leistung“, sagte Frank Böcker, der in Emden (Börde) einen Agrarbetrieb führt.
„Allerdings machen immer mehr Vorgaben es unmöglich, weiter hochwertige und zudem günstige Lebensmittel zu produzieren.“
Ein Beispiel sei die Verschärfung der Düngemittelverordnung. „Seit tausenden Jahren werfen die Menschen organische Stoffe wie Gülle auf ihre Felder - und das soll plötzlich verboten sein“, beklagte Böcker. Dass die Landwirtschaft der Hauptverursacher für den zu hohen Nitratgehalt in Gewässern ist, sieht er als nicht erwiesen an.
„Und ohne Dünger können wir nicht die Erträge erzielen, die wir zum Überleben brauchen.“ Auch das geplante Glyphosat-Verbot sowie die Einschränkungen beim Einsatz von Pestiziden würden Betriebe in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedrohen.
Landwirt Henning Wiersdorff aus Gröningen (Börde) sieht die Demo vor allem als Versuch, mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen. „Die Akzeptanz unserer Arbeit ist völlig verloren gegangen. Für die Leute sind wir die, die Gülle und Pestizide verteilen“, ärgert er sich über das negative Bild seiner Branche in der Öffentlichkeit.
„Über Insektizide und Pestizide reden Leute, die davon nichts verstehen. Wir wollen nicht den Boden verseuchen, wir leben doch davon.“
Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert (Grüne) bezeichnete den Ruf der Bauern nach mehr Respekt als nachvollziehbar und forderte die Bundesregierung dazu auf, für eine auskömmliche Landwirtschaft unter verlässlichen Bedingungen zu sorgen.
„Ein Landwirt führt ein Wirtschaftsunternehmen, und ein Wirtschaftsunternehmen muss Geld verdienen“, sagte Dalbert. Forderungen der Gesellschaft - etwa ein geringerer Einsatz von Pestiziden - müssten deshalb auch von der Gesellschaft bezahlt werden.
Für die Agrarpolitiker der CDU-Landtagsfraktion stellen Agrarpaket, verschärfte Düngemittelverordnung sowie ein mögliches Glyphosatverbot die Landwirte vor schwer überwindbare Herausforderungen. Der agrarpolitische Sprecher Guido Heuer fordert daher unter anderem finanzielle Unterstützungen - etwa beim Umbau von Ställen - sowie die Förderung des Insektenschutzes über freiwillige Leistungen wie Blühstreifen.
„Verbote seitens der Politik und ein Meinungsaustausch gegen die konventionelle Landwirtschaft führen zu einer weiteren Stigmatisierung der Bauern“, sagte Heuer.
Auch in anderen Städten waren Bauern mit ihren Traktoren unterwegs. In Leipzig und Erfurt wurden je etwa 200 Landmaschinen gezählt, in Bonn waren es sogar 2.000. (mz)
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