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WELTFAHRRADTAG Lösung für Radstation am Wittenberger Hauptbahnhof in Sicht?

ADFC-Kreischef Stefan Zowislo analysiert die Situation in der Lutherstadt Wittenberg.

Von Andreas Hübner 03.06.2022, 13:22
Diese Wittenberger Gruppe ist gemeinsam auf den Fahrrädern  in Radis unterwegs gewesen.
Diese Wittenberger Gruppe ist gemeinsam auf den Fahrrädern in Radis unterwegs gewesen. Foto: Thomas Klitzsch

WITTENBERG/MZ - Nicht jedem, der sich heute auf sein Fahrrad schwingen wird und mehr oder weniger komfortabel in den Straßen Wittenbergs in die Pedale tritt, wird klar sein, dass der heutige 3. Juni der Weltfahrradtag ist. Stefan Zowislo schon. Und so wird der Vorsitzende des hiesigen Kreisverbands des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) heute sicher bewusst auf seinem Rad unterwegs sein. Etwas wirklich Besonderes ist das für Zowislo allerdings nicht, denn: „Ich fahre eigentlich jeden Tag mit dem Fahrrad.“ Und: „Es ist mir aus mehreren Gründen ein Anliegen, auf die Mobilität mit dem Fahrrad aufmerksam zu machen.“

Sicherheit ist ein Thema

„Das Thema Sicherheit ist für Wittenberg sehr wichtig“, sagt er. Seit 2017 habe es hier sechs Unfälle gegeben, bei denen Radfahrer tödlich verunglückt sind. „Das ist viel, finde ich“, urteilt Zowislo. Es gebe hier immer noch zu viele gefährliche Ecken für Radfahrer. „Autofahrer sind nun mal immer die Stärkeren“, erinnert er.

Auch aus diesem Grund hatte er sich sehr darüber gefreut, dass es in der Katharinenstraße, die seiner Meinung schon allgemein sehr eng ist, nun zur Anordnung von Tempo 30 gekommen ist. Auch den Beitritt der Lutherstadt Wittenberg zur Initiative Tempo 30, die darauf zielt, dass die Stadtväter künftig eigens entscheiden dürfen, an welchen Stellen mit höchstens 30 Kilometer pro Stunde gefahren werden darf, erwähnt er. „Das finde ich sehr lobenswert“, sagt Zowislo.

Außerdem habe er sich auch über verschiedene Reparaturen im Bereich des Elberadwegs gefreut. Dort seien beispielsweise Wurzelschäden, die gerade für Fahrradfahrer sehr störend sind, beseitigt worden.

Für die Schwächeren

Trotz dieser Verbesserungen aber vermisse Zowislo seitens der Stadt die Bereitschaft zur Innovation. Er spricht über „sehr einfach umzusetzende Ideen“ wie beispielsweise Fahrradabstellstreifen. In Magdeburg gebe es an Ampelkreuzungen, wo die Radfahrer grundsätzlich direkt neben den Fahrzeugen anfahren müssen, mittlerweile solche Bereiche. Die Markierungen würden dem schwächeren Verkehrsteilnehmer die Möglichkeit einräumen, in aller Ruhe als erstes und vor den Autos anzufahren. „Das kostet noch nicht mal viel Geld“, sagt Zowislo. „Da reden wir über einen Eimer Farbe.“ Eine weitere moderne Idee sei der grüne Pfeil für Radfahrer.

„Auch die Lutherstadt Wittenberg steht innovativen Entwicklungen im Straßen- bzw. Radverkehr offen gegenüber“, heißt es diesbezüglich auf Anfrage der MZ aus dem Rathaus. So werde in verschiedenen Arbeitsgruppen auch der Einsatz des grünen Pfeils für Radfahrer an Gemeindestraßen geprüft. Darüber hinaus nehme die Stadtverwaltung auch gerne Hinweise entgegen, an welchen Straßen dieses Instrument der Verkehrslenkung gewünscht werde, informiert Doreen Raewel. Zowislo aber sagt: „Wir haben leider in Wittenberg keine Atmosphäre von Fahrradfreundlichkeit.“

Noch keine Radstation

Der Vereinsvorsitzende verweist auf das Thema Schnittstellen und bemängelt, dass trotz intensiven Bemühens und Drängens des ADFC auf dem hiesigen Hauptbahnhof immer noch keine Fahrradstation existiert.

Gänzlich untätig sei die Stadtverwaltung diesbezüglich aber nicht. „Da sich die bisherigen Ansätze, eine reine Radverkehrsstation - also ausschließlich Angebote wie Fahrradverleih oder -reparatur zu errichten, als wirtschaftlich nicht tragbar erwiesen haben, soll über eine Konzeptausschreibung, die aktuell erstellt wird, ein Investor für eine Radstation gefunden werden.“ Diese Radstation solle über Radverkehr hinausgehende Angebote schaffen - Gastronomie, Versorgung oder Coworking-Flächen, heißt es seitens der Stadt. Raewel: „Parallel dazu laufen bereits Gespräche mit einem lokalen Verein zu einer möglichen sozialen Trägerschaft.“

Diese letztere Marschroute begrüßt Zowislo. Denn die meisten Radstationen in Nordrhein-Westfalen, es sei das Bundesland, dem diesbezüglich in Deutschland die Vorreiterrolle zukomme, „gehen in der Regel als soziale Projekte ans Netz“.