Kommentar zur Männerdomäne Hochschule Gleichstellung muss durchgesetzt werden
An Sachsen-Anhalts Hochschulen ist Gleichstellung noch immer weit entfernt: Nur jede vierte Professur ist weiblich besetzt. Förderprogramme reichen nicht aus – es braucht endlich echte Reformen. Frauen müssen noch mehr unterstützt werden, fordert MZ-Kommentatorin Jessica Quick.

Halle (Saale). Allein sich Gleichstellung als Ziel zu setzen, schafft noch keine Geschlechtergerechtigkeit. Das zeigt die ungleiche Verteilung in Sachsen-Anhalts Wissenschaft. Nur jede vierte Professur ist mit einer Frau besetzt.
Lesen Sie auch: Nur jede vierte Professur in Sachsen-Anhalt mit einer Frau besetzt - trotz Millionen für Gleichstellung
Das Kaskadenmodell, das Gleichstellung vom Studium bis zur Professur sichern soll, hat zunächst versagt. Sachsen-Anhalt hat über sechs Jahre 7,5 Millionen Euro für Gleichstellungsprojekte bereitgestellt – immerhin, aber im Vergleich zu anderen Förderungen für Wissenschaft ist das überschaubar.
Zudem: Zielvorgaben dürfen nicht nur auf dem Papier existieren, sie müssen auch durchgesetzt werden. Solange Gleichstellung nur an Projekten hängt oder allein von ehrenamtlichen Beauftragten getragen wird, bleiben grundlegende Defizite bestehen.
Notwendig sind echte strukturelle Veränderungen: Führungspositionen in Teilzeit, Kinderbetreuung bei Konferenzen, flexible Arbeitszeiten, Anerkennung von Sorgearbeit. Im Unterschied zur Wirtschaft kann die Wissenschaft hier viel freier von ökonomischen Zwängen agieren und sollte als Vorbild vorangehen.
Projekte wie das landesweite Netzwerk „Fem Power“, das Wissenschaftlerinnen unterstützt, zeigen, dass politische Initiative wirkt – doch so etwas ist noch kein Ersatz für flächendeckende Reformen. Die Lösungen liegen auf dem Tisch, jetzt braucht es entschlossenes Handeln.