Legaler Anbau und Besitz Kommentar zur Cannabis-Teillegalisierung: Diese Reform hat eine Chance verdient
Der Kerngedanke hinter der Cannabis-Reform ist richtig, kommentiert MZ-Redakteur Jan Schumann. Sie sollte jetzt Zeit bekommen, um ihre Wirkung zu entfalten. Erste Zwischenergebnisse lassen hoffen.

Magdeburg/MZ - Die Cannabis-Reform in Deutschland ist kaum anderthalb Jahre her – und schon rufen einige Politiker bereits wieder nach ihrer Abschaffung. Die Rufe kommen unter anderem von Unionspolitikern, die schon immer gegen die Lockerung der Drogenpolitik waren – und für eine starke Polizei und eine starke Justiz.
Gerade aus diesem Grund sollte die Reform aber erst einmal Zeit bekommen, ihre Wirkung zu entfalten. Denn es kann durchaus sein, dass Polizei und Justiz auf lange Sicht durch die Legalisierung entlastet werden – und das, ohne dass ein Schaden entsteht.
2.000 weniger Straftaten im Jahr - und damit weniger Fälle für die Justiz
Denn wenn man sich die nackten Fakten anschaut, ist die Zwischenbilanz der Teillegalisierung nicht schlecht. Die Polizei hat allein in Sachsen-Anhalt binnen eines Jahres gut 2.000 Straftaten weniger registriert, bundesweit sind es gut 100.000 Delikte. Es sind Fälle, die nicht im weiteren Verlauf einem Gericht vorgelegt werden müssen, sie müssen nicht verhandelt werden, es gibt keine Revision und keine Berufung. Allein das ist eine Entlastung für die Justiz. Möglicherweise kommt die Entlastung nicht bei jedem Beamten persönlich an – aber mit dem allgemeinen Trend darf man rechnen.
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Zugleich zeigt die von der Bundesregierung beauftragte Studie: Die Reform hat Deutschland nicht den Kiffer-Boom gebracht. Bei Jugendlichen geht der Konsum leicht zurück, Erwachsene konsumieren moderat mehr.
Cannabis-Shops könnten helfen, dem Schwarzmarkt das Wasser abzugraben
Problematisch ist vor allem das Florieren des Cannabis-Schwarzmarktes. Es erklärt sich damit, dass es mit der Legalisierung mehr Abnehmer gibt, aber das staatlich regulierte Angebot nicht im selben Maße steigt. Viele der stark reglementierten Anbauclubs sind gerade erst dabei, ihre Rolle innerhalb dieser Reform anzunehmen.
Und die ursprünglich geplanten Cannabis-Shops – die den Schwarzmarkt tatsächlich gefährden könnten – gibt es bis heute nicht in Deutschland. Wenn der Schwarzmarkt wirklich bekämpft werden soll, gehören sie zum Konzept.