Karls neues Ausflugsziel in Loburg Karls neuer Park in Loburg: Vom Erdbeerfeld zum Rittergut

Loburg - Wenn Robert Dahl etwas anpackt, dann mit Begeisterung und dem gewissen Blick für jedes Detail. Das lässt sich ganz eindrucksvoll an den „Karls“-Erlebnisdörfern sehen, die vielen Ostsee-Urlaubern - zumal solchen mit Kindern - bekannt sind: Eine liebevoll durchgestylte Mischung aus ländlichem Freizeitpark und überdimensionalem Hofladen, im Mittelpunkt steht die Erdbeere.
Denn mit der süßen Frucht begann Anfang der 90er Jahre die Erfolgsgeschichte des gelernten Obstbauern Robert Dahl, der mit seinen Feldern rund um Rövershagen bei Rostock ein kleines Erdbeer-Imperium aufbaute.
Mit den erfolgreichen Erlebnisdörfern setzte er noch einen drauf. Allein jenes in Rövershagen besuchen jedes Jahr mehr als 1,5 Millionen Menschen. Inzwischen gibt es vier weitere solcher Standorte und sogar ein „Karls“-Hotel.
Rund 300 Kilometer südlich von Rövershagen, im 2 035-Seelen-Ort Loburg im Jerichower Land, lässt sich die Begeisterungsfreude des Erdbeer- und längst auch Entertainment-Experten ebenso gut erleben. Hier befindet sich das Rittergut von Barby, das einstige Anwesen von Robert Dahls Großeltern mütterlicherseits.
Als es vor einigen Jahren zum Verkauf stand, griff der Enkel zu - rund 70 Jahre, nachdem sie von hier vertrieben worden waren. „Der Tipp kam von meiner Tante, sie hatte das Angebot im Internet entdeckt“, erzählt der Unternehmer mit der locker-freundlichen Art, der heute circa 900 feste Mitarbeiter und dazu noch ein Vielfaches mehr an Saisonkräften beschäftigt.
Der Kaufpreis hatte bei 80 000 Euro gelegen, für die Sanierung investierte Dahl, wie er berichtet, mehr als vier Millionen Euro. Und machte aus dem marode gewordenen Gemäuer, für dessen Erhalt sich nach der Wende ein Freundeskreis engagierter Leute eingesetzt hatte, ein ansehnliches Ausflugsziel mit Café und Restaurant, Freisitz, Spielplatz und einem kleinen Shop. Aber vor allem: mit vielen weiteren Plänen.
„Für mich als Kind war Loburg ein ganz verheißungsvoller Ort, an dem immer was los ist“, erinnert sich der 48-Jährige, der in der Nähe von Lübeck aufwuchs. Denn immer im Sommer, wenn er damals die Großeltern besuchte, die inzwischen in West-Berlin lebten, habe ihm seine Oma Trude spannende Geschichten aus Loburg erzählt.
Dass er selbst einmal in dem doch eher verschlafenen Ort, der vor allem für seinen Storchenhof bekannt ist, für Bewegung sorgen und Menschen herlocken würde, daran war damals nicht zu denken. Nachdem das in seinen ältesten Teilen 700 Jahre alte Rittergut von Barby im April 2018 nach der umfangreichen Sanierung für die Öffentlichkeit geöffnet worden war, zählte es laut Dahl bis Jahresende mehr als 100 000 Besucher.
Und während mancher Ausflügler an diesem Tag über die perfekt aufeinander abgestimmte Einrichtung, die gelungene Mischung aus Erhaltenem und Modernem staunt, schwärmt der Mann in Jeans, Turnschuhen und Jacke mit Erdbeer-Pin davon, wie es zu genau jenem Interieur kam. Wie akribisch Farben ausgewählt und in einem riesigen Showroom in München nach den passenden Lampen gesucht wurde.
Wie er mit den Denkmalpflegern über Balken und Zimmerdecken diskutierte. Oder die Räume zu ihren Namen kamen. „Friwis Sattelkammer“ etwa mit Reitzubehör an den Wänden erinnert an seinen Onkel, einen Pferdenarr. Sowieso ist die Familie hier überall anzutreffen - auf etlichen Bildern. Historische und heutige bunt gemischt und in schicker Petersburger Hängung angebracht.
„Wir wollten das Haus nicht zu edel, nicht zu schwer gestalten“, sagt Robert Dahl. Zu diesem Ansinnen passt auch, dass sich die Besucher das Essen an der Theke der Gutsküche selbst abholen und sich frei in dem Gebäude bewegen können. So lässt sich alles ganz in Ruhe anschauen.
Wobei man auf manch witziges Detail stoßen kann. Da ist zum Beispiel die Zimmerdecke im Grünen Salon, bei der sich auf den zweiten Blick ein paar aufgemalte Erdbeeren entdecken lassen. Auch auf eine eigens angefertigte Tapete wurden Erdbeeren und Walnüsse gemogelt. Erdbeeren, klar. Aber Walnüsse?
Karls Erdbeerhof: Das plant Erfinder Robert Dahl in Loburg
Genau. Denn die gehören zu Dahls Plänen für Loburg. Auf 50 Hektar Land hat er hier eine riesige Walnussplantage anlegen lassen, circa sechs Hektar sollen noch dazukommen. Loburg als Deutschlands Walnuss-Hauptstadt, dieser Gedanke gefällt dem erfolgreichen Unternehmer und dreifachen Vater, der mit seiner Familie nicht weit entfernt von seinen Erdbeerfeldern nahe Rostock lebt.
Aus den Nüssen sollen einmal ganz verschiedene Produkte entstehen und in den „Karls“-Erlebnisdörfern verkauft werden: Likör, Seife, Brot, Torten. Freilich: Bis es soweit ist, braucht es Zeit. Es dauert um die zehn Jahre, bis bei der Walnuss mit ordentlichen Erträgen zu rechnen ist. Vor etwa vier Jahren wurden die ersten Anpflanzungen gemacht. Auch handelt es sich nicht um ein klassisches Walnussanbaugebiet - „aber einige Sorten funktionieren auch hier“, sagt Dahl. Ihm schwebt für Loburg ein Walnuss-Erlebniszentrum vor, „in dem man auf coole, interaktive Art etwas über Walnüsse erfährt“.
Frank von Holly, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Möckern, zu der Loburg gehört, zeigt sich äußerst angetan, wenn er vom Engagement des Investors spricht: „Mit diesem Mann hat sich etwas bewegt in Loburg. Es ist ein Blühen entstanden, das auf andere Objekte ausstrahlt.“ Aus Loburg höre er überwiegend Begeisterung.
Sicher gebe es dort nun mehr Verkehr, und am Wochenende werde auf dem Markt geparkt. „Mit der alten Ruhe ist es vorbei. Aber die war auch ein beginnendes Sterben“, sagt von Holly. Loburg werde sich noch weiter entwickeln.
Leipzig war vor drei Jahren als möglicher Standort eines „Karls“-Erlebnisdorfes im Gespräch.
Daraus ist bislang nichts geworden, auch wenn die markanten Erdbeer-Stände in Form der Früchte längst hier anzutreffen sind.
Darauf angesprochen, ist Karls-Gründer Robert Dahl hin- und hergerissen. „In keiner anderen Region hat Karls so viele Fans.“ Es sei aber organisatorisch schwierig, man grübele noch, wie dies umzusetzen sei.
Vom Tisch ist das Thema nicht.
Wenn es nach Robert Dahl geht, sowieso. Er kann sich gut vorstellen, dass aus dem Ort „ein deutschlandweit bekanntes Ausflugsziel“ werden kann - „ein Städtchen mit Schau-Manufakturen und schönen kleinen Restaurants“. Gleich gegenüber dem Rittergut befindet sich eine Brennereimanufaktur, mit der er bereits zusammenarbeitet.
Eine Bonbonmanufaktur und ein Indoor-Spielplatz gehören zu Dahls Plänen. Oder Kremserfahrten in die Walnuss-Plantage. Und wenn er nicht gleich noch einen Termin hätte, könnte er, so scheint es, ewig weitererzählen.
››Rittergut von Barby, Münchentor 1, 39279 Loburg, mehr unter www.karls.de/loburg

