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Größter Autozulieferer Sachsen-Anhalts Ifa: Automobilzulieferer aus Sachsen-Anhalt muss saniert werden

Von Steffen Höhne 05.03.2019, 19:08
Sachsen-Anhalts größter Automobilzulieferer Ifa
Sachsen-Anhalts größter Automobilzulieferer Ifa dpa

Halle (Saale) - Sachsen-Anhalts größter Autozulieferer, Ifa hat sich übernommen: Jahrelang expandierte das Unternehmen aus Haldensleben (Börde) weltweit, errichtete einen neuen Produktionsstandort nach dem anderen. Die finanziellen Risiken dabei wurden offenbar unterschätzt.

Unternehmenschef Robert Gutsche sprach gegenüber der MZ am Dienstag von einem „Liquiditätsengpass.“ „Wir mussten im Spätherbst zusätzliche Mittel bei Banken beantragen“, so Gutsche. Der Zulieferer mit insgesamt 3.280 Mitarbeitern ist einer der größten Produzenten von Gelenkwellen für die deutsche Autoindustrie. Zu den Kunden gehören unter anderem Daimler, VW und BMW.

Die Probleme hatten sich bereits seit einigen Monaten angedeutet. Im Sommer 2017 wurde das neue Werk im polnischen Ujest eingeweiht. Doch offenbar durch Planungsfehler konnte die Produktion nicht wie geplant hochgefahren werden.

Das Unternehmen trat daher auf die Kostenbremse: Im Frühjahr 2018 wurden bereits 50 Stellen in der Forschung gestrichen. Wenig später kündigte Ifa an, einen strategischen Partner zu suchen, der sich beteiligt oder den Zulieferer komplett übernimmt. Gutsche sprach damals noch von einem „kerngesunden Unternehmen“.

Vermutlich wusste die Unternehmensspitze jedoch schon damals, dass es finanziell enger wird. „Im vergangenen Jahr haben wir die eingetrübte Autokonjunktur gespürt“, so Gutsche. Die Geschäfte seien aber noch ordentlich gelaufen.

Ifa in Haldensleben: Sanierungsexperte bei größtem Autozulieferer Sachsen-Anhalts

Dennoch: Auf Druck der Banken musste die Ifa-Führung nach eigenen Angaben einen Sanierungsexperten an Bord holen. Seit Jahresanfang ist Arno Haselhorst, ein ehemaliger Mitarbeiter der Unternehmensberatung Roland Berger, als Restrukturierungsmanager tätig.

Als neuer Produktionschef wurde zudem im März Christoph Laeis von der hessischen Automatisierungsfirma Indat Robotics geholt. „Mit diesem Team wollen wir Ifa wieder auf Kurs bringen“, sagt Gutsche. Nach seinen Angaben ist die Belegschaft über die Unternehmensentwicklung informiert. Stellenstreichungen sind nach Angaben des Firmenchefs aktuell „kein Thema“.

Wir brenzlig die Lage des Unternehmens ist, lässt sich von außen kaum beurteilen. Ifa arbeitet in Deutschland an mehreren Standorten. Neben Haldensleben sind das beispielsweise Irxleben und Sangerhausen.

International werden Werke im US-amerikanischen Charleston, im chinesischen Shanghai und im polnischen Ujest betrieben. Das Unternehmen erzielte 2017 laut Geschäftsbericht einen Umsatz von 650 Millionen Euro und erzielte einen Gewinn von 21 Millionen Euro. Die finanzielle Lage wird als „stabil“ bezeichnet.

In der Bilanz wurde aber auch deutlich, dass die Verbindlichkeiten gegenüber Banken von 167,5 Millionen Euro auf 238,8 Millionen Euro gestiegen waren. Aufgrund der hohen Investitionen ist das nicht ungewöhnlich. Doch wenn eingeplante Einnahmen ausbleiben, könnte das zum Problem werden.

Ifa ist einer der größten Gelenkwellen-Produzenten Europas. Gelenkwellen sind dafür da, die Kraft des Motors auf die Räder eines Fahrzeuges zu übertragen. Einer der größten Abnehmer ist der Autobauer Daimler.

Dieser und weitere Autokonzerne sind auf eine reibungslose Zulieferung angewiesen. Einen unkontrollierten Absturz von Ifa halten Fachleute daher für unwahrscheinlich, da die Autobauer das wohl verhindern würden.

Der geplante Verkauf des Unternehmens ist weiter offen. Laut Gutsche hängt der „von den Rahmenbedingungen ab.“ In der aktuellen Situation ließe sich das Unternehmen wohl nur mit deutlichen Preisabschlägen verkaufen, die die Eigentümerfamilie von Nathusius wohl nicht bereit ist hinzunehmen. (mz)